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Exzellent Wie wird man Nobelpreisträger?

Jedes Jahr am 10. Dezember, am Todestag des Preisstifters Alfred Nobel, werden die Besten der Besten ihrer wissenschaftlichen Disziplinen geehrt. Um für einen Nobelpreis in Frage zu kommen, muss man nominiert werden.

Von: Corinna Benning

Stand: 19.07.2019

Jedes Jahr am 10. Dezember, am Todestag des Preisstifters Alfred Nobel, werden die Besten der Besten ihrer wissenschaftlichen Disziplinen in einem Festakt geehrt. Um für einen Nobelpreis in Frage zu kommen, muss man nominiert werden.

Alfred Nobel hat den nach ihm benannten Preis ins Leben gerufen. Der 1896 verstorbene schwedische Industrielle und Dynamit-Erfinder beauftragte das Parlament damit, jährlich Persönlichkeiten oder Organisationen für ihre Verdienste um die Menschheit zu ehren. In seinem Testament legte Nobel fest, dass für den Preis die Zinsen seines Vermögens verwendet werden sollten.

Der Preis wird in sechs verschiedenen Kategorien verliehen: Frieden, Literatur, Wirtschaft, Physik, Chemie und Medizin. Geehrt werden soll, wer „am besten für die Verbrüderung der Völker gewirkt hat, für die Abschaffung oder Verminderung der stehenden Heere sowie für die Bildung und Verbreitung von Friedenskongressen“.

Was sind die Vergabekriterien für diese weltweit höchsten wissenschaftlichen Auszeichnungen und was müssen Forscher heute leisten müssen, um für den Preis nominiert zu werden und ihn zu bekommen?

Nobelpreis für Medizin 2018

Der Medizin-Nobelpreis ging an zwei Krebsforscher: den Amerikaner James P. Allison vom MD Anderson Cancer Center in Houston und den Japaner Tasuku Honjo von der Kyoto Universität. Sie haben entdeckt, wie sich das Immunsystem so stimulieren lässt, dass es Tumorzellen angreift. Dabei entwickelten die Forscher unabhängig voneinander eine Therapie, die die körpereigene Abwehr entfesselt und sie dadurch in die Lage versetzt, Tumorzellen aus der Deckung holen und zu vernichten. Eine bahnbrechende Idee, denn der Tumor wird so von der körpereigenen Abwehr beseitigt. 

Dieses neue Therapieprinzip könnte bald eine vierte Säule der Krebsmedizin werden, neben Chirurgie, Bestrahlung und Chemotherapie. Der Medizin-Nobelpreis ist, wie die Preise für Chemie und Physik, mit neun Millionen schwedischen Kronen dotiert, das sind umgerechnet rund 870.000 Euro.

Nobelpreis für Chemie 2018

Die Evolution hat Lebewesen hervorgebracht, die optimal an die Umweltbedingungen angepasst sind. Die drei Chemie-Nobelpreisträger 2018 haben die Evolution nachgeahmt – und damit neue Moleküle geschaffen. Eine Hälfte des Preises erhält die US-Forscherin Frances Hamilton Arnold. Die andere Hälfte teilen sich der Amerikaner George P. Smith und der Brite Sir Gregory P. Winter.

Die drei Wissenschaftler haben zielgerichtet neue Proteine, Enzyme oder Antikörper mit gewünschten Eigenschaften hergestellt. Diese „Evolution im Reagenzglas“ hat zahlreiche technische und medizinische Innovationen ermöglicht – unter anderem die Entwicklung des erfolgreichen Medikaments Adalimumab, das bei rheumatoider Arthritis, Psoriasis und weiteren Autoimmunerkrankungen hilft.

Nobelpreis für Physik 2018

Der Nobelpreis für Physik 2018 geht zur Hälfte an den US-Amerikaner Arthur Ashkin und zur anderen Hälfte an den Franzosen Gerard Mourou sowie an Donna Strickland für ihre Arbeiten über Laserphysik. Die Kanadierin ist erst die dritte Frau, die den Preis erhält. Arthur Ashkin ist mit 96 Jahren der älteste Wissenschaftler, der je vom Nobelpreiskomitee ausgezeichnet wurde. Die drei Forscher haben Lichtstrahlen zu einem Präzisionswerkzeug gemacht und damit die Anwendungen von Lasern immens erweitert.

Arthur Ashkin hat früh entdeckt, dass man mit Licht auch Dinge bewegen und festhalten kann. So erfand er eine Art Licht-Pinzette, um winzige Dinge genau zu studieren. Damit können Zellen, Bakterien, Viren oder einzelne Eiweiße quasi eingesperrt und dann untersucht werden. Dazu braucht man einen Lichtstrahl mit bestimmten Eigenschaften. Ein solcher ultrakurzer Puls ermöglicht etwa auch die Herstellung von Stents, die sehr klein sind und Blutgefäße stabilisieren. 

Strickland und Mourou entwickelten die Methode zur Erzeugung ultrakurzer Laserpulse weiter, um damit Gewebe zu verändern. Eine wichtige Anwendung ist die Behandlung von Kurzsichtigkeit: Mit Lasern kann man heutzutage nahezu gefahrlos die Sehschärfe verbessern. 

Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften:

Wirtschaftsnobelpreis 2018

Der Wirtschaftsnobelpreis 2018 geht an die US-Ökonomen William Nordhaus und Paul Romer. Sie haben die Zusammenhänge von nachhaltigem Wirtschaftswachstum und Klimawandel sowie technischem Fortschritt untersucht. Die Nobelpreis-Jury hob hervor, dass die beiden Ökonomen nicht für ihre Antworten, sondern vor allem für ihre Ansätze für weitere Forschung den Preis erhalten. Vor allem William Nordhaus, der an der Yale Universität lehrt, hat sich als Experte für Umwelt- und Klimaökonomie einen Namen gemacht. Dabei geht es etwa um die Frage, wie sich Wirtschaftswachstum mit einem möglichst effizienten und schonenden Umgang mit den natürlichen Ressourcen vereinbaren lässt.

Paul Romer war Chefökonom der Weltbank und ist jetzt Professor an der Stern School of Business in New York City. Er beschäftigt sich mit Entwicklungsländern, etwa wie sich die Verstädterung auf das Wachstum auswirkt und welche Folgen technische Neuerungen haben.

Die mit umgerechnet rund 870.000 Euro dotierte Auszeichnung geht nicht auf das Testament des Erfinders Alfred Nobel zurück. Sie gilt daher nicht als klassischer Nobelpreis. Die schwedische Reichsbank stiftete den Preis 1968 nachträglich. Verliehen wird er zusammen mit den anderen Nobelpreisen am 10. Dezember, dem Todestag Nobels.

Friedensnobelpreis 2018

Der kongolesische Arzt Denis Mukwege und die irakische Menschenrechtsaktivistin Nadia Murad bekämpfen sexuelle Gewalt als Kriegsmittel in bewaffneten Konflikten. Dafür wurden sie mit dem Friedensnobelpreis 2018 ausgezeichnet. Der Preis gilt als weltweit wichtigste politische Auszeichnung. Ins Leben gerufen wurde er vom 1896 gestorbenen schwedischen Dynamit-Erfinder Alfred Nobel. In seinem Testament beauftragte er das norwegische Parlament, jährlich bis zu drei Persönlichkeiten oder Organisationen für ihre Verdienste um die Menschheit zu ehren. Ausgezeichnet werden soll, wer "am meisten oder besten für die Verbrüderung der Völker gewirkt hat, für die Abschaffung oder Verminderung stehender Heere sowie für die Bildung und Verbreitung von Friedenskongressen". Seit 1960 werden auch der Einsatz für Menschenrechte und seit 2004 das Wirken für die Umwelt geehrt. Die mit umgerechnet rund 860.000 Euro dotierte Auszeichnung für Frieden wird als einziger der fünf Nobelpreise im norwegischen Oslo vergeben.

Kein Literaturnobelpreis 2018

Zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg setzt die Schwedische Akademie die Vergabe des Literaturnobelpreises aus. Die offizielle Begründung ist nachzulesen unter diesem Link der Schwedischen Akademie:

Das Nobelkomitee

Der Nobelpreis wird in fünf thematisch unterschiedlichen Kategorien vergeben. Für jede der fünf Kategorien gibt es ein eigenes Nobelkomitee, das damit betraut ist, Kandidaten für die Auszeichnung mit dem Nobelpreis zu nominieren.

Vier der fünf Nobelkomitees sind Arbeitskreise innerhalb der Institutionen, die auch den Nobelpreis verleihen. Für die Nobelpreise auf den Fachgebieten Physik und Chemie ist die Königliche Schwedische Akademie, für Physiologie oder Medizin das Karolinska-Institut und für Literatur die Schwedische Akademie zuständig. Die Nobelkomitees schlagen lediglich mögliche Preisträger vor, während die endgültige Entscheidung für einen in die engere Wahl genommenen Kandidaten von einer größeren Versammlung getroffen wird. Letztere setzt sich im Falle der Nobelpreise für Physik, Chemie, und Literatur aus der gesamten Akademie zusammen, und für den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin besteht sie aus 50 Mitgliedern der Nobelversammlung am Karolinska-Institut.

Das fünfte Nobelkomitee, das für den Friedensnobelpreis zuständige fünfköpfige Norwegische Nobelkomitee, dessen Mitglieder vom Norwegischen Parlament gewählt werden, hat einen besonderen Status, da es zugleich der vorschlagende Arbeitskreis als auch das Gremium ist, das den Nobelpreis verleiht.


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