Bayern 2

     

Bayerisches Feuilleton Zum 60. Geburtstag von Thomas Meinecke

Schmale Krawatten, Stil der 70er Jahre | Bild: National Media Museum/SSPL/Süddeutsche Zeitung Photo

Sonntag, 23.08.2015
20:05 bis 21:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Die schmale Krawatte war das bessere Argument Die Zeitschrift "Mode und Verzweiflung" Von Martin Zeyn Bis 29.8.2015 als Streaming verfügbar Wiederholung vom Samstag, 8.05 Uhr

München Ende der 70er Jahre: Disko lag in der Luft, Giorgio Moroder hatte seine Zelte in Schwabing aufgeschlagen, nach langer politisch legitimierter Kasteiung ging es wieder um Stil und Körper. Mitten in diese Zeit fiel die Gründung einer Künstlerzeitschrift. Gegen Berlin, gegen die Hippies, gegen die pietistische Rechthaberei im linken Lager richtete sich 1978 die Zeitschrift "Mode und Verzweiflung". Neue Manifeste. Neue Freunde. Und hoffentlich eine Handvoll neuer Feinde! Ironie, Klatsch und Subversion: So definierten die Macher und Macherinnen, lange bevor diese Begriffe im modischen Sumpf der 80er jede Trennschärfe verloren, ihren Blickwinkel auf die Welt. Die Auflage war mit anfangs nur 500, später 1000 Stück bescheiden, ein Pressevertrieb lag außerhalb der finanziellen Möglichkeiten. Zwei Dinge unterscheiden diese bohemistische Veröffentlichung von anderen Projekten. Da ist zum einen die Mitarbeiterliste, zu der u. a. der Schriftsteller Thomas Meinecke, der Filmemacher und Theaterregisseur Christoph Schlingensief, die Fotografin Gisela Getty, der vielfach ausgezeichnete Hörspiel- und Bühnenautor Andreas Ammer, der 2005 mit dem Tukan-Preis ausgezeichnete Schriftsteller Thomas Palzer sowie alle Mitglieder der "Intellektuellenband" FSK gehörten. Da ist zum anderen ein ästhetischer Anspruch, d. h. die auffällig gute grafische Gestaltung, die sich wohltuend von den Xerokopien und vom Schreibmaschinensatz anderer Blätter abhebt. Man bejahte die moderne Welt anstatt einfach in das allgemeine Raunen von Entfremdung zu verfallen, man war ironisch statt Marx und Marcuse nachzubeten, man hatte Feinde - möglichst auf allen Seiten, kurz, man war eine Boheme, wie sie - so Martin Zeyn - wohl nur das katholische und anarchische Bayern hervorbringen kann.

Hörkino zum Frühstück statt Frühstücksfernsehen

Das Bayerische Feuilleton erzählt keine Geschichten, die schon 100 Mal erzählt wurden. Alle Spielarten von Geschichte hinter den Geschichten sind möglich. Wir nutzen die Chance für Spott, Scherz, Satire und Ironie. Uns interessieren Themen, in denen sich reale Ortschaften mit Literatur und Kunst verbinden. Wir schätzen Originale in der schönen neuen Medienwelt der "Unauffälligen". Wir bieten radiophone Geschichten mit Gedankenstoff und Spielraum für Gefühle. Als journalistisches Genre hat das Bayerische Feuilleton eine anspruchsvolle Tradition.