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Felix Mendelssohn-Bartholdy Multitalent und Bruderherz

Unter Geschwistern ist Streit normal. Der Komponist Felix Mendelssohn-Bartholdy und seine Schwester Fanny waren eine Ausnahme: Zwei wie Pech und Schwefel, die sich blind verstehen und alle Wünsche und Sorgen miteinander teilen.

Von: Markus Vanhoefer

Stand: 29.07.2017 | Archiv

Es ist sicherlich nichts außergewöhnliches, wenn im Kinderzimmer hie und da die Fetzen fliegen, aber manchmal gibt es Ausnahmefälle, in denen zwei Geschwister die besten Freunde sind. Zwei wie Pech und Schwefel, die sich blind verstehen und alle Geheimnisse, Gedanken, Wünsche und Sorgen miteinander teilen. Felix und Fanny Mendelssohn-Bartholdy waren solch ein seltenes Paar.

Junge oder Mädchen? Der 12-jährige Felix Medelssohn-Bartholdy trug seine Haare gerne lang.

Felix Mendelssohn-Bartholdy kommt 1809 in Hamburg zur Welt, vier Jahre nach seiner Schwester Fanny. Der Großvater, Moses Mendelssohn, war einst ein bekannter Philosoph, also ein Gelehrter, der sich kluge Gedanken über Gott und die Welt macht. Der Vater der beiden hat jedoch einen völlig anderen Beruf. Er ist Banker.

1811 zieht die Familie von Hamburg nach Berlin um. Es gibt Dienstboten und eine prachtvolle Villa in Berlin mit einem riesigen Garten, in dem Turngeräte zur freien Verfügung herumstehen: Felix und Fanny wachsen heran wie im Paradies. Und noch etwas: Der Salon der Eltern ist Treffpunkt vieler Berühmtheiten aus Kultur und Politik. Felix Mendelssohn-Bartholdy ist ein vielfältig begabtes Kind: Zeichnen, Reiten, Schwimmen, Geschichten erzählen - alles macht ihm Spaß. Besonders liebt er es, mit Musik Geschichten zu erzählen.

Fanny - geliebte Schwester und engste Vertraute

Die Geschwister haben außergewöhnliche Fähigkeiten, sie sind musikalische Wunderkinder. Beide spielen erstklassig Klavier - und beide komponieren, wobei sich Felix besonders hervortut. So viel Talent muss gefördert werden, davon ist Vater Abraham Mendelssohn überzeugt. Er sucht für seinen Sohn den besten Lehrer, den er finden kann. Und er richtet in der Familienvilla einen ganzen Konzertsaal ein. Bei den samstäglichen Privatkonzerten muss Felix auf einen Stuhl steigen, um das Orchester überhaupt dirigieren zu können. 

Verbunden bis in den Tod

Fanny hat Pech, sehr viel Pech. Sie ist ein Mädchen. Töchter aus gutem Hause haben auf der Bühne nichts verloren, hieß es damals. Mädchen heiraten standesgemäß und kriegen Kinder. Fanny weiß, was von ihr verlangt wird und sie fügt sich ihrem Schicksal. Fanny bleibt in Berlin, während ihr jüngerer Bruder in die Welt hinauszieht. Wann immer es möglich ist, sucht er die Nähe und den Rat der älteren Schwester. 

Die beiden sterben früh, viel zu früh. Im Mai 1847 bricht Fanny im Berliner Haus der Familie am Flügel zusammen. Man trägt sie ins Nebenzimmer. Jede Hilfe kommt jedoch zu spät. Felix überlebt seine geliebte Schwester nur um ein halbes Jahr. 


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