Bayern 2 - Die Welt am Morgen


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Ende der Welt - Die tägliche Glosse Spucks schon aus, Goldvulkan!

Der antarktische Mount Erebus ist nicht nur der südlichste aktive Vulkan der Erde, sondern auch der Spendabelste: Täglich stößt er Goldstaub im Wert von ca. 5000 Euro aus. Nach all den Naturkatastrophen ist es auch nur angebracht, dass die Natur auch mal was anderes ausspuckt als Lava, Stein und Asche. Eine Glosse von Michael Zametzer.

Von: Michael Zametzer

Stand: 30.04.2024

So faszinierend Vulkane sind, so wenig Erfreuliches haben sie in der Regel auszuspucken. Eindrucksvoll-schaurig: Pompeji, wo heute noch die versteinert-gekrümmten antiken Opfer des Vesuv zu sehen sind.

Und noch immer soll es Business-Class-Vielflieger geben, die beim Namen jenes isländischen Vulkans, der 2010 eruptierte, Schweißattacken und Umbuchungsanfälle bekommen: Eja…eiweia…fallera…also, diesen Vulkan, dessen Namen man nicht nennt.

Umso schöner, dass uns die grausame Mutter Erde nun auch was zurückgibt für das ganze unheilvolle Erdkrustenaufreißen, für die Abermillionen Tonnen glühenden Gesteins und Ascheregen! Wurde auch Zeit! Der Mount Erebus, gelegen in der Antarktis, ist nicht nur der südlichste aktive Vulkan der Erde, sondern auch der spendabelste: Er spukt nämlich Gold! (Pause) Haben Sie es gemerkt? Dieses kurze Reißen im Hirn? Der Millisekunden kurze Goldrausch-Reflex? Dieses panisch-erratische „Gold! Gold! Da muss ich hin!!“. Er steckt halt zu tief drin in uns, der Wunsch nach dem schnellen, dem unverdienten, unverschämt bequemen materiellen Glück: „Klicken Sie jetzt auf diesen Link und sichern Sie Sich eine Altersrente von 10.000 Euro monatlich!“ – oder: „Du glaubst nicht, wie schnell ich durch diesen einfachen Finanztrick reich geworden bin!“

Und er wäre ja auch zu verlockend, der Gedanke: Wie im Grimm´schen Märchen vom Esel mit den Edelmetall-Exkrementen - einfach ein Tuch unter dem goldspeienden Berg ausbreiten, und mit einem beherzten „Bricklebrit“ darauf warten, dass die Goldköddel nur so aus dem Trichter schießen und sich einsammeln lassen wie Bonbons an Rosenmontag! Hier wäre eine künftige Antarktis-Expedition übrigens gut beraten, Menschen aus dem karnevalistisch geprägten Rheinland anzuheuern, die haben eine wertvolle Expertise im Einfangen von Kostbarkeiten aus der Luft. Muss nur einer „Kamelle…!“ rufen, um den Fangreflex auszulösen.

Doch ach, wenn es nur so einfach wäre!

Doch ach, wenn es nur so einfach wäre! Denn wenn das Wörtchen wenn nicht wär, hätten wir ja längst die Nuggets aufgesammelt wie Dagobert Duck einst in Alaska seinen sagenhaften, mehrere Fantastilliarden schweren Reichtum begründet hat. Aber: das Edelmetall fällt nicht in handlichen Brocken, Münzen oder Barren vom Himmel, sondern schwebt mikrogrammfein in der Luft, setzt sich höchstens auf der Oberfläche des ewigen Eises ab, und ist auch nur mit feinsten Messgeräten nachzuweisen. Und so hat der goldige Mount Erebus auch nur einen vergleichsweise dürftigen Tagesausstoß von etwa 80 Gramm Gold am Tag, verteilt über etwa eine Million Quadratkilometer. Das wären, je nach Tageskurs, zwar schon um die 5700 Euro. Aber allein Schiffspassage, Ausrüstung und tonnenweise Fisch zur Befriedung ansässiger Pinguinpopulationen fräßen den Gewinn schnell auf.

Allein im deutschen Sprachgebrauch könnte sich der goldspeiende Berg einen Platz erobern, nämlich als Alternative zum arg unflätigen „Geldscheißer“: „20 Euro mehr Taschengeld? Ich bin doch nicht der Mount Erebus!“


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