Bayern 2

     

radioWissen am Nachmittag Italo Svevo, Italo Calvino

Italo Calvino | Bild: picture-alliance/dpa

Dienstag, 27.03.2012
15:05 bis 16:00 Uhr

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BAYERN 2

Italo Svevo
Von der Zukunft der Erinnerung

Italo Calvino
Von unsichtbaren Städten, Bäumen und Baronen

Das Kalenderblatt
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Italo Svevo – Von der Zukunft der Erinnerung
von Andrea Brüdern
Der Dichter Italo Svevo, ist bis heute ein Geheimtipp der Literaturszene geblieben. Svevo, auch als "italienischer Proust" bezeichnet, wurde als Ettore Schmitz,
1861 in Triest, der quirligen Hafenstadt im Dreiländereck zwischen Österreich, Deutschland und Italien, als Sohn eines deutschen Kaufmanns und einer Italienerin geboren. Der Schriftsteller, der auch als Unternehmer arbeitete, nannte sich im Pseudonym der "italienische Deutsche" und betont damit seine Zerrissenheit, zwischen den Kulturen und Identitäten. Das äußerlich schmale, aber inhaltlich gewichtige Werk, wurde 1923 mit dem dritten Roman " Zeno Cosini" berühmt und von Jean Paul Sartre als Italiens Beitrag zur Weltliteratur des 20 Jahrhunderts bezeichnet. Alle seine Romanfiguren tragen biografische Züge, sie quälen sich in ungeliebten Brotberufen und fühlen sich lebenslang als untaugliche, verkannte Bürger, beschwert von unerfüllbaren Wünschen und Liebessehnsüchten. Die besonders feinsinnige seelische Empfindungsprosa, wurde auch von den Anfängen der Psychoanalyse geprägt. Italo Svevo wirft einen scharfsinnigen, humorvollen Blick auf die gesellschaftlichen Ereignisse seiner Zeit.

Italo Calvino – Von unsichtbaren Städten, Bäumen und Baronen
von Christina Hamel
Der Freund und Schriftstellerkollege Cesare Pavese nannte Italo Calvino einmal "Eichhörnchen der Feder" – wegen seines leichten, raschen und beweglichen Stils. Ein Stil, der lustvoll auf dem Grat zwischen Wirklichkeit und Märchen balanciert und immer auch den Schein ernst nimmt. Italo Calvino, der 1923 auf Cuba als Sohn italienischer Eltern geboren wurde, zählt zu den bedeutendsten Autoren des 20. Jahrhunderts. Seine Spezialität: Die Schaffung von Erzähllabyrinthen. Schließlich gehört das sich Verirren zu den ganz grundsätzlichen Lebenserfahrungen. Und Schalk und Witz Italo Calvinos reichen auch für ein paar Umwege. Da ruft beispielsweise einmal ein Mann vor einem Haus stehend nach "Teresa" in den oberen Stockwerken. Ein Passant kommt rufend zur Hilfe! Te-reee-saaa! Im Nu ist die Straße voller Menschen, die alle nach Teresa rufen. "Es klang sehr gut. Allerdings antwortet niemand." Eine Teresa, bekennt der erste Rufer, gebe es gar nicht in jenem Haus. Man könne auch etwas anderes rufen. Darauf Italo Calvino durch den Mund eines weiteren Rufers: "Wir können ja noch einmal Teresa rufen, und dann gehen wir alle nach Hause." Mediterrane Wärme mischt sich bei diesem Autor auf schönste Weise mit Humor. Doch auch in öffentlichen Debatten fehlte Calvinos Stimme nicht: Der Schriftsteller, der in der Resistenza gegen die deutschen Faschisten kämpfte, war Mitglied der Kommunistischen Partei, arbeitete als Lektor des Einaudi-Verlags in Turin und schrieb für Zeitungen und Zeitschriften.

Redaktion: Petra Herrmann
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