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traumpfade Der Alpenritt

Er ist die Königsdisziplin der Wanderreiter: der Alpenritt. In neun Tagen sind 320 Kilometer zu bewältigen - über steile Anstiege und durch reißende Flüsse. Manche Tagesetappe geht über 50 Kilometer. Der Film begleitet 54 Reiter die sich diesem Abenteuer stellen.

Von: Susanne Roser

Stand: 29.07.2014

Durchquerung der Loisach | Bild: BR

Seit 2000 findet jedes Jahr zu Pfingsten, der Alpenritt statt. Vom Kloster Andechs aus, geht es über Schongau, Oberammergau, den Fernpass, Imst, Reschenpass und durch den Vinschgau hindurch, bis nach Meran. Immer gibt es Ausfälle, noch nie haben alle Teilnehmer den Einzug in Meran geschafft. Trotz aller vorher sehbarer Strapazen, erfüllen sich die Teilnehmer, mit dem Ritt über die Alpen, einen Lebenstraum. Heraus aus dem Alltag, durch herrliche Alpenlandschaften hindurch, gemeinsam mit seinem Pferd die Natur erleben. Zu testen, zu welchen Leistungen man gemeinsam in der Lage ist. Sein Pferd als Partner zu erleben und dabei auch über Grenzen zu gehen.

Zu könglichen Schlössern

Dreharbeiten auf dem Pferd

Nicht nur Andrea Bothner, die den Tross als Rittführerin leitet, hat sich und ihr Pferd einem speziellen Ausdauertraining unterworfen, ohne das der tagelange Ritt nicht zu bewältigen wäre.
Vielen geht es dabei wie Merlins Besitzerin Andrea, sie hofft ihren Hengst besser kennen zu lernen. Oder sie suchen wie die Westernreiterin Nicole die Herausforderung, sie möchte testen, zu welchen Leistungen sie und ihr Pferd in der Lage sind. Zunächst geht es von Andechs auf dem König Ludwig Weg, mit einer Rast im Gasthaus Unternogg, in dem schon der König nächtigte. Nachdem die Loisach glücklich überquert ist, geht es weiter am Eibsee vorbei und der Zugspitze.

Auf den Spuren der Römer

Dann stoßen die Reiter auf die Via Claudia Augusta, die legendäre Römerstrasse, die einst Augsburg mit dem Mittelmeer verband. Beim Alpenritt bekommt man eine Ahnung von der Mühsal des einstigen Reisens. Nicht wenige der Reisenden kamen damals zu Tode, wurden Opfer von Lawinen, Steinschlägen, Raubüberfällen oder starben bei plötzlichen Wetterumschwüngen an Erschöpfung. Wer nicht unbedingt musste, der vermied diese bedrohliche Landschaft. Um die Pferde nicht zu überfordern gehen unsere Reiter auch immer wieder größere Strecken zu Fuß.

Die alte Passstraße führt über Schloss Fernstein, einen der Lieblingsplätze König Ludwigs II. Am Fernstein soll er sich auch dagegen verwehrt haben, dass die Alpen zu sehr für den Verkehr erschlossen werden: Er prophezeite "Es wird eine Zeit kommen, wo sich die Leute danach sehnen, noch eine friedliche Ort weit vom Lärm und Rauch der Städte zu finden."

Weiter führt der Pfad nach Tarrenz im Gurgltal. Dort liegt die längste Etappe vor den Reitern – 50 Kilometer an einem Tag – über den Piller - Sattel. Am Reschenpass ist dann endlich die italienische Grenze erreicht.

Ritt durch die Loisach

Am Tag darauf zieht der Tross auf dem alten Weg, hoch hinauf zu einer der berühmtesten Burgen des Vinschgaus. Es ist Schloss Juval, das seit 1983 Südtirols bekanntestem Bergsteiger, Reinhold Messner gehört. Messner hat Juval den Religionen der Bergvölker dieser Welt gewidmet. Dabei hat er besonders viele Stücke aus Tibet hier her gebracht.

Nach neun anstrengenden und erlebnisreichen Tagen nähert sich der gewaltige Ritt seinem Ende: Meran ist erreicht. Auch für die, die den Alpenritt schon mehrmals mitgemacht haben, ist der Einzug in die Stadt immer wieder ein aufwühlendes Erlebnis, das sie tief berührt.

Sechs Reiter mussten aufgeben, doch 48 Pferde haben das ersehnte Ziel erreicht, wo sie in der Altstadt empfangen werden. "Ja, wir möchten nächstes Jahr wieder kommen", sagt die Rittführerin Andrea, "es ist ein bisschen vielleicht wie eine Sucht."

Buch und Regie: Susanne Roser
Redaktion: Peter Giesecke


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