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Rendite mit gutem Gewissen Was taugen nachhaltige Geldanlagen?

Nachhaltige Finanzangebote gewinnen an Marktvolumen - in Deutschland, Österreich und der Schweiz sind sie zuletzt auf ein neues Allzeithoch von 419 Milliarden Euro geklettert. Worauf man bei Anlageformen mit sozial-ökologischen Kriterien achten sollte, hat Susanne Wimmer recherchiert.

Published at: 25-10-2017

Ökologische Geldanlage | Bild: BR

Nachhaltigkeit - Für Familie Weber aus München ist das ein Thema: Einkäufe erledigen die Eltern mit dem Rad, sie achten auf ökologische und fair gehandelte Lebensmittel und sie beziehen Ökostrom.

Familie Weber will in nachhaltige Geldanlagen investieren.

Doch wie sieht es mit ihrem Ersparten aus? Vor allem bei Fonds wissen Anleger oft nicht so genau, in welche Geschäftsfelder sie da eigentlich investieren.

"Meine Sorge ist", so Bianca Weber," dass ich mein Geld in Fonds investiere, die Kinderarbeit oder die Rüstungsindustrie unterstützen. Und ich dann unwissentlich, ohne dass ich es will, daran beteiligt bin."

Investieren in den falschen Fond kann leicht passieren

Der Ökovision Classic wirft vergleichbare Renditen ab wie Fonds, die auch in Rüstung und Ölindustrie investieren.

Weniger als fünf Prozent der Fonds berücksichtigen bei der Auswahl der Wertpapiere ausdrücklich soziale oder ökologische Kriterien. Meist steht allein die Rendite im Vordergrund.

Familie Weber entscheidet sich für professionelle Beratung. Finanz-Experte Mathias Winkler gibt ihnen Tipps, wie sie ihr Geld nachhaltig anlegen können.

Banken

Manche kirchliche Banken schränken ihren Kundenkreis ein.

Laut Winkler "gibt es einige speziell dezidiert nachhaltige Banken in Deutschland." Darunter sind auch kirchliche Banken. Manche von ihnen schränken ihren Kundenkreis aber auf eigene Einrichtungen und deren Beschäftigte ein.

"Eine nachhaltige Bank sagt, wir gucken sehr genau drauf, wir geben nur den Firmen Kredit, die auch tatsächlich ökologisch und sozial verantwortliches Tätigkeitsfeld haben."

Mathias Winkler

Sozial-Ökologische Banken setzen auf Transparenz und veröffentlichen in der Regel auch, welchen Unternehmen und Projekten sie Kredite geben.

Gut zu wissen: Die meisten Nachhaltigkeits-Banken bieten die üblichen Leistungen wie Girokonto, Sparpläne oder Tagesgeld. Sie unterhalten aber wenige oder keine Filialen. Die Sparer sind auf Internet oder Telefon angewiesen.

Investment-Fonds

Mittlerweile gibt es knapp 400 nachhaltige Fonds.

Fonds, die etwa in Unternehmen aus dem Bereich erneuerbare Energien investieren, können bei der Auswahl der Aktien und Anleihen unterschiedliche Prinzipien verfolgen.


Beim Ausschluss-Prinzip definieren Fonds, in welche Branchen sie nicht investieren - wie Waffenproduktion, Tabakindustrie oder Kernenergie. Auch Verstöße gegen Menschenrechte gehören dazu.
Beim Best-in-Class-Prinzip investieren Fonds in Firmen, die "die besten ihrer Branche" sind. Auch in Branchen, die nicht für ihre Nachhaltigkeit bekannt sind.

Erfolgreiche Fonds kombinieren diese Ansätze. Der Ökovision Classic – ein Nachhaltigkeits-Pionier - wirft vergleichbare Renditen ab wie Fonds, die auch in Rüstung und Ölindustrie investieren. 

Doch unter den Nachhaltigkeits-Fonds finden sich auch etliche mit sehr laxen Ausschluss-Kriterien.

Stiftung Warentest und Verbraucherzentralen haben 44 Nachhaltigkeits-Fonds überprüft: 39 schließen Investitionen in Kohle- und Ölindustrie nicht aus - acht können nicht garantieren, dass sie nicht in Kriegsgerät investieren - und fünf lehnen Kinderarbeit nicht explizit ab.

Woran erkennt man einen wirklichen Nachhaltigkeits-Fonds?

Von den knapp 400 Titeln würde Finanzexperte Winkler weniger als ein Drittel wirklich empfehlen. Einen Anhaltspunkt könnten Produkte sein, die mit dem Siegel des Branchenverbandes nachhaltiger Unternehmen, kurz FNG ausgezeichnet wurden. Wer dem Siegel eines Lobby-Verbandes nicht traut, sollte sich das Anlage-Universum des jeweiligen Fonds anschauen.

Nachhaltige Versicherungen

Auch bei Lebensversicherungen gibt es erste Ansätze. Komplett nachhaltig sind hier die wenigsten:

"Wenn sie Garantien darstellen müssen, müssen sie das zum großen Teil über ihren Deckungsstock, also den Topf, den die Versicherung selber anlegt, machen. Und da gibt es nicht sehr viele, die auch den nachhaltig machen, da sprechen wir von drei bis vier Versicherern, die das machen."

Mathias Winkler

Hier gibt es auch noch kein zentrales Portal, über das man sich informieren könnte.

Familie Weber hat jetzt die Qual der Wahl.


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