Bayern 2

     

Bayern - Land und Leute Blockwarte oder "Treppenterrier"

Mann überwacht Treppenhaus | Bild: picture-alliance/dpa

Sonntag, 03.11.2013
13:30 bis 14:00 Uhr

BAYERN 2

"Treppenterrier"
Blockwarte im Nationalsozialismus
Von Ulrich Trebbin
Als Podcast verfügbar

Als Täter sind uns aus der Zeit des Nationalsozialismus vor allem die hohen Chargen ein Begriff: die Angeklagten der Nürnberger Prozesse, Männer wie Adolf Eichmann oder auch besonders grausame KZ-Wächter wie die "Stute von Majdanek". Die alltäglichen Täter sind uns meist weniger präsent. Täter, mit denen jeder Deutsche ständig zu tun hatte, waren die "Blockleiter" - auch "Blockwarte" genannt. 1935 gab es etwa 200 000 von ihnen. Die Bevölkerung nannte sie zwar abfällig "Treppenterrier", dessen ungeachtet hatte man sich vor ihnen in Acht zu nehmen.
Die Blockwarte waren die rangniedrigsten Funktionäre der NSDAP, jeder für etwa 50 Haushalte zuständig. Diese Vorzeigedeutschen, mit arischer Abstammung zurück bis ums Jahr 1800, machten nicht nur Propaganda für die Partei, ließen für das Winterhilfswerk sammeln oder verteilten die Lebensmittelkarten, sondern sie überwachten die Menschen auch, die in ihrem Bereich wohnten: Hielten sie sich an die Luftschutzordnungen? Verdunkelten sie bei Angriffen ihre Fenster? Besaßen sie eine Hakenkreuzfahne und hissten sie, wenn es geboten war? Wer war ein "Judenfreund" oder äußerte sich gar regimekritisch? Die Blockwarte waren erste Ansprechpartner für Denunziationen und stellten Leumundszeugnisse aus. Außerdem führten sie Buch über den Besitz und die Wohnungen der jüdischen Deutschen und leisteten so entscheidende Vorarbeit für die Arisierung.
Ulrich Trebbin erinnert an ein perfides Überwachungssystem.