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Garten in Frankreich Château Val Joanis

Irgendwo im Nirgendwo einer Gegend, die eigentlich für Wein- und Obstbau bekannt ist, liegt der Garten vom Château Val Joanis. Selbst wenn man weiß, wo er liegt, zweifelt man daran, auf dem richtigen Weg zu sein.

Stand: 17.06.2016

Die zu Beginn geteerte Straße wird zu einem holprigen Feldweg und die Zweifel werden größer. Ist man dann endlich am Weingut im südfranzösischen Departement Vaucluse angekommen, erwartet einen der französische "Garten des Jahres 2008". Für Weinkenner dürfte er allerdings nur ein nettes Schmankerl neben der Verkostung und der Gutsbesichtigung sein. Gartenfans hingegen kommen hier voll auf ihre Kosten. Der Garten interpretiert den historischen französischen Stil frisch und modern. Pfiffige Allegorien greifen typische Stilelemente auf gänzlich untypische Weise auf.

Entstehung der Anlage

1978 wurde der Garten nach den Richtlinien des 18. Jahrhunderts angelegt. Farben, Formen und Texturen par Excellence, dieser Garten verbindet das nützliche Element der Selbstversorgung mit dem schönen der Zierde. Als 1981 das Weingut bepflanzt wurde, terrassierte man im gleichen Zuge das Gelände des heutigen Gartens, der sich über drei Ebenen erstreckt. Beim verwendeten Stein handelt es sich um Reste Römischer Mauern. Früher Wehrbauten schützen die historischen Brocken heute die Pflanzen vor dem Mistral, dem kalten Wind, der entsteht, wenn aus dem Nordosten bzw. dem Nordwesten kalte Polarluft ins Mittelmeer fließt. Die Einwohner erzählen, der Mistral gehe meist mit einem plötzlichen Gefühl der Niedergeschlagenheit einher und beschere ähnlich wie der deutsche Föhn wetterfühligen Menschen Kopfschmerzen und erhöhte Reizbarkeit. So ließ sogar die französische Justiz zu Zeiten Napoleons mildernde Umstände für Mörder walten, wenn der fiese Wind länger als drei Tage andauerte und sah von der eigentlich vorgesehenen Todesstrafe in solch windigen Fällen ab.

Duftpflanzen, Formgehölze, Kräuter und Gemüse

Auf der dem Haus am nächsten gelegenen Terrasse gedeihen Blumen und Gemüse in Mischkulturen im sogenannten „potager“, dem Küchen- und Schnittblumengarten. Apfelbäume stehen in Kübeln, Beete voller Mangold und Sellerie sehen sich von meterlangen Lavendel- oder Buchshecken gesäumt, in anderen wachsen Salate, Kohl, Tomaten oder Kartoffeln. Auch Medizinal- und Aromapflanzen, sowie Würz- und Heilkräuter finden auf der ersten Terrasse ein passendes Plätzchen. Und das alles streng formal: rechteckige Beete mit klarem Design. Die mittlere Ebene ist einzig und allein der Zierde vorbehalten. Die zahlreichen Blütenpflanzen führen das formale Konzept der ersten Terrasse weiter, allerdings werden die ebenfalls rechteckigen Beete hier zur Auflockerung durch hohe Eibenkegel unterbrochen. Ergänzt werden Eiben durch quaderartig formierte Buchsbäume. Iris, Astern und Rosen sorgen das Jahr hindurch für Farbe. Auf der dritten, der untersten Ebene wird die Gestaltung freier, quasi ein Kompromiss aus formalem französischem Garten und englischem Landschaftspark. Kirschlorbeer, Essigbäume und Chinesische Datteln sind nur drei Beispiele für die vielen Ziergehölze, die man hier aufgepflanzt hat.

Verbindendes Element

Alle drei Terrassen werden verbunden von einer monumentalen Pergola, begrünt von Rosa banksiae, einer chinesischen Windrose mit zitronengelben Blüten. Die Pflanze erreicht Höhen von 3-6 Meter, ideal also, um einen Laubengang emporzuklimmen. Leider gilt die Art als nicht ganz frosthart, ist für eine Kultur in Deutschland also nicht geeignet.

Neben der Rosenblüte im April sind es vor allem die Hundertschaften von Schwertlilien, die den Garten zu dieser Zeit in ihr lichtblaues Kleid tauchen. Weiterer Höhepunkt sind die zahlreichen, immer wieder auftauchenden Schnitthecken. Aber nicht wie gewöhnt in nur einer Art. Nein, hier sind es verschiedene Arten in mehreren Reihen, die alle unterschiedlich formiert werden.

Je weiter man sich von Haus entfernt, desto freier wird die Gestaltung. Auch findet man etwas abseits den für die Provence typischen Olivenhain mit Wasserbecken in der Mitte. Der Rest des Geländes ist den 6 unterschiedlichen Rebsorten vorbehalten.

Kontakt:

Jardins de Château val Joanis
Château val Joanis
84120 Pertuis, France
Telefon: +33 (0)4 90 79 20 77 
E-Mail: info@val-joanis.com

Öffnungszeiten:

April bis September 10-13 und 14-19 Uhr
Oktober 10-13 und 14-18 Uhr
Juli und August durchgehend 10-19 Uhr