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Notfall am See Das können Sie tun, wenn im Badesee jemand Hilfe braucht

Jedes Jahr sterben in Bayern Menschen durch Ertrinken. Häufig passiert das oft, ohne dass es bemerkt wird. Ertrinkende gehen oft einfach lautlos unter. Was Sie tun sollten, wenn Sie einen Badeunfall beobachten.

Stand: 02.08.2024

Steg am Starnberger See mit Badegästen | Bild: mauritius images / Udo Siebig

Woran erkenne ich, wenn jemand ertrinkt?

"Ertrinken sieht oft nicht nach Ertrinken aus. Oft schwimmen die Leute noch ganz normal, dann sind sie plötzlich weg", sagt Horst Auer, Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft Bayern (DLRG). Nur in Ausnahmefällen wedeln Ertrinkende mit den Armen oder schreien um Hilfe. Der Grund: Sie haben keine Kraft mehr die Arme nach oben zu reißen. Ertrinkende versuchen eher, die Arme flach auf dem Wasser zu bewegen, um nicht unterzugehen. Auch können die Betroffenen selbst nicht mehr nach Hilfe rufen, da sie, wenn sie den Kopf über Wasser halten können, die Kraft nutzen müssen, um Luft zu holen. Tatsächlich ertrinken viele Menschen ganz leise, unbemerkt von anderen Badegästen. Wenn Sie jedoch sehen, dass jemand plötzlich untergeht, ist die Situation oft dramatischer als sie aussieht.

Ertrinken: Ertrinkende können nicht um Hilfe rufen

Hilfe rufen

Sie sollten sofort einen Notruf (112) absetzen. Sprechen Sie unbedingt andere Badegäste oder Passanten an. Eine Person sollte an der Zufahrt auf die Rettungskräfte warten und ihnen den Weg zur Unglücksstelle weisen, das spart wertvolle Zeit. Andere sollten versuchen, den Schwimmer aus dem Wasser zu retten.

Hinschwimmen oder nicht

"Die Grundregel lautet: Ihre eigene Gefährdung muss auszuschließen sein", sagt Horst Auer von der DLRG Bayern. Wenn Sie sich nicht in der Lage fühlen, zu der Person zu schwimmen, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen, müssen Sie das nicht tun. Ihr Verhalten gilt dann auch nicht als unterlassene Hilfeleistung.

Versuchen Sie in etwa die Entfernung abzuschätzen, stellen Sie sich zum Vergleich eine Strecke vor, die Sie kennen, zum Beispiel Ihren Garten oder eine Bahn im Schwimmbad. Diese ist normalerweise 25 (seltener auch 50) Meter lang. Auch diese Strecken können anstrengend sein. Immer wieder geraten Menschen in Lebensgefahr, die versuchen, andere zu retten. Deshalb: Überschätzen Sie sich nicht.

Wenn Sie nicht schwimmen, versuchen Sie durch Rufen die Person im Wasser zu beruhigen. Gibt es einen Rettungsring am Ufer, werfen Sie ihn. Auch wenn die Person bereits untergegangen ist, ist es hilfreich, jemanden am Ufer zu haben, der die Stelle zeigen kann.

Entscheiden Sie sich zu schwimmen, sollte jemand am Ufer stehen, der Sie im Auge behält und im Notfall den Rettungskräften die Situation beschreiben kann.

Wie rette ich richtig?

"Ein Ertrinkender greift nach allem, was Halt verspricht. Versuchen Sie die Person erst zu beruhigen und bringen Sie sie dann ans Ufer", so Horst Auer, DLRG Bayern. Die Gefahr, dass der Ertrinkende den Retter umklammert und mit unter Wasser zieht, ist zu groß. Seien Sie deshalb vorsichtig. Ist die Person bereits unter Wasser, tauchen Sie immer wieder kurz ab und versuchen, den Körper zu finden – falls Ihre Kräfte das erlauben.

Kopfschleppgriff

  • Retter befindet sich hinter dem Patienten
  • Patient mit beiden Händen am Kopf greifen
  • Zwei Finger liegen oberhalb des Kinns, drei unterhalb
  • Achtung: Nicht die Kehle abdrücken
  • In Rückenlage an Land schwimmen

Achselschleppgriff

  • Retter befindet sich hinter dem Patienten
  • Patient unter den Achseln greifen
  • In Rückenlage an Land schwimmen

An Land leiten Sie alle Erste-Hilfe-Maßnahmen ein, die notwendig sind. Hat die Atmung bereits ausgesetzt, beginnen Sie sofort mit der Wiederbelebung, so lange bis Rettungskräfte eintreffen und übernehmen.

Sicher schwimmen – so bringen Sie sich nicht in Gefahr

Bleiben Sie am Ufer:
Schwimmen Sie immer parallel zum Ufer, dann ist der Weg ans Land im Notfall nicht so weit.
Schwimmen Sie in Begleitung:
Falls es Ihnen plötzlich schlecht geht, ist die Gefahr unbemerkt unterzugehen, geringer.
Achten Sie auf Steilufer:
An vielen Seen geht es bereits nach wenigen Metern steil bergab. Vorsicht.
Schwimmen Sie nie bei Hochwasser:
Besonders bei einem hohen Pegel werden Flüsse zur Gefahr, weil viele die Kraft des Wassers unterschätzen.
Seien Sie nicht leichtsinnig:
Schlechte Kondition, Alkohol, große Hitze, Krankheit – sind Sie durch äußere Umstände geschwächt oder schlicht nicht ganz fit, gehen Sie nicht schwimmen.

Warum Sie nie erhitzt in kaltes Wasser springen sollten, sondern sich vor dem Schwimmen abkühlen sollten.


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