Diskussion um Zeppelintribüne Maly warnt vor "Entsorgung der Geschichte"
Nürnbergs OB Ulrich Maly (SPD) warnt in der Diskussion um die Sanierung des Reichsparteitagsgeländes vor einer "Entsorgung der deutschen Geschichte". Kritiker bezweifeln, dass es sich lohnt, Millionen in die marode Anlage zu stecken.
Auf einer von den Nürnberger Nachrichten veranstalteten Debatte zum Thema lehnte Maly am Mittwoch (01.04.15) Forderungen nach einem kontrollierten Verfall der Zeppelintribüne erneut ab. Die Tribüne sei das einzige fertiggestellte und bis heute erhaltene Propaganda-Bauwerk der Nazis. Sie werde auch künftig als "authentischer Lernort" für eine Generation gebraucht, die Adolf Hitler nur aus Youtube-Videos kenne, sagte Maly.
Maly: keine Kulisse, aber auch keine Entsorgung
Zwar sei auch er dagegen, die als Torso erhaltene Zeppelintribüne "als Kulisse genauso wieder aufzubauen, wie sie zu Zeiten der Reichsparteitage ausgesehen hat", sagte Maly. Die Stadt prüft derzeit lediglich, wie die marode Anlage "trittsicher" gemacht werden könne. "Aber alles wegzuräumen verbietet sich ebenfalls. Das wäre eine Entsorgung der deutschen Geschichte", warnte das Stadtoberhaupt. Die Zeppelintribüne kontrolliert verfallen zu lassen, wie es seit einiger Zeit einige Architekten und Historiker fordern, sei für ihn ein unangemessener Umgang mit dem früheren Aufmarschgelände der Nazis.
"Um zu verhindern, dass Besucher durch herabfallende Steine in Gefahr geraten, müsste man das rund 90.000 Quadratmeter große Gelände einzäunen. Damit würde man das Gelände wieder mystifizieren. Genau das möchte ich nicht."
Ulrich Maly (SPD), Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg
Ende des "Erhaltungsfetischismus"
Der Jenaer Geschichtsprofessor Norbert Frei riet dagegen von einer Millionen-Investitionen ab. Das Parteitagsgelände sei nur ein "Haufen Steine", den heute kein Jugendlicher mehr beeindrucke. Das gelinge viel besser im Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände. Zudem zweifele Frei daran, dass es bei der Generalsanierung um die von der Stadt veranschlagten 75 Millionen Euro bleibe.
Stattdessen sollte die Stadt die Tribüne in ihrem derzeitigen Zustand belassen und sich auf die nötigsten Sicherungsmaßnahmen beschränken. Es sei im Umgang mit Nazi-Hinterlassenschaften Zeit für ein Ende des "Erhaltungsfetischismus", sagte Frei, der in Jena neuere und neueste Geschichte lehrt.