Bayern 2 - Gedanken zum Tag


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Gudrun Sailer Gedanken zur Fastenzeit

Stille schenken

Stand: 16.03.2024

Gedanken zur Fastenzeit | Bild: BR

16 März

Samstag, 16. März 2024

Zum vorösterlichen Putzplan für die Seele gehört, neben Fasten und Gebet, das Almosengeben. Weil das so vorgestrig klingt und so von oben herab, können wir auch vom Schenken reden. Das Prinzip ist dasselbe: Es geht ums Teilen, um Aufmerksamkeit und Fürsorge. Schenken kann man nicht nur ein offenes Ohr, Geld oder eine warme Decke. Schenken kann man auch Stille. Zehn Minuten Stille schenken - mir selbst und allen anderen. Diese Idee hat in Wien die Akademie für Dialog und Evangelisation entwickelt. Zehn Minuten jeden Tag innehalten. Zehn Minuten, die einfach und schwierig zugleich sind. Aber vor allem sind sie überraschend wirksam. "Du beginnst einfach damit nachzudenken, wofür du gerade dankbar bist", heißt es im Beipacktext für die Aktion der Wiener. "Danach kannst du all denjenigen, die es schwer haben, von Herzen Gutes wünschen." An einen Gott glauben muss man dafür nicht; dankbar sein und das Herz weiten ist jedem Menschen möglich. Der Schauspieler Cornelius Obonya, der bei "Stille schenken" mitmacht, hat erklärt, warum das Ganze aus seiner Sicht Wunder wirkt: "Zehn Minuten auf Zehenspitzen stehen - unmöglich. Zehn Minuten den Atem anhalten - geht nicht. Zehn Minuten herumbrüllen - schlecht in jeder Hinsicht. Aber zehn Minuten Stille? Dann ist der ganze andere Blödsinn nicht mehr nötig. Zehn Minuten Stille für uns alle. Was für ein einfacher Beginn für Neues." Ob wir das einfach ausprobieren? Schenken verändert uns.

Gudrun Sailer / unveröffentlichter Text


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