BR Fernsehen - Film & Serie


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Heimatfilm Daheim sterben die Leut'

Der Westallgäuer Bauer Hans bekommt Ärger. Er soll die neue Fernwasserleitung, mit der Landrat Dr. Strobel den Kreis beglückt, nutzen, obwohl Hans auf seinem Hof eine eigene Quelle hat. Als er sich weigert, lässt der Landrat die Quelle zuschütten.

Stand: 10.07.2017

Zwischen Allgeiers Sohn Werner (Norbert Hauber) und der in der nachbarschaftlichen Wohngemeinschaft auf Urlaubsbesuch weilenden Silke aus Göttingen (Anni Rapps) entwickelt sich eine Liebesbeziehung. | Bild: BR

Der Westallgäuer Bauer Hans Allgeier, gerade von einer langwierigen Krankheit genesen, bekommt Ärger: Er soll sein Wasser künftig aus einer Fernwasserleitung beziehen, mit der Landrat Dr. Strobel seinen Kreis beglückt, obwohl Hans auf seinem Hof eine eigene Quelle hat.

Filminfo

Originaltitel: Daheim sterben die Leut' (D, 1984)
Regie: Klaus Gietinger, Leo Hiemer
Darsteller: Walter Nuber, Luise Zodel, Norbert Hauber, Heribert Weber, Anni Rapps
Länge: 97 Minuten
4:3, mono


Hans weigert sich mit Händen und Füßen und dem resoluten Einsatz einer Mistgabel. Doch all das hilft nicht und der Landrat lässt die Quelle kurzerhand zuschütten. Natürlich lässt sich der dickköpfige Hans das nicht gefallen. Er hetzt dem verhassten Landrat den Wunderheiler Sebastian Guggemoos auf den Hals, der diesem mit "weißer Magie" zusetzt und für permanenten, unangenehmen Harndrang sorgt.

Die Fehde zwischen Bauer und Landrat spitzt sich zu; bald fliegt ein Bauwagen in die Luft, eine Wunderquelle sprudelt. Und dann beginnt auch noch Allgeiers Sohn Werner ein Techtelmechtel mit der hübschen Silke aus Göttingen. Als er sie heimlich mit auf sein Zimmer nimmt, erscheint dem Sünder plötzlich der leibhaftige Satan und greift auch noch in das Provinzduell ein.

Landrat Dr. Franz Strobel (stehend: Heribert Weber) möchte den Landwirt Hans Allgeier an eine Fernwasserleitung anschließen.

Mit "Daheim sterben die Leut" schrieben und inszenierten Klaus Gietinger und Leo Hiemer einen absoluten Kultfilm der 80er-Jahre. Bei der Premiere auf der Berlinale 1985 uraufgeführt und - auch von Nicht-Bayern - stürmisch gefeiert, wurde die selbstironische Liebeserklärung an das Allgäu überraschend zu einem der erfolgreichsten Kinofilme des Jahres: 400.000 Zuschauer wollten die Provinzposse sehen. 

Die Filmemacher setzten neben der grotesken Überzeichnung der Landleben-Klischees auf Authentizität: Sie besetzten sämtliche Rollen mit begabten und durch Bauernbühnen und Amateurtheater erfahrenen Laien aus ihrer Heimat, dem Westallgäu. Als einziger Profi glänzt der Kabarettist Jockel Tschiersch in der Rolle des Landratsassistenten.

Der Titel geht auf einen Ausspruch der Allgäuer zurück, der eigentlich als Rechtfertigung für einen Wirtshausbesuch dient, der aber auch bei aller Idylle ein Misstrauen vor allzu viel "Daheim" ausdrückt: Wenn man es übertreibt mit dem Bewahren des Alten, kann Heimat neben Geborgenheit auch Monotonie und Stillstand bedeuten.

"Daheim sterben die Leut" schließt beide Extreme ein und ist damit ein Film zwischen Heimatepos und Realsatire, der das groteske Duell zwischen Städtern und Bauern, Hightech und Tradition, Obrigkeitshörigkeit und Rebellion, Amtsschimmel und Bauernschläue zum Genuss macht. Im Jahr 2017 feiert die Region Allgäu ihr 1200-jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass zeigt das BR Fernsehen "Daheim sterben die Leut'".


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