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Naturgarten in Unterfranken Kiesgarten – naturnah und schön?

Kiesgärten für mehr Vielfalt – so dachten es die Erfinder! Innerhalb kurzer Zeit entwickelten sich daraus aber reine Schotterschüttungen. Doch Kiesgarten geht auch anders. Der Garten von Roswitha Amschler in Unsleben zeigt, wie lebendig Kiesgärten sein können.

Von: Sabrina Nitsche

Stand: 29.07.2022

Mit der Natur gärtnern - nicht gegen sie!

Der Garten von Roswitha Amschler besteht eigentlich aus mehreren Gärten. Rings ums Haus gibt es Staudengärten, einen Kräuter- und Küchengarten und eine Kübelpflanzensammlung. Am Rand des Dorfes bewirtschaftet die Gärtnerin noch mehrere Krautgärten. Seit Jahrzehnten erweitert die Ärztin ihre Flächen immer wieder. Der neueste Bereich entstand auf einer ehemaligen Holzindustriefläche, samt riesigem Lagerplatz und mehreren Teichen. Wo früher Baumstämme lagerten, legte Roswitha Amschler einen Kiesgarten an, der seinen Namen verdient. Ein Beispiel zum Nachmachen!

Von Lagerplatz zum Garten

Den großen ehemaligen Lagerplatz am Dorfrand von Unsleben hat die Gärtnerin bei der Übernahme von Holzresten und anderen Grünabfällen gereinigt. Die ganze Fläche besteht heute aus Kalksteinschotter, in den Tiefen liegen sogar mächtige Steinbrocken. Im Sommer ist es sehr heiß und trocken. Hört sich auf den ersten Blick nach einer eher unwirtlichen Gegend für Blüten an. Doch dem ist nicht so. Die Pflanzen, die Roswitha Amschler hier gesät und gepflanzt hat, sind angepasst an trockene, steinige Regionen.

Viele heimische Gewächse hat die Gärtnerin ausgesät. Natternkopf, Mohn, Königskerze und Rainfarn wachsen überall in den Beeten verteilt. Ebenso wie die Kronwicke – ein Bienenmagnet. Viele der Pflanzen sind nicht sehr langlebig, säen sich aber immer wieder von alleine aus und wandern so durch den Garten. Viel Pflege benötigt dieser Garten nicht. Vom Frühjahr bis zum Spätsommer darf er einfach wachsen, blühen und fruchten. Doch dann greift die Gärtnerin ein.

„Gestalten durch Reduzieren“…

…ist eines der Prinzipien von Roswitha Amschler. So hat sich im letzten Jahr die Kronwicke unverhältnismäßig vermehrt. Deshalb geht es jetzt ans Jäten. Aber nur oberflächlich. „Grasen wie eine Kuh“ nennt die Gärtnerin ihr Art zu Jäten. Die Wurzeln sind aus dem steinigen Boden nicht rauszubringen. Deshalb wird oberflächlich alles abgerissen. Macht man das oft genug, reduziert sich der Bestand. Wichtig dabei: Immer vor der Samenreife tätig werden, sonst kann eine Kronwicke für tausende von Nachkommen sorgen. Ebenso verhält es sich bei Wilder Möhre oder auch Disteln. Letztgenannte sind Insektenmagneten und bieten auch Vögeln viel Nahrung. Die Blüte darf deshalb immer bleiben, die Samenstände nur am Rand des Gartens.

Kiesfluss mit Inseln

Der Garten soll einen Fluss imitieren, aufgeschüttete Hügel besondere Lebensbereiche. Damit dieses Prinzip zu erkennen bleibt, jätet die Gärtnerin einen Teil des Flusslaufes frei. Die Inseln selbst sind durch kontrastreiche Pflanzungen gut zu erkennen. So leuchten Kalifornischer Scheinmohn und blaue Disteln in einer Insel, in anderen gelbe Nachtkerzen und blaublütige Karden. Das Jäten schafft zudem offene Bereiche im Sand und Kies. Dort nisten viele Wildbienen. Und auch Mohn kann sich an solchen Plätzen wieder gut aussäen.

Besucher jederzeit willkommen!

Der Kiesgarten von Roswitha Amschler hat keinen Zaun, keine Abgrenzung. Besucher dürfen jederzeit durch den Garten schlendern. Begleitet vom Zirpen der Grillen und dem Summen zahlreicher Insekten. Jetzt im Hochsommer kann man zudem viele Edelfalter im Garten entdecken!

Kontakt

Roswitha Amschler
Ringstraße 22
97618 Unsleben
Email: rb@amschler.de