ARD alpha - Klassiker der Weltliteratur


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Klassiker der Weltliteratur Daniel Defoes "Robinson Crusoe"

Eigentlich heißt das Werk "Robinson Crusoes Leben und seltsame Abenteuer" und wurde den Lesern als Tatsachenbericht verkauft. Die Geschichte Crusoes, der Schiffbruch erleidet und 14 Jahre auf einer einsamen Insel lebt, beflügelte viele Autoren zu ähnlichen Erzählungen.

Stand: 16.10.2017 | Archiv

Schriftsteller Daniel Defoe | Bild: picture-alliance/dpa

Crusoes gottesfürchtiger Vater wünscht sich lediglich, dass sein Sohn einen ehrbaren Beruf ergreift und ein dem Herrn gefälliges Leben führt. Aber Robinson haut und ab und heuert als Matrose an, denn er sucht das Abenteuer, will Kaufmann und schließlich reich werden. Doch das ist nicht so einfach. Er kommt zu Geld, verliert es wieder, verspekuliert sich - schließlich erleidet er nicht nur in finanzieller Hinsicht Schiffbruch.

Er strandet als einziger Überlebender auf einer Insel. Aus dem Schiff kann er noch einige nützliche Dinge bergen, Werkzeug, eine Hängematte, eine Bibel und Schreibzeug. Mit diesen Utensilien muss Crusoe ein neues Leben beginnen. Er glaubt sich allein auf seiner Insel, bis er eines Tages menschliche Fußspuren am Strand entdeckt und schließlich an einem Freitag die Bekanntschaft eines jungen Eingeborenen macht.

"Er war ein stattlicher, hübscher Kerl, wohlgebaut, kräftig von Gliedern, schlank und wohl proportionirt. Nach meiner Berechnung zählte er etwa sechsundzwanzig Jahre. Seine Gesichtszüge waren männlich und ohne wilden Ausdruck. Besonders wenn er lächelte, hatte er die ganze Anmuth und Sanftmuth eines gebildeten Europäers. Sein Haar war lang und schwarz und nicht völlig gekräuselt; die Stirn hoch und breit und seine Augen sehr lebhaft und von einem funkelnden scharfen Ausdruck. Seine Hautfarbe war nicht völlig schwarz, sondern braungelb, aber nicht von jener häßlichen gelben, widerlichen Farbe, wie man sie bei den brasilianischen, virginischen und anderen Eingeborenen von Amerika sieht, sondern von einer Art glänzenden Olivenbrauns, das einen angenehmen, aber schwer beschreiblichen Anblick gewährte. Sein Gesicht war rund und voll, die Nase klein und nicht platt wie die der Neger, der Mund schön, die Lippen schmal, die Zähne wohlgereiht und weiß wie Elfenbein."

(Daniel Defoe: Robinson Crusoes Leben und seltsame Abenteuer. Übersetzt von Karl Altmüller)

Defoe - ein Leben wie ein Roman

In Daniel Defoes Leben geht es kaum weniger wild zu als in seinen Romanen. Er kam Anfang 1660 in London als Sohn eines Fleischers zur Welt. Er sollte Geistlicher werden, entschied sich aber für eine kaufmännische Karriere. Er scheiterte und versuchte sich daraufhin in den unterschiedlichsten Berufen wie Schiffsversicherer und Ziegelhersteller. Er häuft Schulden an und flieht vor der Strafverfolgung, indem er reich heiratet. In der Ehe entdeckt er das Schreiben für sich und gibt Zeitschriften heraus, veröffentlicht Artikel, verfasst Satiren und mischt sich in die Politik ein, weil er die Lebensbedingungen seiner Landsleute verbessern will. Schließlich handelt er sich mit einem seiner gegen die anglikanische Kirche gerichteten Pamphlete handfesten Ärger ein und wird an den Pranger gestellt. Doch die Passanten bejubeln Defoe, statt ihn zu bewerfen und bespucken. Er schreibt weiter und strebt in seinen Werken danach, moralische und aufklärerische Gedanken mit unterhaltsamen Geschichten zu verbinden. Und immer wieder eckt er bei der Obrigkeit an, muss ins Gefängnis, ändert seinen Namen von Foe in Defoe und stirbt schließlich 1731 in London.


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