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Verhütung Schwangerschaft trotz Wechseljahre?

Solange eine Frau Blutungen hat, kann sie schwanger werden. Auch noch mit Anfang oder Mitte 50. Hinzu kommt, dass der Eisprung so unregelmäßig kommt, dass er sogar in den Zeitraum der Regelblutung fallen kann und eine Schwangerschaft möglich ist. Welche Möglichkeiten der Verhütung gibt es, und wann kann man endgültig darauf verzichten?

Von: Antje Maly-Samiralov

Stand: 27.11.2023

Wie lange Verhütung relevant ist, ist alles andere als eindeutig. Können Frauen noch schwanger werden - auch wenn die Wechseljahre langsam einsetzen und die Blutung unregelmäßiger wird?

"Solange Frauen bluten, können sie theoretisch schwanger werden, denn die Blutung ist ja eigentlich ein Ausdruck dessen, dass der Eierstock noch Eier produziert oder Eier reifen lässt. Und die machen die Hormone, die zur Blutung führen."

Dr. med. Katrin Schaudig, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Hamburg, Präsidentin Deutsche Menopause Gesellschaft e.V.

Bleibt die Frage, wann Verhütung angesagt ist. Funktionieren die üblichen Berechnungsmethoden, die in jungen Jahren fast auf den Tag genau stimmen, auch noch, wenn die Periode unregelmäßiger wird?

"Methoden wie Temperatur messen, die Tage zählen oder auf die Konsistenz des Zervixschleims achten, funktionieren bei den meisten Frauen nicht mehr, wenn der Zyklus unregelmäßiger wird. Das sind einfach keine sicheren Indikatoren für einen Eisprung. Mitunter reifen mehrere Eizellen gleichzeitig oder der Eisprung bleibt über mehrere Monate ganz aus. Daher sollte man in dieser Zeit am besten kontinuierlich verhüten."

Dr. med. Isabel Hasler, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, München

Verhütung in der Perimenopause

Welche Verhütungsmethoden sind in der Phase der Perimenopause empfehlenswert? Klassische Kombinationspillen erhöhen mit zunehmendem Alter das Risiko für Gefäßereignisse, für Thrombosen oder Embolien.

Die klassische Kombipille aus Gestagen und Östrogen erhöht per se das Thromboserisiko. Allerdings ist das Basisrisiko einer 20-jährigen Frau deutlich niedriger als bei einer 50-jährigen Frau.

"Frauen in der Perimenopause haben mehr gefäßbedingte Risiken. Wir sehen viel mehr Frauen, die übergewichtig sind, die rauchen, die eine Migräne haben. Frauen mit Bluthochdruck oder Frauen, die vielleicht selbst schon mal eine Thrombose hatten bzw. in der Familie ein erhöhtes Thromboserisiko vorliegt. Diese Frauen dürfen auf keinen Fall synthetische Östrogene nehmen. Das gilt sowohl für die in der Kombipille enthaltenden Östrogene als auch für den Vaginalring oder Kombipflaster. Diesen Frauen empfehle ich ein reines Gelbkörperhormon, also ein Gestagen in Form einer Gestagenpille oder einer Hormonspirale."

Dr. med. Katrin Schaudig, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Hamburg, Präsidentin Deutsche Menopause Gesellschaft e.V.

Verhütung ohne Hormone

Und wie verhüten Frauen, für die eine hormonelle Verhütung nicht mehr in Frage kommt? Sind Präservative, Diaphragma oder Kupfersysteme eine gute Alternative? Welche Verhütungsmethode ist am sichersten?

"Am sichersten sind eigentlich Hormonspiralen auf Gestagenbasis. Mittlerweile können die Spiralen acht Jahre in der Gebärmutter liegen bleiben. Sie geben kontinuierlich Hormone ab, das heißt, das Risiko, das bei der oralen Einnahme der Pille durchaus besteht – nämlich die Einnahme zu vergessen oder dass durch Magen-Darm-Erkrankungen die Wirkung eingeschränkt wird – wird mit der Spirale umgangen. Die Kupfersysteme, also Kupferball oder Kupferkette bzw. Kupferspirale, die ebenfalls in die Gebärmutter eingebracht werden, sind gute hormonfreie Verhütungsmethoden, die ebenso sicher sind wie die Hormonspirale. Bei Präservativen und Diaphragma kommt es darauf an, wie geübt die Frauen im Umgang mit diesen Verhütungsmethoden sind. Wenn das gut funktioniert, ist ein Kondom sicher auch eine probate Verhütungsmethode."

Dr. med. Katrin Schaudig, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Hamburg, Präsidentin Deutsche Menopause Gesellschaft e.V.

Beschwerden in den Wechseljahren lindern

Viele Frauen leiden in der Perimenopause, in der Phase, die umgangssprachlich als Wechseljahre bezeichnet wird, unter vegetativen Beschwerden, wie: Hitzewallungen, Schlafstörungen, Nervosität und Gemütsschwankungen. Hinzu kommen Gelenkbeschwerden sowie trockene Schleimhäute in den Augen, aber auch im Vaginalbereich.

Wie sicher sind die zur Linderung dieser Beschwerden verordneten östrogenhaltigen Gele?

"Diese Gele enthalten bioidentisches Östrogen. Dieses wird über die Haut aufgenommen und muss nicht über die Leber abgebaut werden – wie im Fall oral aufgenommenen Östrogens, meist in Form der Kombipille. In der Leber entsteht aber das Thromboserisiko, weil die Leber bei der Verstoffwechselung der Östrogene vermehrt Gerinnungsfaktoren produziert. Daher kombinieren wir gern eine gestagenhaltige Pille zur Verhütung mit einem bioidentischen Östrogen zur Linderung vegetativer Beschwerden."

Dr. med. Isabel Hasler, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, München


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