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Ethel Smyth Komponistin und Kämpferin fürs Frauenwahlrecht

Sie hatte keine Superkräfte und konnte auch keine Zaubertricks. Trotzdem war die englische Komponistin Ethel Smyth fast so etwas wie eine Superheldin. Sie hat ihren eigenen Kopf durchgesetzt, für die Rechte von allen Frauen gekämpft und musste deshalb sogar eine Zeit lang ins Gefängnis. Vor allem aber hat sie sich immer dafür stark gemacht, dass Männer und Frauen gleichwertig und gleichberechtigt behandelt werden und sich nach ihren Fähigkeiten frei entfalten dürfen.

Von: Uta Sailer und Carmen Fiedler

Stand: 08.03.2023 | Archiv

Ethel Smyth: Komponistin und Kämpferin fürs Frauenwahlrecht

Schon als Kind lebt sie wild und gefährlich: Ethel ist ganz anders als andere Mädchen. Brav sein liegt ihr nicht. Vielleicht kommt das auch, weil sie mit fünf Schwestern und einem Bruder aufwächst. Eine ihrer Gouvernanten, so nennt man damals die Hauslehrerinnen, ist ausgebildete Pianistin und zeigt ihr die Musik von Beethoven, Schubert und Schumann.

Willensstarke junge Frau

Früher wurden Kinder "aus gutem Hause" von Gouvernanten zu Hause erzogen.

Doch weil Ethel ein kleiner Sturkopf ist, schicken ihre Eltern sie für eine Weile in ein Internat. Und das ist ein richtiger Glücksfall! Denn hier lernt sie eine ganze Menge mehr Musik kennen und schmiedet den Plan: "Ich werde Komponistin!" Ihre strengen Eltern sehen das natürlich ganz anders und sagen "Nein" zur Idee ihrer Tochter, Musik zu studieren. Das ist nämlich ziemlich ungewöhnlich für die damalige Zeit. Dass Frauen Klavier spielen, singen und vielleicht mal ein kleines Lied schreiben, wird von der Gesellschaft begrüßt. Aber Komposition studieren - das dürfen fast überall nur die Männer. Doch das Mädchen Ethel hört ganz einfach auf zu reden und zu essen, und zwar so lange bis die Eltern nachgeben und ihr erlauben, aus England wegzugehen.

Studium in Deutschland

Ihr Studentenleben am Konservatorium in Leipzig bezeichnete Ethel Smyth später als "schönste Zeit in ihrem Leben".

Ethel geht nach Deutschland, genauer ans Konservatorium nach Leipzig, einem der wenigen Orte, an dem damals auch Frauen komponieren lernen dürfen. In dieser Zeit trifft sie die besten Musikerinnen und Musiker, beispielsweise Clara Schumann, Johannes Brahms und später Peter I. Tschaikowsky. Nach und nach werden ihre Kompositionen immer erfolgreicher, obwohl sie immer um Anerkennung ringen muss. Einzig aus dem Grund, weil sie eine Frau ist.

Mutige Vorreiterin

Ethel Smyth ist ein Siegertyp - in der Musik und im Sport: Sie geht Schwimmen und Schlittschuhlaufen, spielt Golf, Tennis und Cricket, liebt Wandern, Radfahren und Reiten. Überall macht sie eine gute Figur. Nur mit ihrer Kleidung fällt sie auf. Denn Ethel trägt gerne Herrenanzüge und einen Jägerhut. Kleidchen mit Rüschen und solchen Schnickschnack, wie es andere Frauen zu ihrer Zeit tragen, dazu sagt sie: "Nein, danke!" Manche Leute finden das komisch. Andere wiederum finden es toll, sogar gar nicht so wenige.

Lebensdaten

Ethel Mary Smyth wurde am 23. April 1858 in Sidcup in Kent (England) geboren. Sie starb im Alter von 86 Jahren am 8. Mai 1944 in Woking, Surrey (England).

Mit der Zeit hat Ethel richtig viele Fans und einige verknallen sich sogar in sie. Männer genauso wie Frauen! Sie selbst mag Frauen lieber als Männer und macht daraus kein Geheimnis.

Gleiches Recht für alle

Die englische Frauenrechtlerin und Suffragette Emmeline Pankhurst spricht 1908 vor 60.000 Menschen.

Ethel Smyth setzt sich auch für die Rechte von Frauen ein. In den Jahren nach 1900 ist das für viele Frauen ein großes Thema. Viele fordern mehr Gleichberechtigung. Vielerorts schließen sich Frauen zu Organisationen zusammen, denn gemeinsam sind sie stärker. Zurück in England wird Ethel Smyth Mitglied bei "Women’s Social and Political Union", einer Vereinigung von "Suffragetten" - so bezeichnet man die britischen Frauenrechtlerinnen. Eines Tages sind sie in einer größeren Gruppe unterwegs, haben ihre Handtaschen dabei, vollgestopft bis oben hin mit Pflastersteinen! Damit werfen sie die Fensterscheiben von Geschäften ein, um ihrer Meinung lautstark Ausdruck zu verleihen. Ethel Smyth und ihre Mitstreiterinnen sind nämlich richtig sauer, weil sie nicht wählen dürfen. Politik machen zu dieser Zeit nur die Männer. Doch das finden die Frauen ungerecht. Sie wollen mitbestimmen und kämpfen für ihre Rechte.

Kämpferin für die Frauenbewegung

Das Titelblatt zum Lied "March of the Women" von Ethel Smyth. Es ist in den typischen Farben der Suffragetten - Lila, Grün und Weiß - gehalten.

Weil es natürlich nicht erlaubt ist, die Sachen anderer kaputt zu machen, werden Ethel Smyth und die anderen von der Polizei eingesperrt. Aber das schüchtert sie nicht ein. Im Gegenteil. Auch aus der Gefängniszelle heraus machen sie auf sich aufmerksam. Ethel Smyth hat sogar extra einen "Frauenmarsch" komponiert. Den können alle mit ihr eingesperrten Frauen singen und das tun sie, während sie im Gefängnishof auf- und abmarschieren. Ethel steht dabei oben am Fenster, freut sich und klopft mit ihrer Zahnbürste den Takt dazu, erzählt der Dirigent Thomas Beecham, der sie im Gefängnis besucht.

Erfolgreiche Komponistin

Nach zwei Monaten kommt Ethel wieder frei, und natürlich macht sie wieder Musik. Inzwischen ist sie richtig berühmt! Neben Sonaten, Liedern, Opern schreibt sie auch Bücher, kommt im Radio und führt als allererste Frau eine Oper in New York auf. Außerdem gründet sie einen Frauenchor und ein Frauenorchester.

Eines Tages ist sie sogar bei der englischen Königin zum Abendessen eingeladen! Kein Wunder, Ethel Smyth ist eine starke Frau und hat allen Mädchen eine wichtige Botschaft mitzugeben: "Stecht auf in See und dümpelt nicht in seichten Gewässern!" Das heißt so viel wie: "Mach, was Du Dir wünschst und lass Dich ja nicht davon abbringen, nur, weil Du ein Mädchen bist!"


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