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Biergarten-Tipp Regensburg Biergärten als Stiftungen

Die Donau ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für Regensburg. Von ihr profitieren auch die Biergarten-Besitzer. Und die können hier mit mehr als nur einem traumhaften Blick aufs Wasser punkten.

Von: Martina Schuster und Johannes Thürmer

Stand: 10.08.2017

Biergartenbesucher | Bild: Bayerischer Rundfunk

Brauerei Kneitinger ist eine Stiftungsbrauerei und hat laut Satzung den Zweck, St. Leonhard und dazu auch noch ein Altenheim zu unterstützen. Dabei ist es noch gar nicht so lange her, dass das so ist: Erst 1991 wurde aus der bereits im 16. Jahrhundert gegründeten Brauerei eine Stiftung.

Der Hintergrund der Kneitinger-Stiftung

Die letzten Eigentümer, das Ehepaar Hans und Sofie Kneitinger, blieben kinderlos. Jahrzehntelang hatten sie die Brauerei gemeinsam geführt. Als der Bräu verstarb, überlegte sich die resolute und in ganz Regensburg geschätzte Brauereichefin, wie sie die Traditionsbrauerei für die Zukunft erhalten und damit auch noch etwas Gutes tun könne. Die Lösung: Sie gründete die Stiftung. Und mit ihrem Tod 1991 ging die Brauerei mit allem Vermögen in diese Stiftung über.

Und Sofie Kneitinger hat auch ganz genau festgelegt, für was die Gewinne der Stiftung verwendet werden sollen: Eben für Kinderhaus und Altenheim.

"Ich finde, das sind ideale Zwecke: Das ist einmal am Anfang des Lebens das Kinderheim, wo man vielleicht Unterstützung braucht. Aber auch am Ende einer Lebensperiode, wo es vielleicht auch nicht mehr jedem so gut geht. Und ich finde, das ist eine ganz großartige Idee, diese beiden Enden in einem Leben in einem Zyklus zusammenzufassen und das zu fördern."

Maximilian Gradl, Hans und Sofie Kneitinger Stiftung Regensburg

Bisher flossen bereits über 600.000 Euro an Stiftungsgeldern. Das heißt: Im Durchschnitt unterstützt die Brauerei Kinderhaus und Altenheim mit je 15.000 Euro im Jahr. Geld, das dringend gebraucht wird.

"Grundsätzlich sind wir über das Jugendamt kommunal finanziert. Das deckt auch weitgehend alle Kosten ab, die hier anfallen. Aber es gibt auch ganz schwierige Sonderausgaben, die bei uns immer wieder anfallen, zum Beispiel die Anschaffung eines neuen Busses, um Ausflüge mit den Kindern zu machen. Die wären ohne Stiftungen und Spenden gar nicht möglich."

Josef Parstorfer, Sozialpädagogisches Zentrum St. Leonhard

Bier trinken und etwas Gutes tun

Und so können die Gäste im Linden-Biergarten nicht nur den herrlichen Blick auf Donau und Dom genießen, sondern ihr Bier auch noch mit einem besonders guten Gewissen trinken.

Nicht nur im dieser Traditionsbrauerei  ist eine Stiftung: Alle drei Regensburger Brauereien sind Stiftungen.

Bischofs-Bier im Biergarten der goldenen Ente

Ein weiteres Beispiel: der Biergarten der goldenen Ente, der älteste Biergarten Regensburgs. Hier wird Bischofshof-Bier ausgeschenkt. Und diese Brauerei unterstützt neben kirchlichen Einrichtungen auch andere soziale Projekte. Zum Beispiel die Peter Maffay Stiftung.  Der bekannte Musiker und Sänger setzt sich seit Jahren für sozial benachteiligte Kinder ein.

"Traumatisierte Kinder, Kinder überhaupt brauchen in ihrem Leben Schutzräume, um sich zurückzuziehen, sich zu besinnen und Kräfte zu sammeln."

Peter Maffay, Musiker und Sänger

Die Bischofshof-Brauerei unterstützt immer wieder Projekte für diese Kinder, die in ihrem Leben schon viel Schlimmes erleben mussten.

"Das sind Kinder, die aus schwierigen Familienverhältnissen kommen, in Heimen gelandet sind und aus diesen Heimen kommen die Kinder dann zu uns und verbringen hier ihre Ferien."

Peter Maffay, Musiker und Sänger

Die Spitalbrauerei

Ein paar Meter weiter im Spitalgarten kann der Gast sogar sehen, wohin die erwirtschafteten Gelder der Spitalbrauerei gehen. Denn direkt nebenan liegt das jahrhundertealte Katharinenspital, lange Zeit ein Krankenhaus - heute ein großes und gefragtes Seniorenheim.

Und von der Terrasse aus können die Bewohner sogar ihrerseits beobachten, wie die Spitalstiftung ihr Geld verdient.

Bier trinken und Gutes tun – in Regensburg hat man es raus, wie man aus einem ganz normalen Biergarten-Besuch gleich auch noch ein soziales Event machen kann. Und dass alle Brauereien in der Stadt wohltätige Stiftungen sind, dürfte wohl bayernweit einmalig sein.


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