BR Fernsehen - Lebenslinien


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Lebenslinien - Vom Baufirma-Chef zum Wirt der "Dreisesselalm" Tausche Chefsessel gegen Almhütte

Mit Vollgas durchs Leben ist jahrzehntelang das Motto von Hans-Günther. Als Jugendlicher fährt er illegale Motorradrennen, bis seine Schwester bei einem dieser Rennen tödlich verunglückt. Auch eine Insolvenz hält Hans-Günther nicht davon ab, weiterzumachen, bis er mit Ende 50 zusammenbricht. Heute genießt er mit seiner Frau Renate das Leben als Hüttenwirt im Bayerischen Wald.

Stand: 18.03.2021

Hans Günther beim Liftabbau. | Bild: BR/Christian Meckel

Viele halten ihn für verrückt, als Hans-Günther 2012 eine verwaiste Hütte mit dazugehörigem Skilift am Dreisesselberg erwirbt. Zusammen mit seiner Frau Renate glaubt er an seine Vision, die heruntergekommene Talstation in eine gemütliche, urige Almhütte im Bayerischen Wald verwandeln zu können.

Filminfo

Originalitel: Tausche Chefsessel gegen Almhütte (D, 2017)
Regie: Maike Conway
Redaktion:  Sonja Hachenberger
Länge: 44 Minuten
VT-UT, 16:9

Diesen Mut zum Risiko hatte Hans-Günther nicht immer. Als Zweitältester von sechs Kindern wird er 1957 im Landkreis Passau geboren. Er ist ein ängstliches Kind, das durch den starken Vater und die ältere Schwester Anita geprägt wird. Er will die Erwartungen, die in ihn gesetzt werden, erfüllen.

Als seine Schwester Anita 1978 bei einem illegalen Motorradrennen tödlich verunglückt, ist Hans-Günther dabei. "Jetzt muss ich so stark werden wie sie", denkt er. Ab diesem Zeitpunkt nimmt er die Dinge in die Hand und steckt seine ganze Energie in neue Vorhaben.

Gleichgültig, ob es die Karriere als Rennfahrer ist, der Führungsposten in einer großen Baufirma oder der Kauf der Hütte – immer gibt Hans-Günther 100 Prozent. Und wenn er scheitert, analysiert er den Fehler und versucht es beim nächsten Projekt besser zu machen. Denn an Ideen mangelt es ihm bis heute nicht …

Lebenslinien-Hintergrund: Fragen an die Autorin Maike Conway

Das Drehteam um Maike Conway bei einem Ausflug mit den Protagonisten.

Wie bist du auf die Idee gekommen, einen Film über Hans-Günther zu machen?

Ich habe in der Zeitung gelesen, dass der Schlepplift bei der Dreisesselalm im Bayerischen Wald abgebaut werden soll. Als ich dort anrief, ging Renate ans Telefon. Sie klang sehr sympathisch und offen. Ich erzählte ihr, dass ich auf der Suche nach Menschen für BR Lebenslinien sei. Da lachte sie und meinte, dass ihr Mann auf jeden Fall ein spannendes Leben habe. Ich könne ja gerne einmal vorbei kommen. So bin ich zu der Alm gefahren und habe die beiden kennengelernt. Von Anfang an stand für sie fest: „Wenn wir mitmachen, dann nur zusammen“. Darüber habe ich mich sehr gefreut.

Was ist Hans-Günthers Rezept durchs Leben zu kommen, immer wieder neu anfangen zu können?

Dinge, die er sich vornimmt, geht er konsequent an. Er macht sich einen Plan und zieht ihn durch. Wenn etwas nicht klappt, analysiert er den Fehler und versucht es beim nächsten Mal besser zu machen. Die Dinge, die sich nicht ändern lassen -  kann er abschließen. Er schaut dann nicht zurück. Er tut was er sagt, ist ehrlich und direkt.

Was ist bei den Dreharbeiten Lustiges/Amüsantes/Überraschendes passiert?

Wir hatten viel Spaß zusammen, da Hans-Günther und Renate ganz unterschiedlich sind und durch die Gespräche immer wieder lustige Situationen entstanden. Hans-Günther war ganz unkompliziert beim Drehen, egal ob wir ihn bei der Morgengymnastik oder beim Liftabbau filmen wollten.


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