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Jahrestag der Katastrophe Kapitän der Concordia beschuldigt Steuermann

Schuldzuweisungen von Kapitän Schettino haben die Trauerfeier für die Opfer der Schiffskatastrophe vor einem Jahr überschattet. Während Überlebende und Angehörige der 32 Toten gedachten, beschuldigte Schettino den Steuermann.

Stand: 13.01.2013 | Archiv

Angehörige und Überlebende an der Unglückstelle | Bild: picture-alliance/dpa

"Wenn der Steuermann alles richtig verstanden hätte, wäre das Schiff vorbeigefahren, ohne dass etwas passiert wäre", sagte Francesco Schettino in einem Fernsehinterview laut der italienischen Nachrichtenagentur Ansa.

Ort der Katastrophe

Vor genau einem Jahr ist das Kreuzfahrtschiff "Costa Concordia" vor der Mittelmeerinsel Giglio auf Grund gelaufen und havariert. 32 Menschen starben bei dem Unglück, darunter zwölf Deutsche. Eine Gedenkveranstaltung erinnerte heute an die Toten. "Gib den Opfern, die ihr Leben verloren haben, Frieden", hieß es in den Fürbitten. Bischof Guglielmo Borghetti dankte den Bewohnern von Giglio, die nach dem Unglück zum Hafen geeilt waren, um den mehr als 4.000 Schiffbrüchigen zu helfen. Die Öffentlichkeit war von der Messe in der Kirche Santi Lorenzo e Mamiliano ausgeschlossen, sie wurde aber auf einer großen Leinwand im Hafen übertragen. In der Kirche hatten viele Schiffbrüchige nach dem Unglück am 13. Januar 2012 Zuflucht gefunden. "Die Verantwortlichen werden streng bestraft werden", versprach der italienische Umweltminister, Corrado Clini, der zum Jahrestag nach Giglio gekommen war.

"Dieses Unglück lehrt uns, dass Oberflächlichkeit und Inkompetenz manchmal unterschätzt werden - dabei sind das zwei sehr schlimme Risiken."

Corrado Clini, italienischer Umweltminister

32 Namen in Gold

Gedenktafel für Opfer

Der Bürgermeister der Insel, Vertreter der Reederei "Costa Crociere" und Angehörige von Opfern brachten einen Felsen zu dem Riff vor der Küste, an dem der Rumpf der Costa Concordia vor einem Jahr aufgerissen wurde. Mit Hilfe eines Krans wurde der Felsen auf dem Riff versenkt. Gleichzeitig war ein Nebelhorn zu hören.

Darüberhinaus wurde auf der toskanischen Insel eine Gedenktafeln aufgestellt, die an die Opfer erinnern soll. Auf goldenem Untergrund sind die Namen der 32 Toten und der Umriss einer Muschel eingraviert. Der Höhepunkt der Feierlichkeiten fand am späten Abend statt: Um 21.45 Uhr heulten im Hafen die Sirenen auf. Genau um diese Uhrzeit stieß die Costa Concordia vor einem Jahr auf den Felsen.

Reederei wollte keine Überlebenden bei Gedenkfeierlichkeiten

"Es ist gut hier zu sein", sagte die Französin Anne Marie Royer. "Wir sind gekommen, damit der Kreis sich schließt." Eine Freundin, die ebenfalls mit der "Concordia" gereist war, könne seit der Katastrophe nicht mehr arbeiten, sagte die 49-Jährige. "Sie schafft es psychisch nicht." Ein weiteres Mitglied der französischen Reisegruppe sagte, die Reederei habe die Überlebenden aufgefordert, nicht zum Jahrestag nach Giglio zu kommen. Der Gedenktag solle den Angehörigen der 32 Menschen vorbehalten sein, die bei der Havarie ums Leben kamen. Unter den Toten waren auch zwölf Deutsche.

Verfahren gegen die Schuldigen

Auch die heftigen Vorwürfe gegen Kapitän Schettino wurden ein Jahr nach der Unglücksnacht wieder laut. Der Kapitän steht nach wie vor unter Hausarrest. Gegen ihn läuft unter anderem ein Verfahren wegen fahrlässiger Tötung und wegen Verursachung eines Schiffsbruches. Ihm wird zudem vorgeworfen, zu nah an die Küste herangefahren zu sein. Auch hatte er sein Schiff mitten in der Evakuierung verlassen. Wann Prozessbeginn sein wird, ist noch unklar. Klar ist allerdings, dass Schettino im Zentrum des Mammutverfahren stehen dürfte.

Wie lange wird das Wrack noch vor Giglio liegen?

Wann das havarierte Schiff geborgen werden kann, ist immer noch unklar. Der Leiter des italienischen Zivilschutzes, Franco Gabrielli, sagte, das Wrack könne frühestens im September und nicht, wie geplant, Anfang des Jahres abgeschleppt werden. Die Kosten würden sich voraussichtlich auf 400 Millionen Euro erhöhen. Bisher hatte man mit 300 Millionen gerechnet.

Costa Concordia - Bilder einer vermeidbaren Katastrophe


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