Bayern 2

     

radioWissen Der Wiener Walzer und Horváth

Komponist Johann Strauss | Bild: picture-alliance/dpa

Dienstag, 07.10.2014
09:05 bis 10:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Alles Walzer
Die Strauß-Dynastie
Autor und Regie: Frank Halbach

Ödön von Horváth
Glaube, Liebe, Hoffnung - und das Gegenteil
Autorin und Regie: Gabriele Knetsch

Das Kalenderblatt
7.10.1937
Rätselhafter Tod von Ufa-Star Renate Müller
Von Xaver Frühbeis

Als Podcasts verfügbar

Die Strauß-Dynastie: Ein Vater und seine drei Söhne lassen die Welt des 19. Jahrhunderts im Dreivierteltakt tanzen: "Alles Walzer!" Walzer, das heißt Massen frei tanzender Individuen, vereint im Rausch der endlosen Drehung. Die Droge Walzer wird produziert von "der Firma" Strauß: Johann Strauß Vater, Johann Strauß Sohn, Josef Strauß und Eduard Strauß. Sie sind die Erfinder einer marktorientierten modernen Unterhaltungsindustrie, die mit Zielgruppen und Werbung arbeitet. Es ist die Geschichte eines Sohnes, der gegen Willen des Vaters Berufsmusiker wird und mit seinen Melodien die Popularität des Seniors schnell überflügelt. Der mit "An der Schönen Blauen Donau" die inoffizielle Hymne Österreichs komponiert hat, zu der Stanley Kubrick in seinem Kultfilm "2001: Odyssee im Weltraum" schwerelose Bilder zauberte. Es ist des Geschichte von Aufstieg und Zerfall eines Familienunternehmens, das die Welt der Unterhaltungsmusik geprägt hat.
Als Ödön von Horváth 1927 in Murnau seinen Antrag stellte, bayerischer Staatsbürger zu werden, wurde er abgelehnt. So blieb dem ungarischen Schriftsteller mit k.-und k.-Vergangenheit nichts anderes übrig, als aus seiner Rast- und Heimatlosigkeit eine Tugend zu machen. Horváth ging zwar gerne in Lederhosen aufs Oktoberfest und liebte das Bauerntheater, der Landsitz seiner Eltern in Murnau wurde für ihn zu einem Fixpunkt in seinem ruhelosen Leben. Doch der ungarische Diplomatensohn blieb ein Weltbürger, der zwischen Budapest, Wien und Berlin pendelte. Den Sohn aus bestem Hause interessierte das Schicksal der kleinen Leute, ihn faszinierte der „Ewige Spießer“, so wie er ihn am Stammtisch kennen lernte, aber er ergriff auch immer wieder Partei für die Frauen, Opfer einer patriarchalischen Gesellschaft. Mit „Geschichten aus dem Wiener Wald“, „Glaube, Liebe, Hoffnung“ oder „Italienische Nacht“ wollte er das „neue Volksstück“ schaffen, illusionslose Theaterstücke in stilisiertem süddeutschem Dialekt. Horváth demaskierte die Phrasen der Bürger, ihre zweifelhafte Moral, ihr aufstiegshungriges Profitdenken - und ihr politisches Hineinschlittern in den Nationalsozialismus.

Redaktion: Petra Herrmann
Unter dieser Adresse finden Sie die Manuskripte von radioWissen:
www.br.de/radio/bayern2/sendungen/radiowissen/manuskripte/index.html

Die ganze Welt des Wissens

Radiowissen bietet Ihnen die ganze Welt des Wissens: spannend erzählt, gut aufbereitet. Nützlich für die Schule und bereichernd für alle Bildungsinteressierten.