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Therapie von Asthma Was hilft bei Astma?

„Bei der Mehrzahl der Asthmatiker muss man medikamentös behandeln“, erklärt der Vorsitzende der Deutschen Atemwegsliga Prof. Worth: „Meistens funktioniert das so, dass der Betroffene bestimmte Stoffe inhaliert - entweder als Spray oder als Pulver. Das wichtigste Arzneimittel ist dabei das inhalierbare Kortison als entzündungshemmendes Medikament.”

Stand: 31.03.2020

Inhalieren ist bei Asthma in jedem Fall notwendig - im Bild: Frau beim Inhalieren | Bild: Stockbyte

Bei akuten Anfällen gibt man zudem bronchienerweiternde Substanzen, um die Atemwege zu weiten. Die wichtigste Medikamentengruppe sind hier die Beta-2-Sympathomimetika. Reichen diese nicht aus, können zusätzlich Anticholinergika eingesetzt werden.

Übersich über zwei der Asthma-Medikamente

A) Entzündungshemmer

  • zur Dauermedikation (ein- bis zweimal pro Tag)
  • meist inhalierbares Kortison
  • unter Umständen lokale Nebenwirkungen auf die Mundschleimhaut (Pilzbefall möglich, aber selten); bei allen Sprays vermeidbar durch Vorsatzkammer.

Tipp

Wichtig ist eine Spülung des Mund- und Rachenraums nach der Inhalation.

B) Bronchienerweiternde Substanzen

  • beim akuten Anfall, bei akuter Atemnot, auch vorbeugend vor Sport
  • meist Beta-2-Sympathomimetika
  • wirken innerhalb weniger Minuten
  • Wirkungsdauer: sechs Stunden (kurzwirksame) oder zwölf Stunden (langwirksame)
  • Anticholinergika, auch bei akuter Atemnot, wenn Beta-2-Sympathomimetika nicht ausreichen, sowie in der Dauertherapie zur Symptomkontrolle, wenn eine Dauermedikation mit Beta-2- Sympathomimetika nicht reicht.
  • Bestehen Asthma-Beschwerden trotz Behandlung mit inhalativen Corticosteroiden, Beta-2-Sympathomimetika und Anticholinergika fort und ist die Inhaliertechnik des Betroffenen korrekt, so ist von einem schweren Asthma auszugehen.
  • Die Therapie des schweren Asthma erfordert eine weitere Charakterisierung von speziellen Untergruppen des Asthma, die man Phänotypen nennt. In Abhängigkeit vom vorliegenden Phänotyp können Biologika (Antikörper gegen bestimmte Botenstoffe der asthmatischen Entzündung, z.B. Anti-IgE-, Anti IL-5-Antikörper, Anti.IL-4-Antikörper) noch vor dem Einsatz von Cortison-Tabletten in der Dauerbehandlung sinnvoll sein. Dies durch einen Lungenfacharzt zu prüfen.

Selbstkontrolle mit dem Peak-Flow-Meter

Das Peak-Flow-Meter, ein kleines Gerät, das die maximale Stärke des Atemstroms bei der Ausatmung misst, dient den Asthmakranken im täglichen Leben als Monitor: Sinken die Peak-Flow-Werte, so kann der Betroffene selbst eingreifen - etwa mit einem Mittel, das die Bronchien erweitert.

Wichtig: Patientenschulung

Manche Asthmatiker leiden noch immer völlig unnötig, weil sie nicht optimal behandelt werden. Wichtig sei, so Heinrich Worth, dass der Asthmatiker aktiv an der Bewältigung seiner Krankheit mitwirkt: „In einer Patientenschulung zum Beispiel lernt der Patient Verschlechterungen zu erkennen und die Peak-Flow-Messung zur Steuerung der Inhalation der Medikamente einzusetzen. Beim gut eingestellten Asthmatiker beeinflusst so die Krankheit das tägliche Leben nur wenig.“

Tipp: Angehörige schulen

Auch die Lebenspartner sowie bei asthmatischen Kindern die Eltern sollten sich im Umgang mit Asthma schulen, um in einer akuten Situation helfen zu können, und um dem Asthma mit vorzubeugen.

Weitere Therapieansätze

  • Allergene vermeiden (Haustiere entfernen
  • ordentlich lüften, keine Holzschutzmittel)
  • regelmäßiges körperliches Training
  • Raucherentwöhnung (sehr wichtig, gerade auch bei Eltern von asthmatischen Kindern)
  • gesunde Ernährung
  • Darmflora sanieren
  • Umweltbelastungen ausschalten

Körperliches Training

„Studien haben eindeutig gezeigt, dass Sport sich positiv auf die Krankheit auswirkt“, so Lungenexperte Heinrich Worth. Dennoch ist bei vielen Betroffenen die Angst groß, durch körperliche Anstrengung einen Anfall zu provozieren.

Tipps: Vor dem Sport unbedingt

  • Es ist besonders wichtig, sich vorher gut aufzuwärmen.
  • Außerdem sollten Asthmatiker mit dem Peak-Flow-Meter ihre Lungenwerte messen und im Bedarfsfall selbst mit dem entsprechenden Medikament vorbeugen.

Was tun bei einem Asthmaanfall?

Ein schwerer Asthmaanfall kann lebensbedrohlich werden. Manche Anfälle dauern nur Sekunden oder Minuten, die meisten allerdings ziehen sich über Stunden und Tage hin.

"Der Patient sollte bereits frühzeitig reagieren, also wenn die Beschwerden zunehmen oder die Peak-Flow-Werte abnehmen, indem er beispielsweise atemwegserweiternde Medikamente einsetzt. In der Regel können sich gut geschulte Patienten mit dem Notfallspray, das sie immer bei sich tragen sollten, selbst helfen."

Prof. Worth

Wichtig:

Bei einem sehr schweren Anfall oder wenn trotz medikamentöser Behandlung nach zehn Minuten keine Besserung eintritt, muss ein Arzt hinzugezogen werden!

Asthma und COVID-19

Zu den Risikogruppen für den neuartigen Virus COVID-19, der die Lunge angreift, zählen unter anderem auch Asthmatiker und COPD-Patienten.

Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP), die Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie (GPP) und die die Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin (GPA) raten einstimmig dazu, bei Asthma gegebenenfalls die Therapie mit inhalierbaren Steroiden (ICS) unverändert fortführen. In einer Pressemitteilung vom 16. März 2020 schreiben sie:

"Aktuell finden sich Stimmen, die die Therapie mit inhalierbaren Steroiden (ICS) – das Kern-Element der Asthma-Therapie – vor dem Hintergrund der aktuellen Coronavirus-Epidemie in Frage stellen. So wies Professor Dr. med. Christian Drosten, Institut für Virologie der Charité Berlin, in seinem Podcast vom 13. März 2020 darauf hin, dass Asthma-Patienten mit ihrem Arzt darüber sprechen sollten, ein auf Kortison basierendes Asthma-Medikament durch ein Medikament zu ersetzen, welches das Immunsystem weniger angreife. Diese Aussage verunsichert Patienten und Behandler. Die deutschen Asthma-Spezialisten empfehlen, bei Kindern und Erwachsenen mit Asthma eine adäquate und individuell eingestellte antiasthmatische Inhalations-Therapie (insbesondere auch eine ICS-Therapie) nicht aus diesem Grund zu ändern oder gar zu beenden. Die Gefahr, dass sich das Asthma dadurch in bedrohlicher Weise verschlechtert und (ansonsten unnötige) Arztbesuche oder Krankenhaus-Aufenthalte erforderlich macht – einschließlich möglicher Kontakte mit COVID-19-Patienten – sei für den einzelnen Asthma-Patienten wesentlich bedrohlicher als ein mögliches, gleichwohl unbelegtes Risiko einer Förderung der Ansteckung mit dem Coronavirus (SARS-Cov-2). Eine erfolgreiche Inhalationstherapie bei Patienten mit Asthma sollte daher auch und gerade in der aktuellen Coronavirus-Pandemie unverändert fortgesetzt werden.
Alle übrigen, vom Robert Koch-Institut empfohlenen Hygiene- und Vorsichtsmaßnahmen, einschließlich der Meidung von Sozialkontakten, sind selbstverständlich auch von Patienten mit Asthma zu befolgen."


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