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Bayern genießen Frei - Bayern genießen im Juli

Endlich Wochenende - endlich frei. Aber: Haben Sie wirklich frei? Es ist ja manchmal so eine Sache mit dem "Freihaben". Nur weil wir nicht arbeiten müssen, haben wir nicht automatisch frei.

Stand: 30.06.2021 | Archiv

Auch in der Freizeit gibt es viel zu erledigen und manche haben sogar "Freizeitstress". Um das Wort "frei" dreht sich alles in Bayern genießen im Juli. Nach Lockdown und Corona-Beschränkungen hat es wieder eine große Bedeutung bekommen. Die Möglichkeiten, im sommerlichen Bayern frei zu sein, sind vielfältig. Manche heben dafür sogar ab.

Hier unsere Genuss-Themen aus den bayerischen Regionen rund ums Motto "Frei"

Oberbayern: Vogel frei. Modellflieger im Modellbauclub Ikarus. Von Sarah Khosh-Amoz
Niederbayern: Steuer frei. Die Freibauern und der Gutshof Frath. Von Renate Roßberger
Oberpfalz: Berg frei. Die Naturfreunde in Regensburg. Von Thomas Muggenthaler
Oberfranken: Frei getraut. Die "Trau-Lisl" aus Bamberg. Von Anja Bischof
Mittelfranken: Frei gekocht. Grills und Großküchen im Garten. Von Tobias Föhrenbach
Unterfranken: Frei geschwebt. Der Freiballonclub Franken in Schweinfurt. Von Norbert Steiche
Schwaben: Frei gelebt. Ein "Modeblogger" aus dem 16. Jahrhundert .Von Barbara Leinfelder

Spazierengehen in der Luft

Heißluftballon

Über den Wolken…es reichen drei Worte und viele von uns ergänzen ganz automatisch die Liedzeile von Reinhard Mey. 1974 ist dieses Lied erschienen. "Abgedroschen" ist es heute für die einen - immer noch "rührend schön" für viele andere, weil das Lied etwas mit uns macht: es drückt das uralte menschliche Bedürfnis nach Selbstbestimmung aus. Reinhard Mey hat die Sehnsucht nach Freiheit meisterhaft in Musik gegossen und damals auch den Nerv vieler Menschen in Ostdeutschland getroffen. Drum war das Lied bis zum Herbst 1989 in der DDR verboten. Die Sehnsucht nach Freiheit war in der ehemaligen DDR so groß, dass immer wieder Menschen ihr Leben riskiert haben, um in die Freiheit zu gelangen. So wie jene zwei Familien in Thüringen, denen im September 1979 eine spektakuläre Flucht durch die Luft gelungen ist. In einem selbstgenähten Ballon sind sie von Oberlemnitz in Thüringen 18 Kilometer durch die Dunkelheit geschwebt bis nach Naila in Oberfranken. Das Fahren in einem Ballon bedeutet auch heute für manche Menschen "Freiheit". Etwa beim Freiballonclub Franken, der im Raum Schweinfurt regelmäßig abhebt in den fränkischen Himmel. Mit gerade mal 20 km/h schweben die Ballonfahrer über die Landschaft und finden dabei ein Gefühl von Freiheit. Ballonfahren, ist "Spaziergehen in der Luft."

Freiluftkochen und freie Trauungen

Außenküche von Ofen Stadler

Eine ganz andere Freiheit, nehmen sich immer mehr Hobbyköche heraus, die im Sommer am liebsten im Freien kochen. Die Deutschen gelten ja als "Europameister im Grillen" - jetzt kommt auch noch das Kochen unter freiem Himmel dazu. Immer mehr Freiluftküchen entstehen in den Gärten, dabei wird kein Aufwand gescheut.

Um das kleine, aber doch so bedeutende Wort "frei" geht es heutzutage auch bei Trauungen. Weil sich immer mehr Brautpaare für eine freie Trauung entscheiden - ganz ohne Kirche.  Die Aufgaben des Pfarrers übernehmen dabei freie Trauredner/innen, wie Larissa Fiedler in Bamberg. Sie hält Traureden an den schönsten Orten in Oberfranken. Die Paare kommen bis aus Berlin.

Freiheit in der Natur

Frei sein - bedeutet also für jeden etwas Anderes. Freiheit erlebt ja auch jeder anders. Manche sagen: "Freiheit beginnt im Kopf". Sicher ist, dass jeder von uns ab und zu den Kopf frei bekommen muss. Vom Beruf, von den Sorgen und Bürden des Lebens oder von der gewaltigen Flut an Informationen, die uns jeden Tag überschwemmt. "Den Kopf frei bekommen" - das gelingt vielen Menschen in der Natur. Das hört sich banal an, ist es aber nicht. Schon Friedrich Nietzsche hat einst gesagt: "In der Natur fühlen wir uns so wohl, weil sie kein Urteil über uns hat." Frei sein in der Natur, das geht sogar im Verein, wie etwa bei den Regensburger Naturfreunden, die sich regelmäßig in ihrem Vereinshaus in Schönhofen hoch über dem Laabertal und natürlich am liebsten in der freien Natur treffen.
 

Das Augsburger "klaidungsbuechlin"

"Kleider machen Leute", heißt es. Sich zu kleiden, wie es einem gefällt, ist ein Stück persönliche Freiheit. Das Beispiel des Augsburgers Matthäus Schwarz zeigt das. Er stand vor rund 500 Jahren im Dienste des Hauses Fugger und war eine gut gestellte Persönlichkeit. Schon als junger Mann nahm er sich die Freiheit, seine aufwändigen Garderoben von einem Maler festhalten zu lassen, und das über 40 Jahre hinweg. Entstanden ist so ein einzigartiges Modetagebuch aus dem 16. Jahrhundert - ein einzigartiges kulturhistorisches Dokument.

Freibauern im Bayerischen Wald

Freizeit und Freisein, haben in unserer heutigen Gesellschaft einen hohen Wert. Für die Menschen im mittelalterlichen Bayern hatte das Wort "frei" aber noch eine ungleich höhere Bedeutung, denn es gab viele Unfreie. Frei war fast niemand, nicht einmal die Bauern. Fast alle Bauernhöfe gehörten nicht den Bauern selbst, sondern den Grundherren: Klöstern, Bistümern und Pfarreien, Adelsfamilien oder gleich den bayerischen Herzögen. Die Bauern hatten ihre Höfe nur gepachtet und mussten dafür regelmäßig Abgaben leisten, die sogenannte "Gilt", zum Beispiel Geld, Getreide, Flachs, Käse oder Brennholz. Dazu kam noch das Scharwerk, Hand- und Spanndienste, für die Grundherren. Diesem System mussten sich vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert alle Bauern beugen - oder: fast alle.

Wirtsfamilie Geiger senior und junior vom Gutsgasthof Frath

Es gab nämlich auch einige wenige "Freibauern", wie auf dem Hochplateau bei Drachselsried im Bayerischen Wald. Schon im 13. Jahrhundert wurde der Bauer auf der Frath aus der Leibeigenschaft entlassen - außergewöhnlich. 700 Jahre später spürt man noch immer das Freiheitsgefühl, trotz der vielen Arbeit, denn heutzutage betreibt die Familie nicht nur Landwirtschaft, sondern auch ein Gasthaus und eine Pension. Dort kann jeder der mag, ein paar Tage freie Zeit verbringen.

Tipp:

Zur Frath kann man gut wandern. Es gibt verschiedene Wanderwege, zum Beispiel von den Orten Böbrach oder Bodenmais aus oder auch von der Gemeinde Drachselsried aus, zu der der Weiler Frath gehört. Dort führt von der Ortsmitte aus der "Frather Kirchenweg" hinauf, rund 4 Kilometer lang, der mit einer blauen 6 markiert ist. Auf der Frath wird richtige Hausmannskost serviert, von Fleischpflanzerln bis zur Bachforelle. Das Besondere: zubereitet wird alles auf einem großen, uralten , gusseisernen Holzofen. Das schmeckt man auch, zum Beispiel beim knusprigen und dennoch zarten Schweinebraten. Alles wird natürlich sowieso frisch selbst gemacht, auch Spätzle, Knödel und die Bratkartoffeln, die hier einfach wunderbar schmecken. Das Fleisch stammt von den eigenen Rindern, die noch auf der Weide grasen dürfen, und von selbstgezogenen Schweinen. Der Salat kommt aus dem eigenen Gemüsegarten. Ein besonderer Tipp: der selbstgemachte Butter und seit kurzem auch selbstgemachter Käse.


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