Bayern 2 - radioTexte am Donnerstag

Patricia Highsmith "Die Heldin" und "Der Schneckenforscher"

Zwei ihrer psychologisch betörenden Kurzgeschichten, "Die Heldin" und "Der Schneckenforscher", zeugen nicht nur von ihrem außergewöhnlichen Talent als erst zwanzigjährige Studentin; sie zeigen sie auch als experimentierfreudige Einzelgängerin und Schnecken-Liebhaberin.

Von: Judith Heitkamp

Stand: 26.11.2020 | Archiv

Patricia Highsmith | Bild: picture alliance_AP Photo_Anonymous

2021 wäre die schillernde Schnecken-Freundin 100 Jahre alt geworden

Wer war der Mörder? Solche Fragen interessierten die "Meisterin der unbestimmbaren Beklemmung" (Graham Greene) nicht. Die talentierte Miss Highsmith (1921-1995) fragte nach dem Warum. Die talentierte Miss Highsmith (1921-1995) fragte nach dem Warum. Zwei ihrer psychologisch betörenden Kurzgeschichten, "Die Heldin" und "Der Schneckenforscher", zeugen nicht nur von ihrem außergewöhnlichen Talent als erst zwanzigjährige Studentin; sie zeigen auch Patricia Highsmith als experimentierfreudige Einzelgängerin mit legendärer Vorliebe für schleimige Weichtiere. Lesung mit Wiebke Puls

"Es heißt immer, es sei die Liebe, nach der wir ein ganzes Leben lang suchen, oder es sei der Ruhm. Aber es ist keins von beiden. Was wir suchen, ist Verständnis. (…) Unermüdlich wie ein ausgehungertes Tier suchen wir danach."

(Patricia Highsmith, Tagebücher, 1941)

2021 ist auch ein Jahr der Patricia Highsmith: Im Januar wäre die amerikanische Star-Autorin einhundert Jahre alt geworden und nun erscheinen erstmals, 26 Jahre nach ihrem Tod, ihre seit College-Zeiten akribisch geführten Tage- und Notizbücher - eine Weltpremiere, entdeckt im Wäscheschrank der 1995 verstorbenen Autorin. Diese 8000 Seiten zeigen, was für ein Arbeitstier die Erfinderin des mörderischen Mr. Ripley war, welche selbstzerstörerischen Ängste sie quälten. Die Tagebücher überraschen vor allem mit der Offenheit, mit der Highsmith über ihre Liebesbeziehungen mit Frauen schreibt - zur damaligen Zeit noch strafbar. Eine Partygängerin, eine gut vernetzte Künstlerin, und doch eine Außenseiterin, die immer wieder mit ihrem Anders-Sein haderte.

"Das Schreiben ist natürlich ein Ersatz für das Leben, das ich nicht leben kann, das zu leben ich nicht in der Lage bin."

(Patricia Highsmith, Tagebücher)

Ausgewählte Passagen aus den Tage- und Notizbüchern Patricia Highsmiths liest Wiebke Puls ab 9. November in drei Folgen in den radioTexten am Dienstag. Und hier, in der klassischen Lesung, interpretiert Wiebke Puls am 18. November zwei berühmte Erzählungen der Highsmith: "Die Heldin" und natürlich: "Der Schneckenforscher". 

Regie und Moderation: Kirsten Böttcher
Redaktion: Judith Heitkamp

Unsere Lesungen können Sie nachhören: auf dieser Seite im Stream und als Download im Podcast-Center des Bayerischen Rundfunks.