BR Fernsehen - Dokumentarfilm


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Porträt über Flüchtlinge Das Golddorf - Asyl im Heimatidyll

Ein Dokumentarfilm über heimatlose Flüchtlinge und heimatliebende Bayern, über bayerische Werte und Traditionen auf der einen und über die erschütternden Geschichten von Asylsuchenden auf der anderen Seite, über Parallelwelten in einem bayerischen Mikrokosmos im Schatten der Berge – und über die Heimat.

Stand: 28.12.2015

Ghafar und Fishatsyon zu Gast beim Ehepaar Berlitz | Bild: NDR/ Pier53

Filmautorin Carolin Genreith besucht während eines Dreivierteljahres immer wieder die Ortschaft Bergen im Chiemgau und begleitet zwei Flüchtlinge, die dort untergebracht wurden und sich mit einem neuen Leben und einer neuen Umgebung arrangieren müssen. Sie folgt ihnen durch die ersten Monate in einer Heimatidylle, die wie eine Postkarte wirkt, begleitet sie durch die ersten Deutschkurse, die ersten Annäherungen an das Dorf und seine Einwohner und bei dem monatelangen Warten auf eine Entscheidung der deutschen Behörden.

Filminfo

Originaltitel: Das Golddorf - Asyl im Heimatidyll (D, 2015)
Autor: Carolin Genreith
Regie: Carolin Genreith
Länge: 74 Minuten
16:9, stereo, VT-UT

Bergen ist ein „Golddorf“. So werden bis heute die Dörfer genannt, die im bis in die 90er-Jahre stattfindenden Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ die Goldmedaillen gewannen. In Bergen leben zum Zeitpunkt des Filmdrehs um die 50 Flüchtlinge aus Eritrea, Syrien und Afghanistan. Heimatlosigkeit trifft auf Heimatidylle.

Carolin Genreith porträtiert die Flüchtlinge Ghafar F. und Fishatsyon H. und entdeckt gleichzeitig ein ganz normales bayerisches Dorf, seine Sorgen und das Heimatgefühl seiner Bewohner.

Ghafar, Sepp und Fishatsyon beim Berglauf

Ghafar F. musste seine Heimat Kabul verlassen, nachdem er wegen seiner Arbeit als Filmemacher und Videojournalist für die ISAF massiv von den örtlichen Taliban bedroht wurde. Er nutzte eine Einladung des Berlinale Talent Campus – und blieb in Deutschland, voller Angst um seine Frau und seine beiden Kinder, die sich seit seiner Flucht verstecken müssen.

Fishatsyon H. hat, wie so viele junge Eritreer seiner Generation, die Flucht aus der brutalen Militärdiktatur als einzige Perspektive für seine Zukunft gesehen und ist durch die Sahara bis nach Libyen geflohen, wo er unter unmenschlichen Bedingungen von Schleusern gefangen gehalten wurde.

Dokumentarfilmerin Carolin Genreith

Monika Berlitz aus Bergen ist selbst Zugereiste und kann nachvollziehen, wie sich die Flüchtlinge im Dorf fühlen: Als kleines Mädchen musste sie mit ihren Eltern von Ost- nach Westdeutschland fliehen. Mit aller Kraft bringt sie viel Zeit auf und versucht, den Flüchtlingen im Ort zu helfen.

Sepp Reitmaier ist heimatverbunden, aber offen für Neues. Auch weil die Leute im Dorf tuscheln, zeigt er sich gerne mit den Asylbewerbern und erklärt das bayerische Nationalgefühl.

Der Bauer Sepp Vachenauer ist in Bergen geboren. Dass junge Männer ihre Heimat verlassen und in seiner Heimat Asyl suchen, kann er nur schwer nachvollziehen. Auch die junge Annemarie Bachmayer ist in Bergen aufgewachsen und lebt die bayerischen Traditionen voller Überzeugung – wie schon ihre Mutter, ihre Großmutter und ihre Urgroßmutter.


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