Bayern 2

     

radioWissen Der Brecht und die Giehse

Bertolt Brecht | Bild: picture-alliance/dpa

Dienstag, 27.03.2012
09:05 bis 10:00 Uhr

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BAYERN 2

Therese Giehse
Ein starker Charakter

Geschichten vom Herrn Brecht
Ein Lebensabriss

Das Kalenderblatt
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Therese Giehse – Ein starker Charakter
von Dorit Kreissl
"Nicht immer den Schwindel mit dem Gefühl, das ist ja überhaupt was Furchtbares das Gefühl. Das ist schon da, aber daraus ein Geschöpf zu machen, das ist Hurerei. Man muß die Gestalten zerlegen und sie den Menschen klar deuten". Therese Giehse über ihr Rollenverständnis. Für Bertolt Brecht war sie die größte Schauspielerin Europas. Therese Giehse, 1898 in München geboren, verkörperte viele starke Frauen auf der Bühne, allen voran Brechts "Mutter Courage". Sie spielte Gorkis "Wassa Schelesnowa", die Marthe Rull in Kleists “Zerbrochenen Krug“ und die Irrenärztin Mathilde von Zahnd in den „Physikern“. Dürrenmatt schrieb extra für die Giehse die Rolle um. Gegen die Nazi-Diktatur engagierte sich die Jüdin Giehse mit politischem Kabarett. Sie gründete Anfang 1933 die "Pfeffermühle" mit Erika und Klaus Mann. Wenige Wochen später wurde die Giehse denunziert, sie floh in die Schweiz, wo sie mit der "Pfeffermühle" in den folgenden Jahren große Erfolge feierte.
Die Rückkehr aus dem Exil nach 1945 fiel ihr nicht leicht. Sie analysierte: "Die ältere Generation hat aus dem Krieg verdammt wenig gelernt, sie sind böswillig".
Die Schauspielerin feierte an den Münchner Kammerspielen Triumphe. Film- und Fernsehrollen mehrten ihren Ruhm. Eine ihrer letzten Rollen war die Oma Häusler in den "Münchner Gschichten" von Helmut Dietl.

Geschichten vom Herrn Brecht – Ein Lebensabriss
von Thomas Morawetz
"Ich Bertolt Brecht bin aus den schwarzen Wäldern … und die Kälte der Wälder wird in mir bis zu meinem Absterben sein." Geboren wird Bert Brecht in Wirklichkeit 1898 in Augsburg, aber die Kälte der Wälder passt am besten zu ihm, findet der junge Brecht. Schon mit 15 Jahren glaubt er fest an sich, Dichterfürst will er werden; und so inszeniert er sich auch, wie Wolf aus den Wäldern, hungrig, aggressiv und auch eine Spur räudig. Schon früh zwingt Brecht wie ein Stern die Frauen auf seine Umlaufbahn. Die Großfamilie Brecht wächst und gleichzeitig auch sein Erfolg auf den Bühnen. Brecht gelingt das Kunststück, als begeisterter Kommunist das Bürgertum zum Mitsingen zu bringen: Erst kommt das Fressen, dann die Moral! Die Dreigroschenoper wird ein Welterfolg, aber die Bühnen in Deutschland sind ihm bald verschlossen. Nach der Machtübernahme Hitlers beginnt eine 15 Jahre lange Zeit des Exils. Nun entstehen Brechts größte Stücke in Skandinavien, bis er wieder vor Hitler fliehen muss. Ausgerechnet in den USA sucht er nun Zuflucht und findet dabei seinen Meister: Der ganz alltägliche Kapitalismus lähmt seine sonst so unbegreifliche Schaffenskraft. Nach dem Krieg endlich Rückkehr in ein inzwischen sozialistisches Ostberlin. Eine schwierige Endstation für den Kommunisten Brecht, denn hier hat inzwischen die Partei Recht, auch ohne ihn und sein pädagogisches Theater.

Redaktion: Petra Herrmann
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