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dorfgeschichten Zenting ist überall

In Zenting haben 24 afrikanische Flüchtlinge für Wirbel gesorgt. Aber der Ort stellt sich der Herausforderung. Und auch andere Themen wie Leerstand, Schulschließung, Energiefragen sollen angegangen werden.

Stand: 26.11.2015 | Archiv

In Zenting ist die Welt noch in Ordnung. Landschaftlich nimmt es die idyllisch gelegene 1200-Seelen-Gemeinde im Bayerischen Wald locker mit so manchem oberbayerischen Dorf auf – sogar Berge gibt es. Aber ausgerechnet die idyllische Lage ist es, die der Gemeinde auch Probleme bereitet: allein das Wegenetz zu erhalten und im Winter zu räumen, verschlingt Unsummen. Doch an Einnahmen fehlt es der Gemeinde immer mehr: Betriebe und Ladengeschäfte, Schulen und Banken schließen, die Ortsmitte stirbt, qualifizierte Arbeitsplätze sind rar. Dafür quält sich immer mehr Schwerlastverkehr mitten durchs Dorf. Und zu all dem kommen im Sommer 2014 auch noch 24  afrikanische Flüchtlinge nach Zenting.

Die Zentinger setzen sich für ihr Dorf ein

Gemeinsam mit einer Handvoll engagierter Bürger will Bürgermeister Leo Ritzinger seine Gemeinde in die Zukunft führen. Und dazu gehören jetzt eben auch die Asylanten, die im „Alten Wirt“ untergebracht sind. Im Laufe der Monate spielt sich einiges besser als erwartet ein: Förster Ulrich Matschke gibt den Afrikanern wöchentlich Deutschunterricht, 24 Fahrräder werden gespendet, einige ortsansässige Firmen würden sogar Ausbildungsplätze bereitstellen. Und das Fußball-Team des SV Zenting hat mit den Nigerianern Stefen David und Young Innocent zwei starke, neue Spieler. Auch das Konzept für die Dorferneuerung, das immer wieder in großer Runde diskutiert wird, reift. 

Die aktuelle politische Situation spiegelt sich auch in Zenting wider

Dann kommt der Spätsommer 2015 und mit ihm die Flüchtlingskrise. Praktisch über Nacht sind Bund, Länder und Kommunen damit konfrontiert. Und selbst die jungen afrikanischen Männer aus Zenting, die lange Zeit eine Verlegung in die Großstadt forderten, stellen schockiert fest: „It's too much!“ Beim Anblick der Massenlager in den Ballungszentren sind sie inzwischen ganz froh über ihr kleines Dorf.

Wir beobachten den Ort und seine Protagonisten über mehrere Monate und zeigen, wie er sich den vielfältigen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit stellt.

Buch und Regie: Reinhard Kungel
Redaktion: Stefanie Baumann


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