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Autor und Literaturkritiker Reich-Ranicki, Marcel

Prof. Dr. h.c. Marcel Reich-Ranicki war Literaturkritiker und Kolumnist für "Die Zeit", später Leiter des Literaturteils der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Einem großen Fernsehpublikum wurde er durch die Diskussionssendung "Das literarische Quartett" bekannt, die er von 1988 bis 2001 leitete.

Stand: 18.09.2013 | Archiv

Marcel Reich-Ranicki | Bild: BR

"Ich habe ihm geantwortet: 'Ein halber Pole, ein halber Deutscher, ein ganzer Jude!' Und ich habe gleich hinzugefügt: 'Es stimmt kein Wort!' Das ist zwar sehr effektvoll, aber es stimmt kein Wort. Ich bin kein halber Pole: Das bin ich nun wirklich gar nicht. Ich hänge an der polnischen Lyrik und ich habe dann später jahrelang in Polen gewohnt, weil ich von Hitler nach Polen deportiert worden bin. Ich bin natürlich kein halber Deutscher, aber die deutsche Literatur ist doch meine Heimat geworden. Und ein ganzer Jude? Ach, wissen Sie, ich bin ein so areligiöser Mensch. Ich war zum letzten Mal vor ziemlich genau 70 Jahren in der Synagoge und seitdem nie wieder. Alles Religiöse ist mir sehr fremd – einschließlich des Jüdischen."

Marcel Reich-Ranicki

Zur Person

  • 2. Juni 1920 in Wloclawek/Polen - 18. September 2013 in Frankfurt am Main
  • Schule
  • Gymnasium in Berlin
  • 1938 Abitur
  • Beruf
  • Literaturkritiker

Funktionen/Ämter

  • Ämter/berufliche Stationen
  • 1946 Angehöriger der polnischen Militärmission in Berlin
  • 1947-1949 Tätigkeit im Geheimdienst und im polnischen Außenministerium, 1948/49 Konsul im polnischen Generalkonsulat in London
  • 1949-1951 Lektorat für deutsche Literatur in einem Warschauer Verlag
  • 1958 Studienaufenthalt in der Bundesrepublik Deutschland, von dem er nicht mehr nach Polen zurückkehrte
  • 1960-1973 Literaturkritiker und Kolumnist für "Die Zeit"
  • 1973-1988 Leiter des Literaturteils der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung"
  • 1988-2001 Leitung der Diskussionssendung "Literarisches Quartett" im ZDF
  • 2002 neun Folgen von "Reich-Ranicki Solo" im ZDF
  • 2009 Verfilmung von "Mein Leben"

Veröffentlichungen

  • Erst leben, dann spielen. Über polnische Literatur, Göttingen Wallstein, 2010.
  • Für alle Fragen offen. Antworten zur Weltliteratur, München: DVA, 2009.
  • Aus persönlicher Sicht. Gespräche 1999 bis 2006, hrsg. von Christiane Schmidt, München: DVA, 2006.
  • Über Amerikaner. Von Hemingway und Bellow bis Updike und Philip Roth, München: DVA, 2004.
  • Sieben Wegbereiter. Schriftsteller des zwanzigsten Jahrhunderts, Stuttgart: DVA, 2002.
  • ... und alle Fragen offen. Das Beste aus dem Literarischen Quartett (zusammen mit Sigfrid Löffler und Hellmuth Karasek), hrsg. von Stephan Reichenberger unter Mitarbeit von Alex Rühle, München: Heyne, 2000.
  • Mein Leben, Stuttgart: DVA, 1999.
  • (Hrsg.) Meine Schulzeit im Dritten Reich. Erinnerungen deutscher Schriftsteller, München: dtv, Neuauflage 1997.
  • Über Ruhestörer. Juden in der deutschen Literatur, München: dtv, Neuauflage 1993.
  • Lauter Verrisse, München: dtv, Neuauflage 1992.

Erstsendung: 28.5.2004


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