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"Schändliche Verschwörung" Brief von Ludwig II. aufgetaucht

Niemand kennt den Nachlass von Ludwig II. so gut wie der Leiter des "Geheimen Hausarchivs" der Wittelsbacher, Gerhard Immler. Er ist überzeugt: Der neu aufgetauchte Brief ist echt - und birgt eine wirkliche Überraschung.

Stand: 26.08.2016

Bayerns König Ludwig II. | Bild: picture-alliance/dpa

Der womöglich letzte Brief von "Märchenköng" Ludwig II. ist aufgetaucht. Ein Schreiben des Königs vom 10. Juni 1886 an Ludwigs Vetter Prinz Ludwig Ferdinand, das der Öffentlichkeit bislang unbekannt war, ist inzwischen im Besitz des Bayerischen Hauptstaatsarchives. Das sagte der Leiter des Geheimen Hausarchivs, Gerhard Immler.

Zuerst hatten die Zeitungen "Die Welt", die "Süddeutsche Zeitung" und die "Bild" darüber berichtet. Das Hausarchiv ist das Archiv der ehemaligen Wittelsbacher Königsfamilie. Aus Sicht des CSU-Politikers und Ludwig-Experten Peter Gauweiler nährt der wohl letzte Brief des sagenumwobenen Bayern-Königs Zweifel an der Theorie vom verrückten "Kini". Gauweiler präsentierte das Schreiben anlässlich des 171. Geburtstages von Ludwig II. im Schloss Hohenschwangau.

"Ein großes Drama der bayerischen Geschichte klärt sich immer mehr auf."

Peter Gauweiler

Eine Verschwörung?

Für Gauweiler ergeben sich aus den Worten des Königs Hinweise auf eine Verschwörung: "Es war ein eindeutiger Staatsstreich". Der Brief belege, dass der König geistig klar genug war, die ihm drohende Gefahr zu erkennen. Er habe wohl geahnt, dass er abgesetzt werden sollte.

Am 9. Juni 1886 wurde Ludwig II. entmündigt, am 13. Juni ertrank er im Starnberger See. Um die Umstände seines Todes - ob es Suizid war oder nicht - ranken sich viele Gerüchte. In dem nun aufgetauchten Brief schreibt Ludwig unter anderem an seinen Vetter, er sehe eine "schändliche Verschwörung! Wer kann nur hinter einem solchen Verbrechen stecken, Prz. Luitpold vermuthlich". Und weiter: "Wie kann aber eine solche Infamität nur möglich sein!!" Ludwig erwähnt darin auch die Gerüchte um seinen Gesundheitszustand ("angebliche Krankheit"), "an der nicht eine Sylbe wahr ist".

Der Brief im Wortlaut:

Das Foto zeigt ein Detail mit der Unterschrift des vermutlich letzten eigenhändigen Briefes König Ludwigs II. vom 10. Juni 1886.

"Theuerster Vetter! Vergib die schlechte Schrift, ich schreibe dieß in höchster Eile.

Denke was Unerhörtes heute geschehen ist!! - Diese Nacht kam eilends einer vom Stallgebäude herauf u. meldete, es wären mehrere Menschen (darunter horribile dictu) ein Minister u. eine meiner Hofchargen in aller Stille angekommen, befahlen meinen Wagen u. Pferde hier (von der oberen Burg) wegzunehmen hinter meinem Rücken u. wollten mich zwingen nach Linderhof zu fahren, offenbar u. mich dort gefangen zu halten, u. Gott weiß was wohl zu thun, Abdankung zu ertrotzen kurz eine schändliche Verschwörung! Wer kann nur hinter einem solchen Verbrechen stecken, Prz. Luitpold vermuthlich.

Durch Gensdarme u. Feuerwehr, die sich tapfer entgegenstemmen ward dieß vorläufig vereitelt. Die Schand-Rebellen wurden arretirt. Behalte dieß Alles bitte vorläufig für Dich. Wie kann aber eine solche Infamität nur möglich sein!! Bitte forsche selbst u. durch Andere Verläßige darauf! Hättest Du so etwas für möglich! gehalten. Schon früher schrieb ich Dir daß ich über absichtlich mit Geld herumgestreute Gerüchte über mich (angebliche Krankheit) an der nicht eine Sylbe wahr ist p) gehört habe. Es ist zu arg. Es muß Licht in diesen Abgrund von Bosheit kommen! In felsenfestem Vertrauen u. inniger Liebe Dein getreuer Vetter Ludwig Hohenschw. 10. Juni 86 (Ergänzung mit Bleistift:) Dieser Abschaum von Bosheit mich nächtlich überfallen u. gefangen nehmen zu wollen!!!"

Ludwig II. – sein Leben, seine Zeit


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Ebert, Mittwoch, 31.August 2016, 11:03 Uhr

1. Randbemerkungen

Dieser Artikel, liebe Leser, ist ja nun schon eine gefühlte Ewigkeit hier präsent.

Sehe ich mir die gewaltige Anzahl von Kommentaren an interessiert es wohl niemand großartig was damals mit dem König geschah.

Seinerzeit wie heute und auch in alle Ewigkeit solange es Menschen gehören Intrigen in den Machtzirkeln zum täglichen Brot.

Es ist durchaus vorstellbar, dass Ludwig II wie auch immer ganz einfach abserviert wurde.

Begründungen gibt es ja reichlich; wohl an erster Stelle ist seine Verschwendungs- und Bausucht, die allerdings dem Freistaate Bayern heute eine gehörige Einnahmequelle beschert. Damals hatte wohl das Volk nicht unerheblich darunter zu leiden.

Ob er sich nun selbst ins Jenseits befördert hat, oder ob da etwas nachgeholfen wurde ist ja heute nicht mehr nachzuvollziehen; ist ja auch letztendlich egal.

Ebert