Bayern 2

     

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Die Kunst des Wartens | Bild: colourbox.com

Mittwoch, 18.05.2016
15:05 bis 16:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Geduld
Die Kunst des Wartens

Schluss mit Warten!
Die Kunst des Aufhörens

Das Kalenderblatt
18.5.1966
Weißer Wal im Rhein
Von Christian Fanderl

Als Podcast verfügbar

Geduld - Die Kunst des Wartens
Autorin und Regie: Dorit Kreissl
"Der Mensch hat das Warten verlernt. Darin liegt das Grundübel unserer Zeit", befand der Schriftsteller William Somerset Maugham. Die Geduld ist eine ungeliebte Tugend, die nicht dem Zeitgeist entspricht, wonach alle Bedürfnisse möglichst schnell befriedigt werden sollen. Dabei werden Dinge oder Beziehungen wertvoller, je länger man auf sie warten muss. Die Wissenschaft sagt, die Geduld liegt dem Menschen in den Genen, man kann sie aber auch erlernen. Interessante Ergebnisse erzielte der Psychologe Walter Mischel in den 1970er-Jahren mit seinen Marshmallow-Experimenten. Kinder konnten ein Marshmallow entweder sofort essen oder sie bekamen zwei, wenn sie sich ein wenig warteten. In späteren Studien zeigte Mischel, dass die geduldigen unter diesen Kindern nicht nur selbstbewusster, beruflich erfolgreicher und sozial kompetenter waren, sie konnten auch besser mit Stress umgehen.

Schluss mit Warten! - Die Kunst des Aufhörens
Autor: Rolf Cantzen / Regie: Martin Trauner
'Man muss wissen, wann man aufhört' - die Schriftstellerin Ingeborg Bachmann sagte das, als sie gefragt wurde, warum sie keine Gedichte mehr schreibe. Und der Ex-Fußball-Profi Günter Netzer begründete sein Aufhören als Kommentator: 'Warum ich aufhöre? Weil ich nichts mehr zu sagen habe.' Es scheint eine besondere Kunst zu sein, rechtzeitig aufzuhören. Viele Menschen beherrschen sie nicht. Sie machen weiter, bis sie zusammenbrechen oder zum Aufhören gezwungen werden. Das Aufhören unterliegt in der Leistungs- und Konkurrenzgesellschaft dem Verdacht der Schwäche: Man schafft es nicht mehr, den ständig neuen Anforderungen flexibel zu genügen und gibt resigniert auf, wirft die Flinte ins Korn und kapituliert. Ein solches Aufhören ist unfreiwillig und erzwungen. Zu einer Kunst wird das Aufhören, wenn der Mensch in sich hinein-hört und sich dann entschließt, 'auszusteigen', mit etwas bewusst Schluss zu machen - mit einem Job, mit einer Beziehung, mit alten Gewohnheiten, damit, einem Befehl oder einer Anordnung keinen Gehorsam mehr zu leisten. Ein solches Aufhören ist ein Akt der Freiheit.

Redaktion: Bernhard Kastner
Moderation: Florian Kummert

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