Bayern 2

     

radioWissen am Nachmittag Die Geschichte der IG-Farben

  Historische chemische Reagenzien der IG Farben aus den 1930er Jahren | Bild: picture-alliance/dpa

Montag, 10.12.2012
15:05 bis 16:00 Uhr

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BAYERN 2

Die IG-Farben
Zur Geschichte eines Kartells

Der Prozess gegen die IG-Farben
"Wir waren weniger als Sklaven"

Das Kalenderblatt
10.12.1868
Erste Ampel der Welt in London
Ausgewählte Beiträge als Podcast verfügbar

Die IG-Farben - Zur Geschichte eines Kartells
von Rainer Volk
Für Wirtschaftshistoriker ist die Geschichte der deutschen Chemie-Industrie undenkbar ohne das Kapitel der IG Farben. Wie sich zu Beginn des 20.Jahrhunderts langsam zwei Verbünde großer Hersteller zusammen fanden und die Rohstoffarmut im 1.Weltkrieg die Konzentration vorantrieb, ist nur deren Anfang.
Das Etikett des ‚Verbrecherkartells‘ erhielt der zeitweise größte Chemie-Konzern der Welt erst durch seine Zusammenarbeit mit dem NS-Regime. Künstlicher Kautschuk, die Benzin-Hydrierung aus Kohl und andere Verfahren ermöglichten Autarkie und Kriegsfähigkeit. In Auschwitz und anderen Konzentrationslagern ließ die IG Farben hunderttausende Zwangsarbeiter als Sklaven schuften – und elend sterben. Daher kamen führende Manager nach 1945 vor Gericht und wurden verurteilt. Die Bundesrepublik beschloss, den Großverbund wieder in Einzelfirmen aufzuspalten. Dennoch gab es bis über Jahrzehnte eine „IG Farbenindustrie in Liquidation“, die noch an den Börsen notiert war. Der Konzernname verschwand offiziell erst im Sommer 2012 aus dem Wirtschaftsleben.
Rainer Volk erzählt die nuancenreiche Geschichte der IG Farben, ihrer führenden Forscher und Manager.

Der Prozess gegen die IG-Farben - "Wir waren weniger als Sklaven"
von Michael Marek
Am 20. November 1952 begann vor dem Landgericht Frankfurt am Main die Zeugenvernehmung im Prozess gegen die Interessengemeinschaft Farbenindustrie Aktiengesellschaft, kurz I.G. Farben genannt. Das ehemals größte Chemieunternehmen der Welt hatte in Auschwitz Häftlinge für sich arbeiten lassen, um für den NS-Staat kriegswichtige Güter zu produzieren. Die allermeisten Arbeitssklaven starben durch unzureichende Verpflegung, Gewaltanwendung, das mörderische Arbeitstempo und Selektionen. Das Verfahren angestrengt hatte der Auschwitz-Überlebende Norbert Wollheim. Vor Gericht forderte Wollheim Schmerzensgeld und Schadenersatz für die ohne Lohn unter lebensbedrohenden Bedingungen erzwungene Arbeit als Schweißer im Konzentrations- und Vernichtungslager. Nach dem Ende des Nationalsozialismus wurde damit erstmals gegen ein deutsches Unternehmen geklagt, dass Zwangsarbeiter beschäftigt hatte. Darin liegt bis heute die historische Bedeutung des Prozesses. Seit November 2008 erinnert auf dem Campus der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main das Wollheim-Memorial an das Verfahren und seinen mutigen Initiator.

Redaktion: Brigitte Reimer
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