BR Fernsehen - Gernstl unterwegs


40

Im Veneto Gernstls kulinarische Ermittlungen, Folge 3

Das Veneto erstreckt sich von den Alpen bis in die Poebene, wird im Westen vom Gardasee und im Osten von der Adria begrenzt. Die Hauptstadt: Venedig. Franz Gernstl, HP Fischer und Stefan Ravasz erkunden die Region kulinarisch.

Stand: 02.06.2014

Gernstls kulinarische Ermittlungen | Bild: megaherz

Gernstls kulinarische Ermittlungen beginnen in Valdobbiadene, im Herzen des Veneto. Eingebettet in die Trevesiner Hügellandschaft steht eine einsame Hütte. Die Türe ist offen, aber es ist niemand da. Dennoch findet sich alles, was man für eine Brotzeit braucht: Käse, Salami, Brot und gekühlter Prosecco - der Perlwein hat im Veneto seine Heimat. Die Bezahlung ist Vertrauenssache. Nach der Brotzeit führt Alexandra Kaufmann, Filmemacherin aus Bayern, die lange Zeit in Italien gelebt hat, das Team nach Guia zu Metzgermeister Cesare De Stefani, dem Inhaber der Hütte. Sein Konzept ist in drei Worten erklärt: "Vertrauen. Freiheit. Gastfreundschaft", sagt er: "Man kommt dort an und obwohl der Hausherr nicht da ist, findet man was. Ist das nicht eine schöne Überraschung?"

"Brodetto" für alle

Es geht weiter nach Caorle. Die Stadt liegt an der Adria und in der Lagune von Caorle fischte schon Hemingway. Von den Fischern erfährt Gernstl, dass die regionale Spezialität eine Fischsuppe namens "Brodetto" ist. "Aber die findest Du hier in keinem Restaurant auf der Karte", sagt einer der Fischer. "Wenn Du jemanden kennst, der den Wirt kennt, kriegst Du vielleicht eine. Wenn Du Glück hast ..." In einem Seitengässchen der Stadt entdeckt Gernstl dann ein paar Männer, die vor einem kleinen Häuschen stehen. Die Türe steht offen, es dampft. Es sind Fischer, die aus dem Tagesfang ein Gericht zubereiten. Bevor die erste Frage ausgesprochen ist, steht die Einladung. Zu - Volltreffer! - einer puristischen Suppe namens "Brodetto": Fisch, Tomatenmark, Essig und Knoblauch. Sonst nichts. "Wir machen das zwei Mal pro Woche", sagt einer der Fischer. "Das ist gut für die Frauen. Sie müssen dann nicht abwaschen. Und können einen Tag Diät machen. Das ist dann auch gut für uns!"

Party mit Polenta

Weiter geht es nach Teolo. Dort findet jedes Jahr im Oktober das Maronifest "Sagra dei Maroni" statt. Der Handel mit den Edelkastanien lohnt sich nicht mehr, aber darum geht es hier auch nicht. Die Männer im Ort, die etwas auf sich halten, schwenken über großer Hitze Maroni in riesigen Eisenpfannen. Es ist ein Spektakel. Und auch die Devise "Eine Maroni - ein Glas Wein", die einer der Dorfbewohner ausruft, ist der Geselligkeit zuträglich. Außerdem werden weitere Köstlichkeiten gereicht. Das Highlight ist ein riesiger Topf mit Polenta, die mit Tomaten, Bohnen und Speck verfeinert wird und das halbe Dorf satt macht. Früher war der Maisbrei der Brotersatz der Armen. Aber noch heute ist Polenta im Veneto wichtiger als Pasta oder Brot.

Diana Piccoli, Risotto-Köchin

Die kulinarische Ermittlungen ziehen sich quer durch das Veneto. Auf einer Bauernmesse werden Gernstl lebende Krebse angeboten - zur Rohverkostung. Bevor er ablehnen kann, hat ihn seine charmante Begleiterin mit ihrem fließendem Italienisch in die Bredouille gebracht. Am Gardasee trifft das Team auf Diana Piccoli. Die Friseurmeisterin hat lange in Bonn gelebt, redet in fünf Minuten mehr als Gernstl in einer Woche und kocht nach eigenen Angaben das beste Risotto weit und breit: mit Reis aus dem Piemont, Amarone, Birnen, Parmesan und Butter. Ihr Geheimnis dabei: Wie sie den Parmesan und die Butter in das Risotto rührt. Gernstl versucht es und scheitert.

Salziger Wein

Zum Abschluss geht es nach Venedig. Auf der Friedhofsinsel San Michele bewahren Weinliebhaber die Reben eines ehemaligen Klostergartens und den letzten historischen Weinkeller Venedigs. "Der Wein schmeckt salzig", stellt Gernstl fest. "Da hast Du", kommt prompt die Antwort, "sozusagen den Fehler entdeckt. Der Wein nimmt durch die Böden das Salz der Lagune auf." Dem Abend tut das keinem Abbruch. Bei Wein, guten Gesprächen und venetianischen Köstlichkeiten klingt die Rundreise aus. Die "leichte und bekömmliche Küche", die dem Veneto nachgesagt wird, hat Franz Gernstl nicht entdeckt. Doch gefunden hat er etwas ebenso Wertvolles: Gastfreundschaft. Raffinierte Gerichte mit wenigen Zutaten. Und Wein, der nach Salz schmeckt. Das gibt es so wohl sonst - nirgendwo. 


40