BR Fernsehen - Unter unserem Himmel


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Unter unserem Himmel Wallfahrer - Pilgern von Ruhmannsfelden zur Neukirchener Madonna

Die Ruhmannsfeldener Wallfahrt mit ihrem 50 km langen Fußmarsch durch den Bayerischen Wald beruht auf einer über 400-jährigen Tradition. Die Pilger marschieren zur Muttergottes nach Neukirchen beim Heiligen Blut, einem oberpfälzischen Ort nahe der tschechischen Grenze.

Stand: 13.04.2020 | Archiv

Ein Film von Martin Weinhart

Die Wallfahrt von Ruhmannsfelden geht auf ein Gelübde aus dem Jahr 1580, dem großen Pestjahr, zurück. Damals gelobten die Überlebenden des Dorfes einmal im Jahr zur Neukirchner Madonna zu pilgern. Seit nunmehr vierhundertvierzig Jahren machen sich die Ruhmannsfeldener jeweils am Tag nach Christi Himmelfahrt auf den Weg, um das Versprechen ihrer Vorfahren aufrechtzuhalten. Dabei werden immer noch die alten, von Pilgerführer zu Pilgerführer weitergegebenen Gebete gesprochen, die sonst in keinem Gebetsbuch zu finden sind.

Madonnenfigur mit wundersamer Heilkraft

Neukirchen beim Heiligen Blut ist seit Jahrhunderten einer der bedeutendsten bayerischen Marienwallfahrtsorte.

Das Ziel der Ruhmannsfeldener Wallfahrer ist Neukirchen beim Heiligen Blut in der Oberpfalz. Der Name des Ortes stammt von der Madonnenfigur, die vor 600 Jahren aus dem böhmischen Loučim nach Neukirchen gebracht wurde, um sie vor Anhängern des Reformators Jan Hus in Sicherheit zu bringen.

Bilddarstellung der Neukirchener Madonna mit dem gespaltenen Haupt.

Die Legende besagt, dass ein Hussit die Madonna in Neukirchen entdeckte und ihr mit dem Säbel ins Haupt schlug, um sie zu spalten. Daraufhin begann die Holzfigur zu bluten. Der Hussit wollte fliehen, was ihm nicht gelang. Da wurde er bekehrt. Diese Legende begründete Neukirchen als Wallfahrtsort. Die Madonna mit dem gespaltenen Schädel wurde zum verletzten Kultbild mit wundersamer Heilkraft.

Wallfahrt belebt die Gemeinde

Bis zu 20 Wallfahrten aus der näheren und weiteren Umgebung kommen übers Jahr in Neukirchen an. Diese bis heute lebendige Tradition beschert der Gemeinde einen nicht unerheblichen Wohlstand. Rund um die Wallfahrtskirche hat sich eine Devotionalienindustrie und zahlreiches Gastgewerbe ausgebreitet. Hier zeigt sich der nahtlose Übergang von Heiligem und Profanem, verbunden mit der Erfülltheit der erschöpften Wallfahrer, endlich am Ziel ihres langen Marsches zu sein.


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