BR Fernsehen - Sehen statt Hören


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Große Leidenschaften Mehr als nur ein Hobby …

Sehen statt Hören stellt drei Menschen vor, die etwas gemeinsam haben - nämlich ihre Leidenschaft. Sie brennen für ihre Hobbys und sind wahre Meister in ihrem Fach. Was treibt sie an, in der Freizeit nicht gemütlich vor dem Fernseher oder PC zu sitzen, sondern stattdessen Vogelkäfige zu putzen, als Feuerwehrmann zu jeder Zeit einsatzbereit zu sein oder sich nach der Arbeit in die Küche zu stellen, um für andere Torten zu backen?

Stand: 12.04.2023

Die Tortenbäckerin

Tanja Behrendt erzählt Geschichten und taucht in die Welt der Fantasie ab – und das nicht etwa in Büchern oder Filmen: Ihre Geschichten beginnen mit Mehl, Eiern und Butter – denn Tanja backt Torten. Und was für welche! Wie gut sie am Backofen ist, das hat sich längst rumgesprochen und so ist sie nicht mehr nur die Tortenbäckerin für die Familie oder den Freundeskreis, sondern bekommt auch sonst Aufträge. So backt sie in ihrer eigens dafür eingerichteten großen Küche im Keller des Hauses für Kindergeburtstage, Hochzeiten oder andere Jahrestage, modelliert Tiger oder den Kölner Dom und zaubert ganze Fantasiewelten auf ihre Torten. Ihr Beruf ist das aber nicht, denn eigentlich ist Tanja als Technische Zeichnerin im öffentlichen Dienst bei der Stadt Köln angestellt. Ihr Hobby zum Beruf machen, das will sie nicht.

"Das ist mir zu stressig. Zu viel Druck. Ich bin lieber Hobbybäckerin, da kann ich selber entscheiden, wann ich mir dafür die Zeit nehmen möchte. Es soll keine Verpflichtung sein."

Tanja Behrendt

Warum ihr diese detailverliebte und leckere Tätigkeit so viel Spaß macht? Tanja sagt, sie habe das Gefühl, als müsse die Kreativität aus ihr heraus und immer wieder neue Motive und Herausforderungen meistern. Zur Freude der Tortenfreunde um sie herum.

Der Vogelliebhaber

Einen Vogel zu haben, das reicht Bernhard Müller nicht. Er hat gleich 90. Sie leben allesamt bei ihm – und er kennt jeden einzelnen seiner Vögel ganz genau; weiß, was sie brauchen und kümmert sich mit viel Wissen und Liebe um sie. Angefangen hat seine Leidenschaft bereits mit 10 Jahren: Schon als Kind hat er viel über seine Lieblingstiere gelesen und deshalb nie einen einzigen Vogel als Haustier besessen – denn er wusste: Vögel sind Schwarmtiere und alleine gehalten sehr einsam. Doch erst als er aufgehört hat zu arbeiten, ist sein eigener Vogelschwarm gewachsen. Und dafür geht er nicht in eine Zoohandlung, sondern ins Tierheim. Von hier holt er Fundvögel und Tiere, die ausgesetzt oder beschlagnahmt wurden. Namen gibt er seinen vielen Vögeln - vor allem Wellensittiche, aber auch einige Nymphensittiche und Zebrafinken - nicht mehr. Aber er unterscheidet sie trotzdem, listet sie nach Merkmalen auf und sorgt ganz besonders und individuell für seine Zöglinge. Auffallend ist, wie viel Wert er auf das Futter legt. Er gibt ganz unterschiedliches Fressen und variiert – im Gegensatz zu Züchtern, die immer dasselbe in den Napf packen.

"Ich möchte, dass es meinen Vögeln gut geht und alle etwas finden, das ihnen schmeckt. Bei den Menschen ist es ja auch so, dass der eine eher Schweinebraten liebt und der andere Spaghetti. Darum mische ich immer wieder andere Sorten zusammen."

Bernhard Müller

Und weil Bernhard Müller darauf achtet, dass keiner seiner Vögel allein bleiben muss, findet er immer wieder Eier in selbstgebauten Nestern. Doch Bernhard will nicht züchten oder seinen Schwarm durch Fortpflanzung immer weiterwachsen lassen – und deshalb nimmt er das Gelege nach wenigen Tagen aus den Nestern. Größer wird seine Vogelfamilie nur, wenn Bernhard wieder einen Vogel rettet – und ihm ein neues schönes Zuhause bietet.

Der Feuerwehrmann

Wenn in der Notruf-Leitstelle West in Elmshorn ein Notruf eingeht, dann geht der Alarm auch bei Thomas Hoppe los. Er ist Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr – obwohl er sich sicher war, als Gehörloser dort nicht mitwirken zu dürfen. Doch sein Vorgesetzter ermutigte ihn und so stellte Thomas einen Antrag an höchster Feuerwehrstelle. Die Antwort hat ihn überrascht und sehr gefreut: Er darf mitmachen. So nahm er bei einer ganzen Reihe Übungen teil und ist jetzt im Einsatz. Und zwar mit ausgesprochen viel Herzblut. Allerdings gibt es auch Grenzen für den gehörlosen Mann.

"Ich darf im Außenbereich eines Feuers arbeiten. Rein ins Feuer möchte ich auch nicht. Das ist gefährlich, man muss dafür eine Schutzmaske vor dem Gesicht tragen. Das geht für mich nicht. Aber ich kann Autos freischneiden. Und schließlich kann ich bei Sturm helfen, wenn Bäume umgestürzt sind oder Dächer abgedeckt wurden. Das hab‘ ich schon gemacht. Auch bei Hochwasser kann ich eingesetzt werden."

Thomas Hoppe

Und wie läuft das mit der Kommunikation? Eine Kameradin kann ein wenig gebärden und ansonsten wurden durch Thomas‘ Hilfe in der Truppe Feuerwehrgebärden sogar selbst entwickelt. Für die Freiwillige Feuerwehr ist Thomas ein echter Gewinn und ein hochgeschätzter Kamerad. Und für ihn ist damit ein Traum wahrgeworden: Er kann helfen und Menschen retten.

Ein Fazit

Diese drei Menschen beweisen: Ein Hobby kann nicht nur einem selbst Freude bereiten, sondern auch noch andere Menschen froh machen. So kommt die Freude doppelt zurück.


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