Bayern 2

     

Zündfunk Generator Warum wir alle zu Cyborgs werden

Sonntag, 20.10.2013
22:05 bis 23:00 Uhr

BAYERN 2

Widerstand ist zwecklos
Warum wir alle zu Cyborgs werden und warum das auch nicht schlimm ist
Von Kathi Grünhoff
Internet: www.bayern2.de/zuendfunk
Als Podcast verfügbar

Wir kennen sie aus der Popkultur, aus Comics oder von der Filmleinwand: "Die Borg" aus Star Trek, Darth Vader aus Star Wars oder Inspector Gadget – sie alle sind Cyborgs, also Mensch-Maschinen bzw. Maschinen-Menschen. Was viele aber nicht wissen: Cyborgs leben längst unter uns – und zwar ganz real.
Neil Harbisson ist so ein Cyborg. Der farbenblinde Spanier trägt eine Kamera auf dem Kopf, die fest in seinem Schädelknochen verankert ist und mit deren Hilfe er Farben in Töne übersetzen und damit hören kann. Stefan Urbach ist so ein Cyborg. Das ehemalige Mitglied der Piratenpartei trägt ein Magnetplättchen unter der Fingerkuppe, mit dem er elektromagnetische Schwingungen ertasten kann. Beide verstehen sich als Cyborg-Aktivisten, werben also für ihr Lebensmodell. Und wo eine Bewegung, da ist eine Gegenbewegung nicht weit. In London hat sich erst vor Kurzem die Initiative "Stop the Cyborgs" gegründet. Ihr Ziel: Warnung vor der Technikgläubigkeit, die am Ende im Überwachungsstaat münden kann.
Wer Cyborg ist – das ist gewissermaßen Definitionssache. Ein Hörgerät, ein Herzschrittmacher oder eine Hüftprothese sind bereits Vorstufen der Verschmelzung von Mensch mit Maschine. Der US amerikanische Science Fiction-Autor William Gibson ist sogar der Ansicht, dass wir bereits dann Cyborgs sind, wenn wir unsere menschliche Sphäre einfach nur durch externe Technik erweitern, etwa indem wir im Internet surfen oder den Fernseher einschalten. Wissenschaftler prophezeien, dass in den nächsten zwanzig Jahren "supermenschliche" Fähigkeiten möglich werden, die uns gesünder, effektiver machen und uns vor allem sehr viel länger leben lassen. Verbirgt sich hinter dem Cyborg also vielleicht am Ende nichts weniger, als der lang gesuchte Stein der Weisen?