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Pfingstferien Urlaub in Zeiten des Terrors

Die Pfingstferien stehen vor der Tür - und viele wissen nicht, wohin sie fahren sollen. Lieblingsziele wie die Türkei, Tunesien oder Ägypten haben an Anziehungskraft verloren, seit hier Anschläge Touristen bedrohen.

Von: Antonia Böhm und Vinzent Leitgeb

Stand: 12.05.2016

Familie im Pool | Bild: colourbox.com

Dafür haben die Buchungen an Nord- und Ostsee ebenso zugenommen wie in den deutschsprachigen Nachbarländern Österreich und Schweiz. Doch gerade da wird es nicht leicht werden, die Grenze zu passieren: Erst gestern gab die EU grünes Licht, dass Deutschland und Österreich noch bis November verstärkt Grenzkontrollen durchführen können.

Stau am Brenner

Wegen der vielen Flüchtlinge will Österreich wieder Kontrollen am Brenner einführen, die Grenze notfalls sogar ganz dicht machen. Geplant ist ein 370 Meter langer Zaun. Die Folgen: lange Wartezeiten und Staus. Dieses Szenario trübt schon jetzt die Südtiroler Idylle, besonders hier in Sterzing, kurz hinterm Brenner.

Dem Hotelier Herrmann Gögl macht dieses Gefühl der Unsicherheit ziemlich Sorgen.

"Es ist ja noch unproblematisch, die nächsten Tage und Wochen wird dann eine Entscheidung erwartet und ja, dieses Unbehagen, das wir alle haben, haben natürlich auch die Gäste und es hängt über uns irgendwie wie so ein Damoklesschwert."

Herrmann Gögl, Hotel Mondschein

Noch genießen die Gäste in Sterzing das Flair der Altstadt. Aber was, wenn sie in Zukunft auf der Rückreise stundenlang im Stau stehen müssen? Damit rechnen das ifo-Institut und der ADAC, sollte an der Grenze wieder kontrolliert werden.

Widerstand Proteste am Brenner

Gegen die geplante Grenzschließung am Brenner gibt es Widerstand. So wie am vergangenen Wochenende: wütende Proteste, Hundertschaften von Polizei, Gewalt, Blockaden. Auch wenn das eine Ausnahmesituation ist: Es scheint, dass die Zeiten des ungehinderten Reisens ein Ende haben. Gefühlt steht hier schon ein Zaun.

Fliegen wäre eine Alternative. Doch wohin?

Durch Anschläge wie auf dem Sultan-Ahmed-Platz in Istanbul, ein Touristen-Flugzeug in Ägypten oder ein Hotel in Tunesien ist die Angst vor neuen Terrorakten groß. Besonders betroffen ist die Türkei. Das gerade bei Familien so beliebte Reiseland ist für die meisten keine Option mehr. Auch Ägypten und Tunesien sind vielen Urlaubern zu unsicher. Ganz Nordafrika ist als Reiseziel so gut wie weggebrochen. Aber nicht nur die Terrorgefahr beunruhigt die Menschen.

Urlaub ohne schlechtem Gewissen

Flüchtlinge auf Lesbos

Urlaub am Strand ja, aber nicht mit Blick auf ankommende Flüchtlinge. Man möchte sich ohne schlechtes Gewissen erholen. Touristen meiden deshalb die Flüchtlings-Hotspots an der türkischen Küste, in Griechenland oder Süditalien. Insgesamt verschieben sich die Urlaubsziele vom östlichen zum westlichen Mittelmeer. Immer wieder buchen Kunden aus Unsicherheit um oder stornieren ganz.

Daheim ist es auch schön

Viele überlegen sich da, ob sie nicht gleich den Urlaub dahoam verbringen. So wie hier am Chiemsee, dem Bayerischen Meer: nicht ganz Bella Italia, aber weit weg von lästigen Kontrollen und Staus.


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