Bayern 2 - Die Welt am Morgen


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Ende der Welt - Die tägliche Glosse Voyager - echt dufte, sie funkt wieder!

Schön, von ihr zu hören – die Raumsonde Voyager funkt wieder verständliche Nachrichten. Per Fernreparatur haben die NASA-Tüftler das 46 Jahre alte Gefährt wieder hingebogen. Fragt sich nur: Was erzählt sie so, aus 25 Milliarden Kilometern Entfernung? Eine Glosse von Michael Zametzer.

Von: Michael Zametzer

Stand: 25.04.2024

Im Weltall hört Dich niemand schreien – und wenn es Dir auch noch so dreckig geht! Diese Erfahrung musste Voyager eins jüngst machen, jene Raumsonde, die seit 1977 unterwegs ist und mittlerweile schon unser Sonnensystem verlassen hat. Vor einem halben Jahr hatte sie eine Art elektronischen „Schlaganfall“ und sendete folglich nur binärcodiertes Kauderwelsch.

Nun ist dieses am weitesten gereiste Objekt von Menschenhand ja weniger ein Raumfahrzeug, als mehr eine technische Zeitkapsel der späten 1970er Jahre: Da hieß IT noch EDV, in Mathe gabs noch Rechenschieber und bis zum ersten Walkman warens noch zwei Jahre hin. Deshalb ist die „Voyager“ heute mehr Deutsches Museum als Space-Hightech. Der Türöffner in einem gängigen Autoschlüssel hat heute mehr Rechenleistung, als in ihren drei Bordcomputern steckt. Dementsprechend knifflig war der Reparaturauftrag an den NASA-Kundendienst, denn: 1977 war in Sachen Kundenfreundlichkeit, Käuferschutz und Service gefühltes Pleistozän, frühe Eiszeit also.

Diese Entfernung macht auch eine Kommunikation mit dem Interstellaren Endgerät zur Geduldsprobe

Und natürlich enttäuscht die Baureihe Voyager in Sachen Ökodesign: USB-C-Standard? Lächerlich! Akkutausch? Praktisch unmöglich. Recht auf Reparatur? Paah! Dem stünde allerdings allein schon die derzeitige Entfernung der Voyager von zurzeit etwa 25 Milliarden Kilometern entgegen. Ein Kundendienstbesuch wäre also im laufenden Geschäftsjahr eh nicht mehr realistisch gewesen, und allein die Anfahrtskosten legten dann doch den Erwerb eines Neugerätes nahe. Diese Entfernung macht auch eine Kommunikation mit dem Interstellaren Endgerät zur Geduldsprobe: 22 Stunden vergehen, bis eine Nachricht von der Erde ankommt. Eine Zeitspanne, die sonst nur Eltern von Teenagern bekannt sein dürfte.

Aber irgendwie ist es doch auch beruhigend, von so weit her, und nach so langer Zeit wieder etwas zu hören, von einem Ding, das aus der Vergangenheit kommt. Die neueste Nachricht liegt dem BR übrigens vor, und ich freue mich, sie nun mit Ihnen teilen zu dürfen. Noch ein Hinweis – bedenken Sie: Im Jahr 1977 hat man sich noch etwas anders verständigt…also: 0100100….ach so, Moment, hier:

„Hi Fans! Wie geht’s, wie steht’s, auf unserer Erde, der alten Knutschkugel? Wollte Euch mal wieder ein paar Takte rüberfunken. Bin ja mit einem Affenzahn völlig losgelöst durchs System gedüst, Soweit ist es auch ganz dufte hier, hab die Heliopause astrein gewuppt und lass mich jetzt mal richtig easy treiben. Habt ihr meine Schnappschüsse vom Saturn eigentlich schon entwickelt? Hat echt gefetzt, der Trip dran vorbei! Nur urst kalt hier. Da friert dir die Cola in der Flasche! Naja, was haben die NASA-Jungs immer gesagt: Im interstellaren Raum gibt’s kein schlechtes Wetter, nur schlechte Batterien! Keep Cool, grüßt mir die Sonne – eure Voyager 1!“


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