BR Fernsehen - Lebenslinien


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Lebenslinien - Der Akrobatikfahrer Donald Ganslmeier In der Steilwand

Der Niederbayer Donald Ganslmeier ist hart im Nehmen. Oft ist er gestürzt - im Leben oder mit dem Motorrad - und immer wieder aufgestanden. Heute gehört er zur Elite der Akrobatikfahrer in Europa und betreibt selber eine Steilwand. Dass er, der „wilde Kerl“, sich in der Liebe und als verantwortungsvoller Vater finden kann, muss er erst mühsam lernen.

Stand: 29.09.2023 | Archiv

Donalds Mutter ist gerade sechzehn Jahre alt, als sie ihn zur Welt bringt. Sein Vater ist 44 und lebt als Familienvater ein paar Dörfer weiter entfernt. 1975 ist im ländlichen Niederbayern ein uneheliches Kind eine große Schande, daher zieht die junge Mutter nach München, wo sie Arzthelferin wird. Donald bleibt bei den Großeltern.

Filminfo

Originalitel: In der Steilwand (D, 2016)
Regie: Carla Kilian
Redaktion: Christian Baudissin
Länge: 44 Minuten
16:9, VT-UT, stereo

Doch immer wieder beschimpfen ihn die Lehrer, der Pfarrer und selbst Angehörige als "Bankert“. Er wird gehänselt und geprügelt. Der Großvater ist ebenfalls überstreng mit Donald, doch einmal nimmt er ihn auf die Bartlmä-Dult in Landshut mit.

Dort sieht der Sechsjährige staunend, wie "wilde Männer" auf Motorrädern in rasantem Tempo durch die Kurven einer Steilwand donnern. Er weiß sofort: Das will ich auch!

1985 holt ihn seine Mutter zu sich nach München. Doch kann er sich dort nicht einfügen, prügelt sich häufig, trinkt und fliegt von allen Schulen. Da erinnert sich Donald seines Traums vom Steilwandfahren.

In England findet er schließlich einen Lehrmeister, der dem "verrückten Bayern" in einem knochenharten Programm alles über das Fahren in der Wand beibringt. Zehn Jahre lang vollführt Donald gewagte Stunts mit verschiedenen Steilwandtruppen in ganz Europa.

Doch dann trifft er Nathalie, mit der er sich auf eine lange Reise durch Afrika begibt, die sein Leben verändert. Er erfährt, dass sein eigener Vater kein Ungeheuer war: Das macht ihm Mut, selbst Vater zu werden und sein Leben zu ändern.

Autorin Carla Kilian über die Dreharbeiten

Bei unserem ersten Treffen begrüßte mich Donald Ganslmeier an seinem Gartentor mit den Worten: "Griaß di, i bin der Donald, mogst aa a Bier?" Charmanter kann man in Bayern niemanden begrüßen.

Aber ehrlich gesagt: Ich mag keinen Zigarettenrauch und keinen Benzingestank, ich mag keinen Whisky und keinen Lärm, der die Ohren schmerzt. Ich finde die meisten Tattoos hässlich und jugendliche Schläger zählen auch nicht zu meinen Favoriten …

Und mein Protagonist ist Kettenraucher, fährt Motorrad in der Steilwand, trinkt Whisky bis zum Abwinken, ist früher keiner Schlägerei aus dem Weg gegangen und ist großflächig tätowiert. Also eine Herausforderung.

Als am Ende meine Cutterin und ich Donald unseren Film zeigten, meinte er nur: "Des war ja jetzt fast a Liebeserklärung an mich." – Wo er recht hat, hat er recht.


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