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Der Frühling braucht Zeit

Von links: Heinz Solter (Eberhard Mellies) und Staatsanwalt Burger (Erik S. Klein). | Bild: Honorarfrei lediglich für Ankündigungen und Veröffentlichungen im Zusammenhang mit obiger BR-Sendung bei Nennung: Bild: BR/Progress/E. Hartkopf/K. Schütt. Die Nutzung im Social Media-Bereich, sowie inhaltlich andere Verwendungen nur nach vorheriger schriftlicher Vereinbarung mit dem BR-Bildarchiv, Tel. 089 / 5900 10580, Fax 089 / 5900 10585, Mail Pressestelle.foto@br.de

Freitag, 17.04.2015
20:15 bis 21:30 Uhr

  • Schwarz-weiß

ARD alpha
DDR 1965

Als Lügner und Intrigant beschimpft, wird Ingenieur Heinz Solter wegen groben Verstoßes gegen die Arbeitsordnung fristlos entlassen und erhält Hausverbot. Seine Tochter Inge, die durch ihren Verlobten Jensen, einen Kollegen ihres Vaters, davon direkt betroffen ist, wirft ihm pure Rechthaberei vor. Bisher galt Solter in dem Energieversorgungsbetrieb als geschätzter Kollege mit hohem Fachwissen, der mit kluger Hartnäckigkeit auch den karrierebesessenen Werkdirektor Erhard Faber überzeugte. Als aber im Winter die neue Ferngasleitung wegen starken Frosts ausfällt und damit die gesamte Gasversorgung im Norden der Republik unterbrochen ist, muss ein Schuldiger für den immensen Schaden gefunden werden. Direktor Faber versucht dies zunächst dem schwächsten Glied in der Betriebshierarchie, Meister Rudi Wiesen, zuzuschieben, was Solter erfolgreich zu verhindern weiß. In seinem Untersuchungsbericht benennt der Ingenieur klar den Schuldigen: Nur Erfolgsberichte und Wettbewerbsstatistiken im Kopf treibt Faber ohne Rücksicht auf Verluste seine Mitarbeiter zu Höchstleistungen an. Der veraltete Leitungsstil steht konträr zur neuen Technik, bei der das Wissen von Fachleuten gefragt ist. Faber beantwortet diese offene Herausforderung nicht nur mit der Entlassung Solters, sondern auch mit der Einleitung eines Untersuchungsverfahrens. Für Staatsanwalt Burger scheint der Fall anfänglich klar zu sein. Die kritische Auseinandersetzung mit Problemen der Planwirtschaft, die bis heute aktuellen, moralisch-ethischen Fragestellungen und eine avantgardistische Bildsprache zeichnen den Film aus, verhinderten jedoch den Kinostart. Die vernichtende Kritik der DDR-Medien adelte ungewollt das dritte verbotene Werk von Regisseur Günter Stahnke, indem sie zum Vergleich Antonioni und Fellini bemühten.
Im Zuge des 11. Plenums des Zentralkomitees der SED kurz nach der Premiere gesperrt, kam der Film erst 25 Jahre später auf die Leinwände.

Regie: Günter Stahnke
Redaktion: Eva Maria Steimle