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Landesausstellung Regensburg Das älteste Ei des Mittelalters

Die Bayerische Landesausstellung 2014 hat auch das vielleicht älteste unversehrte Hühnerei der Welt präsentiert: Nach Schätzungen ist es ein halbes Jahrtausend alt.

Stand: 18.07.2014

Rohes Ei, gelegt von einem Huhn im späten Mittelalter. Gefunden wurde es in einem Haus in Kempten. | Bild: Haus der bayerischen Geschichte/BR

Gelegt wurde die Kostbarkeit von einem Huhn im späten Mittelalter. Dass das rohe Ei unbeschadet bis in die Gegenwart "überleben" konnte, ist ein kleines Wunder. Man fand es in einem Vorsingerhaus neben der Pfarrkirche St. Mang in Kempten, das zur denkmalgeschützten Häusergruppe Mühlberg-Ensemble gehört.

Das zerbrechliche Hühnerei war gut geschützt, eingelegt in eine Dämmschicht aus Dinkelspelzen und Abfällen. Dieser Osterbrauch war früher im gesamten Alpenraum verbreitet: Meistens verwendete man weiße Eier, die am Gründonnerstag oder Karfreitag gelegt wurden, und ließ sie weihen, bevor man sie zum Schutz des Hauses deponierte.

Die Geschichte vom Schweppermann-Ei

In der Schlacht bei Mühldorf standen sich der Wittelsbacher Ludwig der Bayer und sein Cousin Friedrich der Schöne aus dem Geschlecht der Habsburger gegenüber. Am 28. September 1322 errang Ludwig IV. den Sieg über seinen Konkurrenten um die Königskrone und konnte ihn gefangen nehmen.

Kaiser Ludwig der Bayer auf dem Adlerthron auf einem Relief aus dem Nürnberger Rathaussaal

Zahlreiche Anekdoten ranken sich um das Verhältnis der beiden zueinander, darunter die "Schweppermann"-Geschichte, die der Volksmund heute noch kennt. Nach siegreicher Schlacht hatte Ludwig befohlen, die Truppen mit Essen und Trinken zu versorgen. Doch die finanziellen Mittel in Ludwigs Kriegskasse als auch der Vorrat an Proviant waren zur Neige gegangen. Lediglich Eier waren noch vorhanden. Da sich Seyfried Schweppermann, ein bewährter und betagter Feldhauptmann, ausgesprochen tapfer geschlagen hatte, soll Ludwig der Bayer angeordnet haben, dass er den doppelten Lohn erhalte. So entstand das berühmte Sprichwort: "Jedem Mann ein Ei, dem braven Schweppermann aber zwei".

Begraben liegt der tapfere Ritter Schweppermann, der im 19. Jahrhundert in kaum einem bayerischen Geschichtsbuch fehlte, im Kloster Kastl in der Oberpfalz. Es ist dieselbe Kirche, in der auch eine früh verstorbene Tochter Ludwigs des Bayern ruht. Das Grabmonument Schweppermanns zieren bis heute die sagenhaften Eier.


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