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Kurt Landauer im Porträt Vater des Erfolgs

Kurt Landauer führte den FC Bayern als Präsident zur ersten Meisterschaft. Dann wurde er von den Nazis verfolgt, ins KZ gesperrt und ins Exil gedrängt. Dennoch kehrte er nach dem Krieg zu seinem Verein zurück.

Stand: 14.10.2014

Kurt Landauer (1884-1961) war mehrmals FCB-Präsident: 1913/14, 1919-1933 und 1947-1951. | Bild: FC Bayern München

Dass Kurt Landauer aus einer jüdischen Familie kam, passte zu dem Verein, der um die Jahrhundertwende in der Schwabinger Bohème entstand. Die FC Bayern-Klubmitglieder der ersten Stunde waren Studenten, bürgerliche Kaufleute, Christen und Juden. Einig war man sich darin, dass der Turnsport spießig war und ein eleganter Fußballer das Spielfeld nie ohne Krawatte zu betreten habe. Landauer, der kein besonders gläubiger Jude war, spielte 1901 das erste Mal für die Bayern. Wenn er an etwas glaubte, dann an die Faszination des noch in den Kinderschuhen steckenden Fußballspiels.

Landauer führt den modernen Fußball ein

1919 wurde Landauer Präsident des FC Bayern. Seine moderne, weltmännische Einstellung schlug bald auch auf dem Feld durch. Er setzte auf Jugendförderung, gepflegtes Flachpassspiel und eine internationale Ausrichtung des Klubs. Von der britischen Insel holte er mit William Townley den ersten professionellen Trainer des Vereins und schon bald gaben Weltklubs wie der FC Barcelona oder Peñarol Montevideo aus Uruguay Gastspiele in München. Parallelen zum heutigen FC Bayern sind offensichtlich: So diente die Testspielreise in die USA in der diesjährigen Sommerpause auch der Erschließung neuer Märkte und einer Stärkung der internationalen Ausrichtung. Was Landauer im Kleinen machte, wird bis heute beim FC Bayern fortgeführt.

Der erste Meistertitel

Korso nach dem Meistertitel 1932

Auch die ersten Erfolge ließen unter Landauer nicht lange auf sich warten. 1926 und 1928 wurden die Bayern süddeutscher Meister und etablierten sich damit auf Augenhöhe mit den bis dahin dominierenden fränkischen Klubs 1. FC Nürnberg und SpVgg Fürth. Landauers ganz großer Wurf folgte 1932: Unter dem österreichischen Trainer Richard "Little" Dombi - auch er jüdischer Herkunft - holte der FC Bayern gegen Eintracht Frankfurt seinen ersten Deutschen Meistertitel. Gefeiert wurde dieser, wie auch heute noch, mit einem Triumphkorso durch die Stadt. Landauer war auf dem Höhepunkt seines Schaffens angekommen.

Historische Bilder des FC Bayern München

"Kurt Landauer ist einer der Gründerväter des FC Bayern. Ohne sein Wirken vor und nach dem Zweiten Weltkrieg stünde der Verein nicht da, wo er jetzt ist. Noch kennt ihn kaum jemand, aber das wird der Film 'Landauer' jetzt ändern."

Philipp Lahm, Kapitän des FC Bayern München

Die Flucht vor dem Terror

Dem Höhenflug folgte jedoch schon bald ein bitteres Erwachen. Nach der Reichstagswahl 1933 dominierten die Braunen das Münchner Rathaus. Eines ihrer Ziele war es, die Juden aus dem öffentlichen Leben zu verbannen - und somit auch aus den Sportvereinen. Der FC Bayern wollte Landauer zwar im Amt behalten, dieser erkannte jedoch die ausweglose Situation und trat freiwillig zurück - zum Wohle des Vereins. Auch Meistertrainer Dombi und Jugendleiter Otto Albert Beer verließen den Klub, dem sie kurz zuvor noch zum bis dato größten Erfolg verholfen hatten. Nach der Reichsprogromnacht am 9. November 1938 wurde Landauer für mehrere Wochen ins Konzentrationslager Dachau eingesperrt. Dank seiner guten Beziehungen und wegen seiner Leistungen im Ersten Weltkrieg, für die er mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet worden war, kam er jedoch frei und flüchtete ins Schweizer Exil. Drei seiner fünf Geschwister entkamen dem Terror jedoch nicht und wurden in Konzentrationslagern ermordet.

Wiedersehen im Exil

Kurt Landauer

Auch im Exil wurde der Grandseigneur des FC Bayern von seinem Klub nicht vergessen. Bei einem Freundschaftsspiel in Genf im Jahr 1943 rannten die Spieler zur Tribüne und begrüßten ihren Präsidenten. Kein ungefährliches Unterfangen, denn bereits das Auflaufen für den "Judenklub" konnte das Leben kosten: Bayern-Spieler landeten öfter an der Front als die des Lokalrivalen 1860 München. Ein direktes Zusammentreffen Landauers mit seinen ehemaligen Schützlingen wurde von der mitgereisten Gestapo verhindert.

Wie viele andere Verfolgte wollte auch Landauer nach dem Krieg seinem ursprünglichen Heimatland den Rücken kehren und auswandern. Seine Schiffspassage nach New York hatte er bereits in der Tasche. Doch auf der Durchreise durch München beschloss er zu bleiben - seiner Heimatstadt und dem FC Bayern zu Liebe. Er setzte sich bei den US-Amerikanern dafür ein, dass der Spielbetrieb bald wieder aufgenommen werden konnte, finanzierte seinem Klub die erste Spiellizenz und baute den FC Bayern ein zweites Mal mit auf.

Fakten zu Kurt Landauer

  • Geboren am 28. Juli 1884 in Planegg
  • Bayern-Präsident von 1913 - 1914, 1919 - 1933 und 1947 - 1951
  • Gestorben am 21. Dezember 1961 in München

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