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Syrien - "Hölle auf Erden" Gespräche gescheitert, Zukunft unklar

Hilfskonvois stehen bereit, aber sie kommen nicht um die umkämpfte Stadt Aleppo. Die Gesundheitsversorgung kann schon lange nicht mehr aufrecht erhalten werden und die Menschen hungern. Jetzt ist auch die letzte Hoffnung gescheitert.

Von: Sabrina Fritz

Stand: 04.10.2016

"Ich denke jeder hat die Geduld mit den Russen verloren“, so der amerikanische Regierungssprecher Josh Earnest. Auf jeden Fall haben es die Amerikaner. Sie stellen ab sofort jegliche Verhandlungen über eine Lösung für den Syrien-Krieg ein. Amerikanische Unterhändler werden vom Verhandlungstisch in Genf abgezogen. Warum haben die Amerikaner die Tür hinter sich zugeknallt?

"Die Russen haben klar gemacht, dass sie die Angriffe nicht aussetzen werden."

Sprecherin des US-Außenministers John Kerry

Die "Hölle auf Erden"

Soldaten der syrischen Armee sollen am 24.9.2016 laut Syrian Arab News Agency (SANA) im Norden von Aleppo das Camp Handarat zurückerobert haben | Bild: picture-alliance/dpa zum Artikel Aleppo Unicef spricht von "Hölle auf Erden"

Der Sprecher von Unicef Deutschland, Rudi Tarneden, hat die Lage in der syrischen Stadt Aleppo als katastrophal bezeichnet. "Aleppo ist heute so etwas wie die Hölle auf Erden," sagte er in der radioWelt auf Bayern 2. [mehr]

Mit diesen Worten versucht die Sprecherin von Außenminister John Kerry die Entscheidung zu rechtfertigen. Mitte September hatten Washington und Moskau einen Waffenstillstand verkündet. Dieser war so löchrig wie die Häuser in Aleppo. US-Bomben trafen Assad-Soldaten, aus Versehen wie das amerikanische Verteidigungsministerium beteuerte. Wenige Tage später wird ein UN-Hilfskonvoi, beladen mit Medikamenten und Lebensmitteln, beschossen, die USA zeigen auf Russland. In Aleppo wird erneut ein Krankenhaus angegriffen. Den Menschen in der Stadt geht das Wasser aus. Es regnet Bomben. Die Diplomaten Kerry und der russische Außenminister Lawrow sind zwar in ständigem Telefonkontakt – doch ohne Ergebnis.

"Seit wir einen Dialog mit dem Russen geführt haben, war unser Ziel humanitäre Hilfe, doch wir haben das Gefühl, wir haben mit den Russen nicht mehr dasselbe Ziel."

Außenamtssprecherin Elizabeth Trudenau

Welches Ziel verfolgt Russland?

Eine Schule nahe Aleppo ist völlig zerstört

Die Russen hätten nur ein Ziel, gemeinsam mit dem syrischen Machhaber Assad und dem Iran die Aufständischen zu besiegen. Im Kampf gegen den mörderischen IS sei Moskau dagegen ziemlich erfolglos: "Seit die Russen vor circa einem Jahr in den Krieg eingegriffen haben, haben sie nicht viel gegen den IS erreicht“, so Regierungssprecher Earnest. Die Amerikaner werfen den Russen seit Monaten vor, sie hätten nicht die radikale Islamisten im Visier, sondern Zivilisten, die gegen Assad sind.

Die Lage in Syrien wird sich verschärfen

Tagesgespräch Bayern 2, 12.05 Uhr bis 13 Uhr:

Thema am 04.10.2016: Und die Welt schaut weiter zu - Was wird jetzt aus Syrien?
Moderation: Stefan Parrisius
Gast: Martin Durm, langjähriger ARD-Korrespondent in Kairo

Da Präsident Putin von diesem Kurs nicht abweiche, haben die Amerikaner die Verhandlungen nun hingeschmissen. Ob man damit denn jetzt nicht den Russen das Feld überlasse?, wurde der Sprecher von Präsident Obama gefragt: "Es werden jetzt wahrscheinlich noch mehr unschuldige Menschen in Syrien getötet werden, was dort passiert ist tragisch und sehr besorgniserregen“, lautete die Antwort. Präsident Obama hat damit wenige Monate vor dem Ende seiner Amtszeit eingestanden, dass er mit seiner Diplomatie in Syrien am Ende ist.

Russland geht auf Konfrontation

Nur noch wenige Krankenhäuser können Patienten aufnehmen

In Washington werden nun weitere Optionen durchgespielt. Zum Beispiel, die Rebellen doch stärker mit Waffen zu versorgen. Russland hat die Entscheidung der Amerikaner bedauert, aber gesagt, sie seien selbst schuld, dass es keine Waffenruhe gebe. Doch mit dem Ende der Gespräche ist es noch nicht genug. Präsident Putin hat die Vereinbarung zurückgezogen, wonach beide Staaten Tonnen an waffenfähigem Plutonium vernichten wollen. Als Grund nannte er die Feindseligkeiten gegen sein Land.


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