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Fest- und Feiertage Begnadigter Truthahn, Santa Claus und Pilgerväter

45 Millionen gefüllte Truthähne, ein von Präsidenten begnadigtes Tier, Verkehrschaos auf den Straßen und in der Luft, eine bunte Parade mit Tausenden von Besuchern und tags darauf der Beginn des kollektiven Einkaufswahnsinns – und alles das nur, weil die Pilgerväter einst froh waren, den Winter zu überleben. Das ist Thanksgiving, ein staatlicher Feiertag, der in den USA am vierten Donnerstag im November gefeiert wird.

Stand: 27.11.2014 | Archiv

National Turkey Federation Chairman Steve Willardsen, President Obama, Sasha Obama, and Malia Obama | Bild: picture-alliance/dpa

26 November

Donnerstag, 26. November 2015

Eltern, Kinder, Großeltern, Tanten, Onkel und Cousins kommen an Thanksgiving zusammen, um den Truthahn zu verspeisen. Nicht aber, ohne vorher das Tischgebet gesprochen und ihre Wünsche sowie Erlebnisse geschildert zu haben. Dann aber geht es dem mit Maisbrot, Zwiebeln, Eiern, Sellerie und Gewürzen gefüllten und bis zu 15 Kilogramm schweren Truthahn an den Kragen.

Einer wird begnadigt

Eines der Tiere überlebt aber doch, höchstpersönlich begnadigt vom Präsidenten der Vereinigten Staaten. Bei der Proklamation mit der der Präsident der Nation dankt und auf wichtige Ereignisse im Land hinweist, hat der bereits einige Tage vor dem großen Fest einen lebendigen Truthahn geschenkt bekommen. Überreicht wird das Tier seit 1927 von den Industrieverbänden bei der National Thanksgiving Turkey Presentation. Und nachdem es einige seiner Amtsvorgänger nicht übers Herz brachten, den Vogel schlachten zu lassen, wird auch heuer Präsident Obama seinen Vogel am leben lassen. Ganz im Sinne von George H. W. Bush, der 1989 seinen Truthahn erstmals "offiziell begnadigen" ließ.

Verkehrschaos allerorts

Noch größeren Trubel verursachen aber Obamas Landsleute. Weil sie an Thanksgiving alle gleichzeitig versuchen, ihre quer übers Land verstreuten Liebsten zu besuchen, bricht regelrecht das Verkehrschaos aus. Wirklich alle? Ja, schließlich wird der offizielle Feiertag Thanksgiving nicht wie Weihnachten je nach Religionszugehörigkeit an einem anderen, sondern tatsächlich gleichzeitig gefeiert. Laut amerikanischem Automobilverband machen sich dabei über 43,6 Millionen Amerikaner per Flieger oder Auto auf den Weg zu ihrer Familie.

Mehr als ein Familienfest: die Parade in New York

Eigentlich ist Thanksgiving ja ein Familienfest. In New York läuft es dabei aber wie so oft mit etwas mehr Trubel ab. Die Macy's Thanksgiving Day Parade ist die größte weltweit, mehrere Millionen Zuschauer  verfolgen sie vor Ort oder zu Hause an den TV-Bildschirmen. Bunte Umzugswagen, Blaskapellen, Clown- und Cheerleader-Gruppen ziehen durch die Straßen New Yorks und heizen das Publikum an. Am spektakulärsten ist dabei die Präsentation riesiger Ballons in Form von Comic- und Spielzeugfiguren. Nur einem können sie nicht die die Schau stehlen: Am Schluss des Zuges kommt immer der Weihnachtsmann Santa Claus auf seinem Schlitten.

Verlängerung mit Einkaufsrausch

Und der läutet die Verlängerung des Feiertags ein. Am "Black Fryday", dem Brückentag nach Thanksgiving nehmen sich die Amerikaner meist frei – um die ersten Weihnachtseinkäufe zu erledigen. Schließlich lockt an diesem Tag zudem der Einzelhandel mit traditionell hohen Rabatten. Anschließend berechnen die Ökonomen ihren Umsatz dieses Tages ganz genau, für sie ist es ein wichtiger Stimmungsindikator.

Reminiszenz an die Pilgerväter

Ein ganz schönes Spektakel also dieses Fest. Und das eigentlich aus gutem Grund. Schließlich ging es für die Erfinder des Festes ums nackte Überleben.

Die Pilger mit dem berühmten Schiff Mayflower waren am 11. Dezember 1620 ausgerechnet im tiefsten Winter angekommen. Nur 46 der 102 Neuankömmlinge überstanden die harte Zeit, die sie ohne die Hilfe der Indianer wohl kaum überlebt hätten. Nachdem die Ernte im drauf folgenden Jahr aber dank zahlreicher weiterer Tipps der Einheimischen so ergiebig ausfiel, dass die Pilger keine Not mehr leiden mussten, wurde dies groß gefeiert – gemeinsam mit den Indianern. Drei Tage lang gab es Ente, Gans, gekochte Kürbisse, Maisbrot, Fisch und getrocknete Früchte. So besagt es eine Ursprungslegende - historisch aber nicht belegt. Ebenso wie die Frage, ob es damals auch schon gefüllten Truthahn gegeben hätte.

Thanksgiving offiziell

Im Jahre 1863 deklarierte Präsident Lincoln den letzten Donnerstag des Monats November zum Thanksgiving day. 1941 wurde Thanksgiving vom Kongress der Vereinigten Staaten als nationaler Feiertag anerkannt. Das Fest wird auch in Kanada gefeiert, dort findet es aber am zweiten Montag im Oktober statt.


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