Bayern 2

     

Zündfunk Generator Zur Erosion der Solidarität

Sonntag, 02.11.2014
22:05 bis 23:00 Uhr

BAYERN 2

Es wird nicht mehr geblinkt
Zur Erosion der Solidarität
Von Roderich Fabian
Internet: www.bayern2.de/zuendfunk
Als Podcast verfügbar

Wer mit seinem Auto abbiegt, muss vorher blinken. Aber das geschieht zunehmend weniger, denn das Blinken nutzt einem selbst nichts, sondern ist ein solidarischer Akt für die anderen Verkehrsteilnehmer. Aus dieser Alltagsbeobachtung heraus fragen wir nach dem Stand der Solidarität heute. Der Begriff, der keine ideologische Richtung kennt, wurde zunächst im 19.Jahrhundert von der Arbeiter- und Frauenbewegung entwickelt und erlebte nach der Weltwirtschaftskrise seinen ersten Höhepunkt. Kranken-, Arbeitslosen- und Rentenkassen sind das Ergebnis des Kampfes um Solidarität in einer Demokratie.
Durch die neoliberale Umstrukturierung der Gesellschaft hat es die Solidarität als Tatsache und gesellschaftlicher Wert nun zunehmend schwer, weil an ihre Stelle der Wettbewerb tritt, der eben den Kampf jeder gegen jeden bedeutet. Die junge Soziologin Greta Wagner beschreibt, wie in unserer Gesellschaft - auch in unseren Köpfen - das Gefühl für Solidarität abhandenkommt.
Doch Hilfe scheint ausgerechnet vom Oberhaupt der Katholischen Kirche zu kommen, benutzt Papst Franziskus den Begriff doch bei vielen Gelegenheiten und führt ihn als Argument gegen das amerikanische "Survival of the Fittest" an. Solidaritätist eben etwas anderes als pure Nächstenliebe, meint dazu auch Kirchenexperte Wolfgang Küpper.
Dass Solidarität nach wie vor und noch in viel größerem Maße geäußert wird als früher, daran glaubt Internet-Fachmann Benedikt Köhler. Jeder Like, jedes Retweeten auf Twitter kann als solidarische Aktion im Netz gewertet werden. Politisches Engagement stelle sich im Netz eben anders dar als in der analogen Welt.
Ist die Solidarität also doch noch nicht am Ende? Muss sie sich nur neuen medialen Zuständen anpassen? All diese Fragen beantwortet der Zündfunk Generator am 2.November.