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Unter unserem Himmel | 30.07.2023 Spalt und das grüne Gold

Seit 1341 wird im mittelfränkischen Spalt Hopfen angebaut und Bier gebraut. Die Architektur der Altstadt, die Traditionen um das grüne Gold und die vielen Bäcker, Metzger und Wirtshäuser sind so besonders wie die Spalter selbst.

Stand: 30.07.2023 | Archiv

Ein Film von Markus Dörnberger

Spalt, ein kleines Städtchen in Mittelfranken, liegt eingebettet in eine sanfte Hügellandschaft südlich von Nürnberg. Seit 1341 wird hier Hopfen angebaut. Noch bis in die 1950er-Jahre gab es in Spalt rund 200 Hopfenhöfe, dadurch war fast jeder Spalter direkt oder indirekt mit dem Hopfen verbunden. Heute gibt es in der Stadt nur noch vier Hopfenbauern, trotzdem spielt das „grüne Gold“ nach wie vor eine große Rolle.

Die Hopfenhäuser mit ihren meist fünfstöckigen Dachstühlen sind charakteristisch für Spalt

Toni Ermer führt zusammen mit seiner Frau Ingrid und Sohn Florian den Ermerhof im Nebenerwerb, schon seit 200 Jahren baut die Familie die Dolde an. Ihr Haus stammt aus dem 19. Jahrhundert und ist 17 Meter hoch – ein typisches Spalter Hopfenhaus. Die imposanten Fachwerkhäuser waren Ausdruck von Reichtum und Wohlstand, dienten aber auch einem praktischen Zweck: Der in fünf Böden unterteilte Dachstuhl wurde dafür genutzt, die grünen Dolden zu trocknen.

Großer Zusammenhalt und viele Traditionsgeschäfte

Josef Salbaum in seiner Bäckerei Baulabeck

In Spalt ist der Zusammenhalt groß, es gibt noch zahlreiche Vereine, Traditionsgeschäfte, Bäcker und Metzger. Josef Salbaum ist der „Baulabeck“ am Spitzenberg; seine Familie betreibt hier seit 1882 eine Bäckerei. Zusammen mit seiner Frau Irina hegt und pflegt er die Spalter Tracht. Da die Spalter früher durch den Hopfen sehr wohlhabend waren, sind das wahre Schätze.

Die Spalter Brauerei ist die einzige kommunale Brauerei Deutschlands, somit ist jeder Bürger Mitinhaber und Bürgermeister Udo Weingart der Chef der Brauerei. Was das hiesige Bier so besonders macht, erklärt Brauer Thomas Boxberger. Zu Hochzeiten des Hopfens kamen früher bis zu zweitausend Erntehelfer aus aller Welt nach Spalt. Bis 1912 feierten diese das Ende der Ernte mit dem sogenannten Saumarkt. Wegen zu ausschweifender Exzesse wurde das Fest verboten, aber 1989 vom Heimatverein wiederbelebt. Ein Höhepunkt des Fests ist der Hopfenzupferwettbewerb. Dort messen sich erfahrene und weniger erfahrene Bloderer, wie man die Hopfenzupfer hier nennt.

Gefeiert wird wie früher!

Das Metzgerhandwerk ist eine aussterbende Zunft, doch in Spalt ist das noch etwas anders, es gibt hier drei Metzger auf 5.000 Einwohner. Bernd Wechsler und sein Geselle Stephan Streng wursten in seinem Betrieb die original fränkische Bratwurst. Diese wird gleich nebenan im Wirtshaus „Lang Marie“ serviert, das Bernd Wechsler mit seiner Frau Anna führt. Zweimal die Woche haben sie ihr Gasthaus geöffnet, und beim wöchentlichen Stammtisch werden auch heute noch regelmäßig Geschichten über den Hopfen erzählt.


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