Bayern 2 - Gedanken zum Tag


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Hannah von Schroeders Gedanken zur Passionszeit

Karsamstag - der stillste Tag im Kirchenjahr.

Stand: 30.03.2024

Gedanken zur Passionszeit | Bild: BR

30 März

Samstag, 30. März 2024

Karsamstag - der stillste Tag im Kirchenjahr. Stiller noch als der Todestag selbst. Seit gestern schweigen die Kirchenglocken. Die Kerzen wurden ausgeblasen. Die Lichter sind aus, es ist zu Ende. Ohne diesen totalen Einbruch wäre das Osterfest nicht möglich. Finsternis und Licht, beides gehört zur Liturgie der Osternacht genau wie zum Schöpfungsmythos: Alles auf Anfang: "Die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe, und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser. Und Gott sprach: Es werde Licht. Und es ward Licht." Ostern ist ein Neubeginn: Alles auf Anfang. Eine geheimnisvolle Frau Weisheit meldet sich hier zu Wort und erinnert daran, dass auch sie von Anfang an dabei war. Das könne man in der Bibel im Buch der Sprüche nachlesen, sagt sie. Dass Gott Ordnung ins Chaos gebracht hat, dass Feste vom Wasser getrennt, den Himmel von der Erde, das Licht vom Dunkel, das findet Frau Weisheit gut. Sie möchte aber zusammen mit ihrem Freund, dem Heiligen Geist, verhindern, dass die göttliche Ordnung zu starr wird. Frau Weisheit wackelt ganz gerne mal an zu fixen Denksystemen; und sie mag es auch nicht, wenn aus dem Tod und der Auferstehung Jesu eine unverrückbare Theorie wird. Sie flüstert uns zu: Flexibel bleiben! Verliert nicht den Blick für dieses göttliche Wunderwerk! Spürt Ihr den Atem des Lebens? Seht es Euch an! Alles erstrahlt in ganz neuem Licht.

Hannah von Schroeders / unveröffentlichter Text


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