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Orthodoxe Weihnachten Die frohe Kunde nach dem langen Fasten

Für sie ist Weihnachten immer erst am 7. Januar: Nach einer langen Fastenzeit feiern die orthodoxen Christen die Geburt Christi mit Gottesdienst, Tannenbaum und gutem Essen. Auch in Bayern zelebrieren mehrere Tausend Angehörige dieser Glaubensgemeinschaft in ihren Kirchengemeinden Gottesdienste.

Stand: 16.03.2015 | Archiv

Mutter mit Kind zündet Kerzen in der Kirche an | Bild: picture-alliance/dpa

07 Januar

Donnerstag, 07. Januar 2016

Die russisch-orthodoxe Kirche richtet sich nach dem julianischen Kalender, der 13 Tage hinter der gregorianischen Zeitrechnung der katholischen und evangelischen Christen liegt. In russisch-orthodoxen Gemeinden, wie etwa in der Kirchengemeinde Heiliger Nektarios von Ägina in Bischofsheim a. d. Rhön, beginnt die Weihnachtsmesse aber bereits am Vorabend. Üblicherweise zünden die orthodoxen Kirchengänger zur Messe Kerzen an und küssen die Ikonen von Jesus und Maria. Weihrauch hängt in der Luft. Der Priester predigt im Wechselgesang mit dem Chor. Außerdem rezitiert ein Vorleser Bibeltexte mit den Weissagungen auf die Geburt Christi.

Tannenbaum und Ikonen

Nach Ostern ist Weihnachten das höchste russisch-orthodoxe Kirchenfest. Es ist ein rein religiöses Fest, an dem ursprünglich keine Geschenke verteilt wurden. Doch immer mehr russische Familien übernehmen den westlichen Brauch des Gabentisches - allerdings in Maßen. Die Kinder bekommen Süßigkeiten, die Erwachsenen schenken sich religiöse Symbole wie Kreuze und Ikonen. Und ein geschmückter Baum gehört ebenfalls zum Fest. Schließlich befahl Zar Peter I. im Jahr 1699, ab sofort Weihnachten am 7. Januar mit Kerzen und Tannengrün zu feiern.

Tafeln nach der Fastenzeit

Eine Gläubige küsst in der Messe die heiligen Motive hinter einer Glasscheibe.

Vor Weihnachten fasten die russisch-orthodoxen Gläubigen 40 Tage lang. Sie verzichten dabei vor allem auf tierische Produkte wie Eier, Milch, Butter, Sahne und Fleisch. Besonders streng Gläubige essen am letzten Fastentag lediglich eine karge Speise aus aufgekochtem Weizen oder Reis mit Rosinen und Nüssen.

Nach der Weihnachtsmesse decken die Gemeindemitglieder dann gemeinsam die Festtafel. Solche Essen warten oft mit üppigen Speisen auf - mit gefüllten Hackfleisch-Teigtaschen (den "Piroggen"), mit Kartoffelknödeln und Pflaumensauce, mit Borscht und Rindfleisch, mit gebratener Gans und Äpfeln, mit Hasenbraten in Rahmsauce, mit verschiedenem Wildbret und Fleisch oder Fisch in Sülze.

"Roschdestwo Christogo" auch in Bayern

Traditionelle Zeremonie: Beim Weihnachtsgottesdienst wird das Abendmahl gereicht.

In Bayern ist der 7. Januar für viele russisch-orthodoxe Gläubige ein ganz normaler deutscher Werktag, so dass sie ihr Weihnachten erst am Abend begehen können. Spätestens dann aber heißt es: "Roschdestwo Christogo", frohe Weihnachten.


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