Bayern 2

     

Bayern - Land und Leute Adalbert Stifter eingeschneit in Lackenhäuser

Schneesturm im Bayerischen Wald | Bild: picture-alliance/dpa

Sonntag, 21.12.2014
13:30 bis 14:00 Uhr

BAYERN 2

Weiße Finsternis
Adalbert Stifter und die Schneehölle von Lackenhäuser
Von Bernhard Setzwein
Als Podcast verfügbar

Schneereiche Winter sind im Bayerischen Wald keine Seltenheit. Erst vor zwei Jahren erlebten die Menschen hier eine wahre Schneehölle. Tagelang herrschte Katastrophenalarm, Hallen stürzten unter der Schneelast ein, Höfe waren von der Außenwelt abgeschnitten.
Der Böhmerwalddichter Adalbert Stifter beweist geradezu thomasbernhard’sches Übertreibungstalent, wenn er behauptet: „Ich habe den vielleicht in 1000 Jahren nicht wieder vorkommenden Schneefall im bairischen Walde unter erschütternden Umständen erlebt.“ Das war im November 1866. Stifter wurde eingeschneit in Lackenhäuser, genauer im Landschlösschen seines Passauer Freundes und Gönners Franz Xaver Rosenberger. Das sogenannte Rosenbergergut am Fuße des Dreisessels war für den Dichter schon seit vielen Jahren ein Refugium, hier hatte er seine eigenen Räumlichkeiten im sogenannten „Ladenstöck’l“, hier konnte er schreiben und sich erholen, was vor allem in seinen letzten Lebensjahren wichtig wurde, litt der Vielesser und Vieltrinker doch unter einer schweren Leberzirrhose.
Das Rosenbergergut spielt eine nicht unwesentliche Rolle in Stifters letztem großen Roman „Witiko“. Und die Erzählung „Aus dem bairischen Walde“, der allerletzte Text, den der Autor vor seinem Tod vollenden konnte, das sind eben jene zwei Dutzend Seiten Prosa, die die Schneehölle in Lackenhäuser beschreiben. Sie zeigen Stifter als geradezu magischen Landschaftsschilderer mit großem Einfluß und Ausstrahlung, immerhin ließ sich niemand anderer als Thomas Mann davon anregen zu seinem berühmten Schneekapitel im „Zauberberg“-Roman.