0

Bombenanschlag in Budapest Polizist meldet sich per Notruf

Nach dem Bombenanschlag in Budapest gibt es erste Erkenntnisse der Polizei. Demnach soll ein Mann vor der Detonation eine Tasche in der Nähe des Tatorts abgestellt haben und sich danach entfernt haben. Für den obersten Polizeichef ist unterdessen klar: Zielscheibe war die Polizei.

Von: Stephan Ozsváth

Stand: 25.09.2016

Forensiker untersuchen den Ort der Bombenexplosion in Budapest | Bild: dpa/Peter Lakatos

Der Notruf erreichte die ungarische Polizei am Samstagabend. Der Mann, der hier um Hilfe ruft, ist einer der beiden verletzten Streifenpolizisten, die in der Innenstadt durch einen Sprengsatz verletzt wurden. Um 22.36 Uhr explodierte der in einem beliebten Ausgehviertel nahe dem Oktogon, teilte Ungarns Polizeichef Károly Papp am Abend auf einer Pressekonferenz mit, zu deren Beginn der Notruf vor der Presse abgespielt wurde.

"Der Sprengsatz war mit Splitter-Material gefüllt und hausgemacht. Mehr möchte ich dazu nicht sagen."

Polizeichef Károly Papp

Blaue Jeans und weiße Sportschuhe

Die Polizei selbst sei das Ziel gewesen, so Ungarns oberster Polizeichef. Aber warum ? Auch wie es zu der Explosion kam, ist weiter unklar. Allerdings soll ein junger Mann kurz vorher eine Tasche abgestellt und sich dann entfernt haben. Der Polizeichef beschrieb den Mann so:

"Ungefähr 1,70 Meter groß. 20 bis 25 Jahre alt. Er trug einen hellen Angler-Hut und eine dunkle Leinenjacke. Blaue Jeans. Weiße Sportschuhe."

Károly Papp

Den ganzen Sonntag über war das Gebiet um den Ort der Explosion abgesperrt. Busse wurden umgeleitet, Anwohner befragt. Die Polizei hat auch eine Hotline für Hinweise geschaltet und Kamera-Aufnahmen beschlagnahmt.

"Als erstes habe ich gedacht: Ist das wahr, was ich immer gedacht habe, dass uns jetzt auch der Terror erreicht hat ? Davor habe ich schon lange Angst. Bestimmte Terrornetzwerke, deren Namen ich nicht nennen will, haben ja auch Ungarn gedroht."

Augenzeuge Kadosa Bencsy gegenüber Hir TV.

Polizei verschärft Sicherheitsmaßnahmen

Gleich zu Wochenbeginn werden sich die Sicherheits-Experten des Parlaments zusammen setzen, um über die Lage zu beraten. Weil Sprengstoff verwendet wurde, hat die Polizei auch die Sicherheitsvorkehrungen im Land verschärft. Károly Papp erklärte, er habe entsprechend den Vorschriften verschärfte Kontrollen auf dem Flughafen von Budapest, an den Grenzübergängen und Polizeibegleitung auf einigen internationalen Zugstrecken angeordnet.

Spekulation über Inszenierung

Lange tappte die Öffentlichkeit im Dunkeln, was eigentlich passiert war. Das sorgte auch für Kritik. Die linke Splitterpartei des ehemaligen Premiers Gyurcsány, Demokratische Koalition, setzte der Regierung ein Ultimatum. Bis zum Abend wolle man wissen, was geschehen sei. Ein Parteisprecher sagte.

"In Westeuropa weiß die Polizei nach ein, zwei Stunden nach so einem Vorfall mit großer Wahrscheinlichkeit, was passiert ist. Wir glauben nicht, dass die ungarische Polizei schlechter ist als die belgische, französische oder englische. Wir hoffen, dass die zwei verletzten Polizisten nicht die unschuldigen Opfer einer hemmungslosen Kampagne sind."

Parteisprecher

In sozialen Medien war spekuliert worden, die Regierung habe diesen Anschlag vor dem Referendum gegen die Flüchtlingsquoten in einer Woche inszeniert. Die Regierungskampagne stellt einen direkten Zusammenhang zwischen Flüchtlingskrise und Terrorismus her. Vor einigen Monaten hat sich die Regierung vom Parlament umfassende Anti-Terror-Vollmachten genehmigen lassen. Anti-Terror-Kräfte und Geheimdienst sind in die Ermittlungen eingebunden, hieß es auf der Pressekonferenz der Polizei am Abend. 


0