Bayern 2

     

radioTexte am Donnerstag Lion Feuchtwanger: Exil (2/7)

Axel Milberg, zu Lion Feuchtwangers "Exil" | Bild: BR / Lisa Hinder

Donnerstag, 26.02.2015
21:05 bis 22:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

"Man erlaubte ihnen nicht zu arbeiten, kaum zu atmen"
Lion Feuchtwangers Panorama des Exils erzählt von denen, die kämpfen, von denen, die zerbrechen, und vom Verrat
Lesung mit Axel Milberg
Redaktion und Moderation: Judith Heitkamp

Exil in Paris, 1935: Der Münchner Komponist Sepp Trautwein legt die Noten weg und wird politisch. Er will solange mit Worten - und das heißt als Redakteur einer deutschen Emigrantenzeitung - kämpfen, bis der von den Nazis entführte Journalist Friedrich Benjamin wieder frei ist. Eine Heldentat - oder reine Energieverschwendung? Lion Feuchtwangers großer Exil-Roman entstand bis 1939 in Frankreich, "im Wettlauf mit dem Krieg", wie der Autor einmal bemerkt. Seine Diagnose der Lebensform Exil ist bis heute gültig. "Wohin immer diese trüben Gäste kamen, waren sie unerwünscht. Man erlaubte ihnen nicht zu arbeiten, kaum zu atmen. Man verlangte "Papiere" von ihnen, Ausweise. Die hatten sie nicht, oder was sie hatten, genügte nicht …"Der Autor weiß, wovon er schreibt, er ist selbst seit Jahren im Exil. Wieder, wie in "Erfolg" (1930), wie in "Die Geschwister Oppermann" (1933), notiert er in einem Roman die politische Entwicklung mit. Empathisch und skeptisch zugleich - und Axel Milberg, der dem Roman seine Stimme leiht, ist beides deutlich anzuhören - erzählt Feuchtwanger vom Exil als einem Zustand, der jeden an seine Grenzen treibt. Auch die, die Exil gewähren, auch die, die mit den Verfolgern gemeinsame Sache machen. Der gegenüber "Erfolg" weniger bekannte, aber nicht weniger gewichtige Roman "Exil" ist in einer großen, siebenteiligen Reihe in der klassischen Lesung zu entdecken, mit Axel Milberg als Sprecher in der Regie von Irene Schuck. Redaktion und Moderation: Judith Heitkamp. Im Nachwort schrieb der Autor 1939 übrigens herausfordernd, dass "der Wiedereinbruch der Barbarei in Deutschland und ihr zeitweiliger Sieg über die Vernunft" eben nur zeitweilig sein könne, er sei im Tiefsten überzeugt, dass das alles enden müsse "mit einem Sieg der Vernunft über die Dummheit" - und er stellte einen weiteren Zeitroman in Aussicht, "Rückkehr". Hitler wurde besiegt, aber Lion Feuchtwanger kam nie wieder zurück nach Deutschland; "Rückkehr" wurde nie geschrieben. radioTexte am Donnerstag, 21.05 Uhr bis 22 Uhr, 19. und 26. Februar, 5., 12., 19. und 26. März, 2. April 2015.